Erst forcierten Mobilfunkfirmen mobile Datendienste wie das Surfen vom Handy aus oder das Herunterladen von Musik-Files und Videos. Jetzt werden sie offenkundig Opfer ihres eigenen Erfolges. Als erster Provider kappte nun die britische Tochter von Telefónica o2 Daten-Flatrates für mobile Geräte.
Klar ist, dass sich mit Mobilfunktelefonaten längst nicht mehr das große Geld verdienen lässt. Selbst kleine Tricks, wie etwa überhöhte Roaming-Gebühren bei Telefonaten aus dem Ausland, helfen nicht mehr weiter. Eine Klage von Mobilfunkfirmen gegen die Begrenzung der Roaming-Gebühren durch die Europäische Union wurde am Dienstag (8. Juni) vom Europäischen Gerichtshof zurückgewiesen.
Nun bekommen T-Mobile, Vodafone, o2, E-Plus und Co. offenkundig auch an einer anderen Front Probleme: bei mobilen Datenservices. Mit den Einnahmen aus diesem Sektor konnten die Service-Provider bislang die sinkenden Umsätze bei Mobiltelefonaten kompensieren.
Doch dank harter Preiskämpfe, die in Daten-Flat-Rate-Angeboten für mobile Internet-Surfer und »Downloader« von Videos und Musikdateien mündeten, wurden offenkundig nun auch hier Grenzen erreicht. o2 Großbritannien hat nun die Notbremse gezogen. Künftig bietet der Service-Provider keine Flat-Rates mehr an.
Bei Neuverträgen gilt ab 24. Juni folgende Regelung: Je nach Vertrag darf ein User 500, 750 oder 1000 MByte Daten pro Monat via Mobilfunknetz transferieren. Dafür zahlt er zwischen 25 und 60 Pfund im Monat. Das entspricht etwa 30 beziehungsweise 80 Euro.
Der Hintergrund: Wegen der wachsenden Verbreitung von Smartphones, speziell des iPhone, und von mobilen Rechnern wie Netbooks und des iPad stößt die Netzkapazität von o2 an ihre Grenzen. Der Ausbau der mobilen Backhaul-Infrastruktur würde Geld kosten und die Gewinne des Unternehmens drastisch schmälern.
Die offizielle Begründung von o2 Großbritannien hört sich natürlich anders an. Das neue Modell sei für die User deutlich transparenter, so der Anbieter in einer Pressemitteilung. Zudem hätten Analysen ergeben, dass für 97 Prozent der o2-Kunden die angebotenen Daten-Bundles ausreichend seien.
Mit einem Paket von 500 MByte könne ein Nutzer im Monat 50 Musikdateien in niedriger Qualität oder 60 Youtube-Videos von 4,5 Minuten Länge herunterladen. Das allerdings dürfte für etliche Nutzer nicht gerade üppig sein, rechnet man noch E-Mails (eventuell mit Dateianhängen wie Fotos) und den Besuch von Web-Sites, gegebenenfalls mit Rich-Media-Angeboten, hinzu.
Nach eigenen Angaben plant Telefónica o2 derzeit nicht, die Limitierung auf andere Länder wie Deutschland auszudehnen. Allerdings dürfte der Provider auch hier zu Lande die Entwicklung des Datenaufkommens, das über sein Netz läuft, kritisch beobachten.
Es ist davon auszugehen, dass auch Konkurrenten von o2 wie Vodafone und T-Mobile den »Feldversuch« des Unternehmens in Großbritannien mit Interesse verfolgen. Sollten die o2-Nutzer die neuen Regelungen akzeptieren, könnten ähnliche Ideen auch bald anderen Orts und von anderen Mobilfunkfirmen in die Tat umgesetzt werden.