Was Nutzer beachten müssen

Drei Modelle für Cloud-Marktplätze

13. November 2014, 15:32 Uhr | Matthias Kunisch, Geschäftsführer Forcont Business Technology
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Auch wenn sich Softwareprodukte und smarte Services aus der Cloud nicht ganz so schnell etabliert haben, wie es der Hype vermuten ließe, sind sie mittlerweile im Markt angekommen. Dabei haben sich drei unterschiedliche Geschäftsmodelle – oder besser Marktplatztypen –entwickelt. Doch worin liegen die Unterschiede, welche Vorteile bieten sie den Kunden, werden sich übergreifende Standards entwickeln und wie steht es um die Sicherheit in der Cloud?

Der erste Typ der Cloud-Marktplätze funktioniert prinzipiell wie die guten alten innerstädtischen Wochenmärkte. Die Cloud-Services werden wie klassische Handelswaren für jeden zugänglich auf dem Marktplatz angeboten. Der Marktplatz fungiert dabei als Vermittler zwischen dem Anbieter und dem Nutzer. Hierfür erhält der Marktplatz vom Anbieter eine pauschale Gebühr, mit der er seine Betriebskosten deckt (Hosting, Pflege, Marketing etc.). Der Nutzungsvertrag für die Services kommt aber allein zwischen Anbieter und Nutzer zustande. Die Beziehungen zwischen allen Beteiligten sind also überschaubar und eindeutig.

Für den Nutzer gibt es allerdings mehrere Dinge zu beachten. Da er mit jedem Anbieter nach dessen individuellen Vorgaben einen Vertrag schließen muss, kommt so unter Umständen eine große Anzahl unterschiedlicher Verträge zustande. Das kann für den Käufer mit viel Aufwand verbunden sein. Je nach Bedarf und Geschäftsmodell des Käufers stellen aber nicht nur die Verträge ein Problem dar. Viel wichtiger ist die Frage nach der Interoperabilität der verschiedenen Services untereinander: Können Daten ausgetauscht werden, können serviceübergreifende Geschäftsprozesse implementiert werden, funktioniert das Nutzermanagement und Single Sign-on über Anbietergrenzen hinaus? Für weitestgehend alleinstehende Services und für den Start in die Welt des Software as a Service ist diese Marktplatzvariante allemal geeignet. Positiv ist zu bemerken, dass der Kunde einen direkten und ungefilderten Zugang zum Dienstanbieter hat, der von großem Vorteil sein kann. Im Übrigen skalieren diese Marktplätze recht gut und schaffen für den Anbieter interessante Vertriebsmöglichkeiten über einen indirekten Kanal und erhöhen somit die Marktdurchdringung. Ein sehr gutes Beispiel für den ersten Typ Marktplätze ist die "german:businesscloud" des "Cloud-ECOSystems", die Anfang November produktiv ging.

Der Marktplatz wird selbst Händler

Der zweite Typ der Cloud-Marktplätze bietet ebenfalls diverse Services an. Im Unterschied zum ersten Typ ist aber der Marktplatz selbst der Vertragspartner und nicht der Dienstanbieter. Das Businessmodell sieht eine Umsatzteilung zwischen Dienstanbieter und Marktplatz vor. Dabei liegt das Risiko stärker auf Seiten des Marktplatzes, da er mit anderen im Wettbewerb steht, über die der Dienstanbieter seine Cloud-Services ebenso anbietet.

Für den Kunden liegt der große Vorteil darin, nur einen Vertragspartner zu haben und über lediglich ein zentrales Login eine Vielzahl von Cloud-Services nutzen zu können. Außerdem besteht die Möglichkeit, dass der Marktplatz umfangreiche Integrationsmethoden anbietet, um die verschiedenen Services miteinander zu verbinden. So lassen sich durch die intelligente Verkettung einzelner Services ganz neue gestalten, die wesentlich komplexere Aufgaben effizient und vor allem bedarfsgerecht bewältigen können. Beispielsweise die Verbindung eines CRM-Systems mit einem Service für Vertragsmanagement oder die Integration einer agilen Personalaktenlösung in ein Personalmanagementsystem. Beide Cloud-Service-Pakete könnten dann noch mit einem Archivsystem integriert sein. Paradebeispiele für diese Art von Marktplätzen liefern die Telekom mit ihrem Business Marketplace und T-Systems mit dem "Business Marketplace for Enterprise". Die weitere Entwicklung derartiger Marktplätze bleibt abzuwarten. Die Herausforderung besteht unter anderem darin, dass Marktplätze mit wachsender Größe immer unübersichtlicher werden. Früher oder später werden Nutzer eine Orientierung für die wachsende Zahl an Anbietern benötigen, um den jeweils passenden Service zu finden. Womöglich kommt es zu einer Spezialisierung der Marktplätze nach ausgewählten Branchen oder Prozessen. Besonders positiv für den Nutzer ist, dass der Marktplatz durch das Vertragswerk in der Verantwortung steht und strenge Regularien für seine Service-Anbieter durchsetzen wird, um Sicherheit, Datenschutz und Stabilität zu gewährleisten.

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  1. Drei Modelle für Cloud-Marktplätze
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