Für IT-Sicherheitsexperten war die erste Jahreshälfte sehr arbeitsreich, allein der Hack des Hacking-Teams hielt Branche und Anwender lange in Atem. Was zum einen an der hohen Zahl von Zero-Day-Sicherheitslücken liegt, die daraus zutage gefördert wurden – und zum anderen daran, dass sich durch solche Sicherheitslücken die Bedrohungslandschaft allgemein geändert hat.
Dass die Risiken bei der Nutzung von Betriebssystemen wie „OS X“, „iOS“ und „Android“ und Anwendungen wie „Flash Player“ in den ersten sechs Monaten dieses Jahres größer geworden sind, zeigen die Daten von Hacking Team ebenso wie die von Trend Micro: Unsere Sicherheitsforscher entdeckten und veröffentlichten zwischen Januar und Juni 26 Sicherheitslücken, davon acht Zero-Days. Nicht zu vergessen die kritische Microsoft-Sicherheitslücke, die alle Betriebssystem-Versionen bis hinunter zu Windows-XP betraf.
Zero-Day-Sicherheitslücken werden in erster Linie dazu genutzt, zielgerichtete Angriffe auszuführen. Sie sind per Definition unbekannt, nicht vorhersagbar und gefährden auch die Systeme der gründlichsten IT- und Security-Verantwortlichen.
Sicherheitslücken finden und melden
Unsere Sicherheitsforscher konzentrieren sich in ihrer Arbeit auf die Analyse entsprechender Muster, die sie von Opfern gezielter Angriffe erhalten. Aus diesen Informationen können sie nicht nur viele Zero-Day-Angriffe aufspüren, wie in den ersten sechs Monaten dieses Jahres – mithilfe von Statistikanalysen, Fuzzing (einer speziellen Technik für Software-Tests) und Penetrationstests lassen sich auch proaktiv Sicherheitslücken finden und dann den Anbietern melden, bevor Hacker sie nutzen können.
Einigen ist bei der öffentlichen Nennung von Details unwohl, immerhin kann man sie auch als „Blaupause“ für Angriffe interpretieren. Die Frage, ob veröffentlichte Informationen Cyberkriminelle erst zum Angriff „motivieren“ oder deren Beutezüge überhaupt ermöglichen, ist durchaus berechtigt. Es gibt im Untergrund ganze Gruppierungen, deren Geschäftsmodell darin besteht, Sicherheitslücken zu finden und an den Meistbietenden zu verkaufen. Ohne sie selbst auszunutzen, das überlassen sie den Käufern.
Wir sollten daher solche Berichte als die positiven Informationen sehen, die sie sind: Erst wenn Lücken bekannt werden, können Software-Hersteller sie adressieren und Sicherheitshersteller Lösungen zur Schließung bereitstellen. Sei es als temporäre Lösung, bis die Software oder der Dienst gepatcht wurde – Stichwort „virtuelles Patchen“ –, oder als dauerhafte Lösung, falls mangels Support keine Patches mehr veröffentlicht werden können. Deshalb sprechen sich Sicherheitsanbieter wie Trend Micro mit den betroffenen Herstellern ab, auch über die Kommunikationsmaßnahmen.