Vodafone hatte im Frühjahr 2018 angekündigt, die Kabelnetze von Liberty Global – in Deutschland unter dem Namen Unitymedia tätig – auch in Ungarn, Tschechien und Rumänien für insgesamt etwa 18,4 Milliarden Euro übernehmen zu wollen. Dagegen hatte sich Kritik aus verschiedenen Lagern formiert. Starke Vorbehalte kamen etwa von regionalen Anbietern wie Netcologne. Der Bundesverband Glasfaseranschluss Buglas warnte davor, dass mit der Stärkung des TV-Kabelnetzes der Glasfaserausbau ausgebremst würde. Glasfaser ermöglicht noch schnellere Übertragung, ist im Ausbau aber relativ teuer. Fernsehsender wiederum befürchteten höhere Kosten, damit sie die Programm auf die Fernseher der Vodafone-Kunden bringen dürfen.
Kritiker sahen ihre Befürchtungen nach der Brüsseler Entscheidung bestätigt. Die Kommission zementiere das “Quasi-Monpol von Vodafone im deutschen Verbreitungs- und Einspeisemarkt”, monierte der Verband Privater Medien (Vaunet), dem zum Beispiel RTL angehört. Der Buglas bekräftigte, dass die Fusion Wettbewerb und Glasfaserausbau schade.
Sorgenfalten gab es auch bei der Deutschen Telekom. “Wir sind überzeugt, dass die Auflagen nicht ausreichen, negative Auswirkungen im Bereich der Medien- und Programmvielfalt abzuwenden”, sagte ein Sprecher. “Wir werden die Entscheidung der Wettbewerbsbehörde intensiv analysieren und dann entscheiden, ob eine gerichtliche Überprüfung zum Schutz des Wettbewerbs geboten ist.” Für die Telekom fallen künftig die Mieteinnahmen von Vodafone weg. Denn der Konkurrent will eigene Kunden, die bisher Telekom-Leitungen nutzen, wenn möglich auf das Vodafone-Kabelnetz “migrieren”.
Der Branchenexperte Torsten Gerpott von der Universität Duisburg-Essen kritisierte die Auflagen der EU-Kommission als schwach. “Vodafone muss nur einen einzigen Konkurrenten auf sein Kabelnetz lassen – warum nicht mehrere?” Auch die anderen Auflagen “tun Vodafone nicht weh”. “Ein schärferes Schwert wäre eingesetzt worden, wenn Vodafone dazu verpflichtet worden wäre, von TV-Sendern keine Einspeisegebühren mehr zu nehmen” – stattdessen wurde der Firma nur auferlegt, die Entgelte für frei empfangbare Fernsehsender nicht zu erhöhen. “Das entspricht der traditionellen Linie dieser Behörde”, so Gerpott. “Sie will den europäischen Telekommunikationsmarkt konsolidieren im Glauben, größere Player brächten die EU wirtschaftlich insgesamt nach vorn.”
Unitymedia ist bald Geschichte
Und was heißt die Übernahme für den Endverbraucher? In NRW, Hessen und Baden-Württemberg könnte der Wettbewerb nachlassen, weil die bisherige Konkurrenzsituation zwischen Unitymedia und Vodafone wegfällt, warnte Gerpott. “Dies schränkt die Wahlmöglichkeiten für Kunden ein.” Eins ist zudem klar: Der Name Unitymedia ist bald Geschichte. Von Vodafone heißt es hierzu: “Die Marke Unitymedia wird im Laufe der Zeit auslaufen.”