Eine jüngst von Corero durchgeführte Befragung hat ergeben, dass die Mehrzahl der IT-Sicherheitsprofis, nämlich 53 %, finden, dass ISPs sich hinter dem Gebot der Netzneutralität verstecken. Die Befragten gehen davon aus, dass Provider das Gesetz nutzen, um ihrer Verantwortung auszuweichen, wenn es darum geht, Kunden vor Cyberangriffen zu schützen. Wie beispielsweise vor DDoS-Attacken. Service Provider sitzen an einer Schlüsselposition, wenn es um diesen Typus von Angriffen geht, ganz einfach wegen der großen Bandbreite, die über sie läuft, und der vielen angeschlossenen Endkunden. ISPs sind deswegen prädestiniert unerwünschten, schädlichen Traffic bereits an vorgeschalteten Peering-Points herauszufiltern. Also bevor der komplette Datenstrom auf das Netzwerk des Kunden trifft.
Dieselbe Umfrage hat ergeben, dass eine deutliche Mehrheit (59 Prozent) sich Gedanken darüber macht, ob ihr Provider sie ausreichend vor DDoS-Angriffen schützt und beinahe ein Viertel der Befragten würde sogar soweit gehen, seinen Provider für die aus einer DDoS-Attacke herrührenden Schäden haftbar zu machen. Das hat potenziell ernste Konsequenzen für Telekommunikationsanbieter, denn mehr als ein Fünftel (21 Prozent) der Befragten würde den Anbieter wechseln, sollte er nicht in der Lage sein Kunden vor DDoS-Angriffen zu schützen.
Die Erwartungshaltung der Kunden hat sich in dieser Hinsicht deutlich verändert. Was beim Endnutzer ankommt, sollte demnach keine Mélange aus erwünschten und unerwünschten Daten mehr sein, sondern ein bereits aktiv vom Provider bereinigter Datenstrom. Trotzdem bieten längst nicht alle ISPs ihren Kunden diesen Service an. Das hat verschiedene Gründe. Einer davon ist, dass sich eine nicht unbeträchtliche Zahl von Telekommunikationsunternehmen immer noch auf veraltete Technologien verlässt. Dazu gehört typischerweise die Methode, potenziellen DDoS-Traffic über Scrubbing Center umzuleiten. Die Methode ist kostenintensiv und berüchtigt für ihre Langsamkeit. Im Schnitt dauert es über eine Stunde von der Entdeckung eines DDoS-Angriffs bis zum Ergreifen von Gegenmaßnahmen. Neben anderen Nachteilen, sorgt das Aussperren von IP-Adressen wie beim Blackholing dafür, dass während einer laufenden DDoS-Attacke die betreffende Website nicht erreichbar ist. Ein Stück weit macht man damit den Job der Hacker selbst. Will man über diesen Weg die Pipeline vollständig bereinigen, ist das in verteilten Netzwerkarchitekturen genauso teuer wie ineffizient.
Automatisierte DDoS-Abwehr
Eine mittlerweile verfügbare Alternative sind In-Line-Lösungen, die in Echtzeit vor DDoS-Angriffen schützen. Provider können die Technologie an geeigneten Peering oder Transit Points installieren und skalieren. Solche Systeme haben den großen Vorteil, dass sie automatisiert arbeiten und so auf einen DDoS-Angriff in dem Moment reagieren, in dem er stattfindet. Um den beim Kunden ankommenden Traffic optimal zu bereinigen, ist es möglich, für jeden Kunden individuelle Richtlinien und Grenzwerte zu definieren. Weitere Vorteile liegen darin, Prozesse straffen zu können, über mehr Kontrolle zu verfügen und verlässlich ablaufende Dienstleistungen anbieten zu können. Hält man sich die potenziellen Folgen eines erfolgreichen DDoS-Angriffs für das eigene Image und den Ruf des Kunden vor Augen, sollten ISPs bei der Wahl ihrer Methoden umdenken. Im Umkehrschluss wird ein Provider, der aktiv den Ruf seiner Kunden schützt, attraktiv für neue Interessenten.
Statt sich also wie bisher hinter dem Gebot der Netzneutralität zu verschanzen, haben Telkos jetzt die Chance ihre Dienste zu modernisieren, die bestehende Kundenbasis zu stabilisieren und innerhalb desselben Prozesses neue Umsatzmöglichkeiten zu generieren.
Dave Larson ist COO bei Corero Network Security