Doch zurück zur CES selbst: Als „Star der Messe“ titulierte der Focus den neu vorgestellten SUV des chinesischen Start-ups Byton. Kein Auto komme bis dato der Zukunftsvision näher: nämlich ein Smartphone auf Rädern zu sein. 4,85 Meter lang und in zwei Leistungsstufen von 200 und 350 Kilowatt verfügbar, soll der SUV ab Anfang 2020 zunächst in China und ein halbes Jahr später in Teilen der USA auf den Markt kommen. Neben dem Basispreis von 45.000 Dollar punktet das Fahrzeug insbesondere mit einem gigantischen Instrumentendisplay und hohem Vernetzungsgrad (s. Bilder).
Akkuwechsel in Formel-1-Manier
Geringe Reichweiten, hohe Anschaffungskosten, lange Ladezeiten – das sind die Faktoren, die Elektroautos noch immer zu Nischenfahrzeugen machen. Letzteren Punkt betreffend sei ebenfalls ein chinesischer Hersteller erwähnt, der auf der CES auftrumpfte: NextEV. Das Start-up präsentierte ein interessantes, wenn auch nicht gänzlich neues, Akkuwechsel-Konzept. Der „Nio ES8“ ist zu einem Basispreis von umgerechnet circa 45.000 Euro erhältlich. Die 70-kWh-Batterie ist nicht mit eingerechnet, vielmehr least sie der Kunde dazu. Der Clou: Die Batterie lässt sich austauschen, wenn sie leer ist. Damit soll das „Laden“ nicht viel langsamer vonstattengehen, als man einen Tank mit Sprit füllen kann. Nämlich in drei Minuten. Bis 2020 will Nio mehr als 1.100 „Swap“-Stationen bauen, welche vollautomatisch den Akku auswechseln können, und mehr als 1.200 Power-Mobile auf den Straßen haben. Das sind Lieferwagen mit Riesenakkus an Bord, an denen der ES8 andocken kann. In zehn Minuten soll er damit wieder Reichweite für rund 100 Kilometer haben.
Markt in der „Neufindungsphase“
Doch auch etablierte Hersteller hielten mit ihren Neuerungen nicht hinterm Berg und nutzten die CES als öffentlichkeitswirksame Präsentations-Plattform. Beispiel Toyota: Der japanische Autohersteller präsentierte unter anderem „e-Palette“ (s. Bild). Das gleichnamige vollelektrische Konzeptfahrzeug lässt sich als Mehrzweckfortbewegungsmittel einsetzen und ist dabei Teil einer neuen Geschäftsallianz für Mobilitätsdienste, an der sich verschiedene Unternehmen wie Amazon, Pizza Hut und Uber beteiligen. Toyota-Chef Akio Toyoda sagte in dem Zusammenhang, es sei sein Ziel, sein Unternehmen von einem Autobauer in einen Mobilitätsdienstleister zu verwandeln.
Der Wandel im Markt betrifft jedoch nicht nur die Autobauer. Vor allem auf die Zulieferer wird es künftig noch mehr als zuvor ankommen, die Autos mit Sensoren, Kameras und hochspezialisierten Chips auszustatten. Denn speziell in urbanen Räumen wird autonomes Fahren schnell an Popularität gewinnen, auch wenn die bisherige Bereitschaft, auf diese Art der Fortbewegung zu setzen, noch verhalten ist. Hier kann die Automobil- von der IT-Branche lernen, die die Fertigungstiefe von IT-Diensten durch Integration, Virtualisierungstechnologien und Cloud-Computing bei sich und ihren Kunden in den vergangenen Jahren bereits deutlich reduziert hat.
Schlussendlich zeigt sich für die Fahrzeugdigitalisierung, was für die Digitalisierung im Allgemeinen schon lange gilt: Gut Ding will Weile haben. Und nicht zu vergessen: Der Kundennutzen steht über allem.