Platz 3: Afrika, Russland, Südamerika
In Afrika, Russland, Mittel- und Südamerika existieren praktisch keine rechtlichen Rahmenbedingungen für Datensicherheit oder den Schutz personenbezogener Daten. Mexiko etwa verfügt zwar über Gesetze, die für das Abfangen elektronischer Kommunikation einen richterlichen Beschluss voraussetzen; das Gesetz wird jedoch meist ignoriert. Berichten zufolge bedienen sich die Behörden spezieller FinFisher- Spionagesoftware. In besonderen Fällen, wie in Brasilien, zwingen zudem protektionistische Gesetze Unternehmen dazu, inländische Rechenzentren für Informationen über Brasilianische Staatsbürger anzulegen.
Sonderstatus USA
Die USA, die vor der Snowden-Affäre als gutmütiger Aufseher des Internets gesehen wurden, haben viel von ihrem Image verloren – der enorme Einfluss ist jedoch geblieben. Als größter Anbieter von IT-Diensten weltweit ist die USA ein absoluter Ausnahmestaat und das Schwergewicht der globalen Informationswirtschaft: die Mehrheit des weltweiten Datenverkehrs läuft über Switches und Server in den Vereinigten Staaten oder werden von ihren Interessen kontrolliert. Das sogenannte "Fünf-Augen-Abkommen" zwischen den USA, UK, Canada, Neuseeland und Australien ermöglicht den fünf Ländern Zugriff auf Geheimdienstinformationen im direkten Austausch. Das erklärt auch, warum sie mit ihrem Sonderstatus auf Daten von EU-Bürgern zugreifen können, obwohl sie eigentlich nicht den strikten Standards der Europäischen Datensicherheitsdirektive gerecht werden.
Andere Einflussfaktoren
"Den Standort der eigenen Daten zu kennen ist nur der erste Schritt", erläutert Michael Frauen. "Unternehmen sollten verstehen, dass auch ein Tochterunternehmen in Mexiko ausreichen kann, um dem mexikanischen Staat unter Umständen Zugriff zu den eigenen Daten gewähren zu müssen. Und die Daten müssen sich noch nicht einmal 'niederlassen': alleine der Transit von Daten durch ein Staatsgebiet kann bereits für Dateneinsicht ausreichen."
"Und selbst wenn die Daten weder in einem bestimmten Land liegen, noch das Land im Glasfaserkabel durchlaufen, könnten die Behörden dieses Landes dennoch Zugriff erhalten", ergänzt Frauen. "Internationale Verträge zur Rechtshilfe (MLAT) bieten Mechanismen, durch die Ermittler eines Landes ihre Kollegen in einem anderen Land um Zugriff auf Daten bitten können, zu denen sie selbst weder physischen noch legalen Zugang haben."