Die Unterschiede zwischen den beiden WAN-Technologien zeigen: Weder ein reines MPLS-Netz noch ein Internet-Weitverkehrsnetz können in Zukunft die Anforderungen von Unternehmen erfüllen. Vielmehr gilt es, die Vorteile von MPLS und Internet in einem hybriden WAN zu vereinen. Je nach Standort kann die Anbindungsart dabei verschieden aussehen: nur über MPLS, nur per Internet oder über eine Kombination aus beidem.
Grundsätzlich bieten MPLS-Verbindungen die beste Performance. Nutzen Standorte aber zusätzlich Internet-VPN, können sie teure MPLS-Kapazitäten sparen. Denn die leistungsfähige MPLS-Verbindung nutzen dann nur noch anspruchsvolle Anwendungen wie Enterprise Resource Planning-Systeme (ERP) oder Videokonferenzen. Die weniger zeitkritischen Datenströme hingegen, etwa für eine Webkonferenz, wählen die verschlüsselte Internetverbindung. „Internet als WAN ist ideal für Massendatenströme wie Back-ups oder für andere Datenströme, bei denen zeitweilige Verzögerungen oder Paketverlust nicht den Betrieb beeinflussen“, schreibt Nemertes in einer Studie. Alternativ dient das Internet-VPN als reine Back-up Verbindung, die nur bei Lastspitzen zum Einsatz kommt.
Option für kleine Standorte
Bei manchen Standorten empfiehlt es sich sogar, rein auf Breitband-Internet zu setzen – wenn eine hochwertige Anbindung über MPLS nicht verfügbar ist oder zu teuer, wie etwa bei kleineren Zweigstellen. Zudem kann es in einigen Ländern, zum Beispiel in Asien und Afrika, bis zu mehrere Monate dauern, die Anschlussleistung zwischen einer Zweigstelle und dem nächsten MPLS-Zugangspunkt (PoP) einzurichten. Sollen solche Standorte schneller an das Firmennetz angeschlossen werden, können Unternehmen für den Anfang auf ein Internet-VPN setzen. Da Internetzugänge heute überall verfügbar sind, ist eine Verbindung schnell konfiguriert. Bei Bedarf können die Außenstellen später auf MPLS umsatteln oder beide Technologien parallel nutzen.
Gartner-Analyst Andrew Lerner schätzt, dass ein hybrides WAN-Modell etwa 30 Prozent weniger kostet als ein reines MPLS-Netz. So lassen sich die steigenden Datenmengen in Firmennetzen zu annehmbaren Kosten bewältigen.
Yvonne Nestler und Jan Ungruhe sind Fachautoren mit Sitz in Köln