Langsam setzt sich auch in der Aufzugsbranche die Erkenntnis durch, dass die Fernmeldenetze einem grundsätzlichen Strukturwandel unterzogen werden. Dabei hatte die Telekom bereits 2010 die Interessenverbände darüber informiert und einen straffen Terminplan für die Umstellung vorgelegt.
Auch wenn sich die angekündigte Netzumstellung zwischenzeitlich etwas nach hinten verschoben hat – die Telekom spricht aktuell von 2016 bis 2018 bis zum Abschluss des Netzumbaus – ist eines dennoch sicher: Alle Telekommunikationswege werden in absehbarer Zeit auf ein IP (Internet Protokoll)-basierendes Protokoll umgestellt.
Komplikationen bei analogen Verbindungen
Vor allem bei analogen Anschlüssen sind Probleme vorprogrammiert. So ist zwar eine Integrierung in die neuen NGN-Netze (Next-Generation-Network) vorgesehen, es gilt jedoch als unwahrscheinlich, dass alle bisher verwendeten Übertragungsverfahren weiterhin funktionieren werden, da sich im neuen Netz alle angebotenen Dienste den gleichen Anschluss teilen. Durch Komprimierungsverfahren gehen besonders für analoge Datenverbindungen wichtige Informationen verloren, was zu fehlerhaften Verbindungen führen kann. Hinzu kommt, dass IP-Verbindungen paketorientiert übertragen werden und entsprechend einzelne Datenpakete unterschiedlich schnell ans Ziel kommen können.
Die Auswirkungen sind bereits täglich in Notruf- und Serviceleitstellen erkennbar: Bei immer mehr Notrufeinrichtungen werden eine mangelhafte Übertragungssicherheit und häufig fehlende Testanrufe festgestellt. Die Telekom hatte schon in der KW 50/2012 einen absoluten Vertriebsstopp für festnetzbasierende Notrufanschlüsse in Aufzügen verfügt, diesen Beschluss aber in der KW 51/2012 mit der Begründung wieder aufgehoben, dass nicht alle Aspekte betrachtet und koordiniert wurden. Welche endgültigen Auswirkungen eine Umstellung der Fernmeldenetze auf die zigtausende bereits installierten und geplanten Notrufsysteme beziehungsweise die Fernüberwachung von Aufzugssteuerungen haben wird, lässt sich derzeit noch nicht abschließend beurteilen.
Angebotene Lösungen ungenügend
Viele Hersteller von Aufzugnotrufsystemen bieten zwischenzeitlich Lösungen an die über eine GSM basierende "Vorschalteinrichtung" einen analogen Anschluss simuliert. Dadurch können zwar vorhandene Notrufsysteme weiter verwendet werden, die technische Problematik bleibt bei diesen Lösungen aber weitgehend unberücksichtigt. Bereits 2003 haben alle deutschen Mobilfunkanbieter ihre gesamte Vermittlungstechnik auf eine moderne IP-basierende Technik umgestellt und in das neue NGN Netz integriert. Dies blieb nicht ohne Auswirkung auf Systeme, die Daten und Töne im GSM-Mobilfunknetz übertragen und den erhöhten Anforderungen des 3GPP Standards nicht mehr gerecht werden. Ein komplexer Prozess mit Folgen: Notrufauslösungen und Testanrufe werden nicht mehr sicher und zeitnah abgesetzt und blockieren teilweise durch Fehlübertragungen die Zugänge von Notruf- und Serviceleitstellen.