In vielen Regionen Deutschlands kommt der Breitbandausbau voran, in anderen Gebieten scheint er stillzustehen. Im funkschau-Interview erklärt Stefan Feldmann von STF Tele Consult, wie sich eine schlechte Netzanbindung auf den Erfolg auswirken kann und welche Unternehmen Initiative ergreifen sollten.
funkschau: Herr Feldmann, wie schätzen Sie die aktuelle Breitbandversorgung von Unternehmensstandorten in Deutschland ein? Werden die weißen Flecken auf der Karte weniger?
Stefan Feldmann: Die weißen Flecken auf der Karte werden von Jahr zu Jahr weniger, aber die Entwicklung geschieht viel zu langsam. Deutschland ist kein zentralistisch orientiertes Land, wie es beispielsweise Frankreich ist. Dies spiegelt sich auch in den Unternehmensstandorten wider. Große Konzerne, Hidden Champions und andere KMU sind über ganz Deutschland weitläufig verteilt. Deswegen nimmt der Breitbandausbau vor dem Hintergrund der zunehmenden Technologisierung – hier seien nur beispielhaft die Stichwörter Industrie 4.0 und Umstellung auf All IP genannt – eine entscheidende Rolle bei der Frage ein, wie sich Stadt und Land entwickeln und damit, wie Deutschlands Zukunft aussehen wird.
funkschau: Welche Folgen kann der nicht vorangetriebene Breitbandausbau Ihrer Meinung nach haben?
Feldmann: Die zunehmende Landflucht, die Verödung von ganzen Regionen, steigende Immobilienpreise in den Städten, ein noch extremer werdender Fachkräftemangel auf dem Land – auf all diese möglichen Folgen hat der Breitbandausbau maßgeblichen Einfluss. Die genannten Folgen in Kombination führen dazu, dass die Breitbandversorgung über die wirtschaftliche Schlagkraft des In-dustriestandortes Deutschland mitentscheidet sowie darüber, ob die Verteilung des Wohlstands auf ganz Deutschland relativ homogen verteilt bleibt oder ob sich der Wohlstand zukünftig nur noch in einigen wenigen Städten und Regionen zentriert anhäuft.
funkschau: Bis 2018 will die Bundesregierung flächendeckend 50 MBit pro Sekunde erreichen. Ist dieses Ziel realistisch oder vielleicht im internationalen Vergleich sogar zu niedrig angesetzt?
Feldmann: Unsere Projekterfahrungen im Bereich des Breitbandausbaus und der Breitbandberatung mit Kommunen, Städten und Gemeinden zeigen, dass die Verantwortlichen hoch engagiert sind, die Breitbandversorgung in ihren Zielgebieten voranzutreiben. Der Fortschritt des Ausbaus ist jedoch von Region zu Region sehr heterogen, sodass davon ausgegangen werden muss, dass der Beschluss der Bundesregierung, Deutschland bis zum Jahr 2018 flächendeckend mit 50 MBit pro Sekunde zu versorgen, nicht erreicht wird. Grundsätzlich begrüßen wir den Beschluss. Allerdings kann dieser, um die Zukunftsfähigkeit Deutschlands im internationalen Wettbewerb zu sichern, nur ein „Zwischenziel“ sein, wie es Alexander Dobrindt bereits 2015 auf der CeBIT nannte. Wir müssen in seine Worte vertrauen, denn mittelfristig sind 50 MBit pro Sekunde flächendeckend zu wenig, sowohl für Unternehmen, als auch für die privaten Haushalte, deren Datenvolumen kontinuierlich ansteigen. Das Ziel der kommenden Jahre muss das Erreichen der Gigabit-Gesellschaft sein. Die Bundesregierung ist gut beraten, wenn sie über das Jahr 2018 hinaus weitere ambitionierte Zielvorgaben machen würde.