Autoren: Arnd Weber (ITAS-KIT), Christoph Krauß (Fraunhofer SIT), Steffen Reith (Hochschule Rhein-Main)
“IT-Sicherheit kann durch die Nutzung validierter, offener Komponenten in der gesamten IT-Wertschöpfungskette erreicht werden. Der Weg dahin verläuft analog zur Durchsetzung von Linux: Enthusiasten und Forscher entwerfen Komponenten, die Industrie partizipiert und stellt die Verfügbarkeit der Komponenten über Jahrzehnte sicher, entsprechend der Nutzung der damit hergestellten Geräte.
Die IT-Industrie steht vor einer Reihe von Problemen:
Aktuell gibt es Ansätze, den Erfolg von Open Source Software mit dem Bau von Open Source Hardware, wie etwa den RISC-V-Prozessoren, zu wiederholen. Frans Sijstermans hat die Motivation des Grafikkartenherstellers Nvidia, an dieser Entwicklung teilzunehmen,
geschildert: „Open Source unterliegt vielen Kontrollen. Die besten Hochschulforscher schauen sich die Architektur an. Bei RISC-V könnte man argumentieren, man hilft den Wettbewerbern, die die Ergebnisse einfach nehmen können, ohne wie Du selbst gezahlt zu haben. Das ist aber ein falsches Denken. Jeder wird Vorteile haben, wenn wir alle zusammenarbeiten. Die Arbeit an der Sicherheit hätte wohl nicht stattgefunden, wenn wir nicht gesagt hätten, dass die Sicherheit schon ganz früh berücksichtigt werden muss.“
Nvidia und Western Digital kündigten an, Milliarden von RISC-V-Prozessoren, die die Prinzipien der Open Source Hardware kommerziell umsetzen, schon in diesem Jahr auf den Markt zu bringen. Wir denken, dass ein ähnlicher Prozess zum Bau wiederverwendbarer Schlüsselkomponenten für die deutsche Industrie, ja letztlich für alle Industrien der Welt vorteilhaft wäre. Im Falle der starken Verbreitung offener Hardware muss man damit rechnen, dass auf vorgelagerten Ebenen, wie in der Halbleiterfertigung, Hintertüren eingebaut werden. Als Gegenmaßnahme wäre dann ein Wandel der globalen Struktur der Halbleiterindustrie nötig: Investoren könnten mehr regionale Fabs betreiben und sie könnten für ihre Kunden oder für externe Experten transparenter werden; es wurde sogar angedacht, dass Open-Source-Enthusiasten eine Fab betreiben.
Ähnlich besteht Handlungsbedarf bezüglich der Validierung der entstehenden Komponenten. Ein gutes Ziel wäre die Schaffung eines Baukastens mit bewiesenermaßen sicheren oder umfassend validierten offenen Komponenten sowie entsprechenden Entwicklungstools.
Während Enthusiasten bereits dabei sind, offene Tools für die gesamt Wertschöpfungskette zu bauen, müssen diese für die industrielle Nutzung noch verbessert werden. Immerhin sind die Tools bereits heute so gut, dass sich einfache Open-Source-Prozessoren damit bauen lassen.
Insgesamt besteht damit reichlich Forschungs- und Handlungsbedarf. Die Autoren haben deshalb, gemeinsam mit Michael Kasper, Dirk Kuhlmann und Jean-Pierre Seifert, eine Initiative mit dem Kürzel Quattro S (Security, Safety, Sovereignty, Social Product) gegründet, um diesen Prozess voranzutreiben.