KI und Digital Signage

"Kunden individuell ansprechen und abholen"

16. September 2019, 10:27 Uhr | Redaktion: Natalie Lauer

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Vom ersten "Touchpoint" an individualisiert und zugeschnitten

funkschau:  Was lässt sich also auf Basis der KI konkret umsetzen?

Finckh: Ich denke, wichtig sind die Punkte Relevanz und Individualität. Leistungsfähige, intelligente Software in Kombination mit performanter und verlässlicher Hardware gibt Marketingstrategen nahezu unerschöpfliche Möglichkeiten an die Hand. Werbe- und Informationsbotschaften können passgenauer denn je ausgespielt werden.

Nehmen wir noch einmal das Beispiel Bank. Ich erinnere mich an meine Jugend. Da versuchte unsere Hausbank mit einem „Jeanskonto“ die nächste Generation zu binden. Jeans waren damals meist nur etwas für junge Leute. Daher der Name. Jedenfalls war die komplette Bank mit Werbung zu diesem Jeanskonto gespickt. Das passt aber nicht zu einem 55-Jährigen, der nun diese Bank betritt. Unter Umständen nervt diesen Bankkunden die Werbung vielleicht. Oder er fühlt sich einfach nicht richtig abgeholt, in welcher Form auch immer. Hier kommt intelligentes Digital Signage ins Spiel. Heutzutage bekommt dieser 55-jährige Bankkunde vielleicht eine Information zu einem „Altersruhesitz für nur 2.000 Euro im Monat auf Mallorca“ ausgespielt, während der Jugendliche sein erstes kostenloses Gehaltskonto und die junge Mutter einen Sparplan für die „Ausbildung an einer Spitzenuni in den USA“ beworben bekommt. Diese Beispiele zeigen, wie KI-Lösungen im Digital-Signage-Bereich helfen, Kunden individuell anzusprechen, und damit sympathisch abzuholen. Ich bekomme meinem Alter und meiner Lebenssituation angepasste Werbung. Die Hausbank kann sich so wieder als echte Hausbank für ein sehr breites Publikum positionieren. Das ist doch nützlich und gut für alle Beteiligten.

funkschau: Kann mittels KI also ein besseres Kundenerlebnis und ein engerer Kundenkontakt generiert werden?

Finckh: KI sorgt im Signage-Bereich zweifellos für mehr Relevanz. Wenn wir nun die gesamte Customer Journey heranziehen, können wir das Ergebnis noch weiter verfeinern. Konkret heißt das, Vernetzung von Daten vor einem Display mit weiteren Daten wie etwa Abverkaufsdaten aus dem Kassenbereich und dem Online-Store, Pickup-Muster in Geschäften, Bewegungsdaten in einem Store und Verweildauer auf bestimmten Onlineproduktseiten. Einer unserer Partner hat eine Plattform entwickelt, die diese Daten KI-gesteuert und in Echtzeit auswertet. Angebunden an Digital-Signage-Lösungen im Store, können Werbeausspielungen so individualisiert und besser auf die Zielgruppe zugeschnitten werden.

Die Zukunft wird sein, vom ersten „Touchpoint“ an, wo auch immer dieser stattfindet, den Kunden mit relevanten Informationen abzuholen und auf seiner Experience-Journey online und offline informativ und unterhaltend zu begleiten. Digital Signage leistet hier nicht nur einen enorm nützlichen Beitrag, sondern dient als Schlüssel zur Revitalisierung des physischen Handels.

funkschau: Wann denken Sie, sind wir hierzulande so weit, dass wir es wie in Korea mit Digital-Signage-Kiosken zu tun haben, die uns unser Lieblingsgetränk vorschlagen?

Finckh: Ich sehe dieses Anwendungsszenario als gar nicht so futuristisch an. Es erinnert mich an einen aufmerksamen Kellner, der seine Stammkunden beobachtet und sich merkt, was sie gerne trinken. Wenn ein Kunde gerne Mangosaftschorle trinkt, schlägt er das nächste Mal vielleicht vor, doch mal Maracujaschorle zu probieren, weil sie in puncto Konsistenz und Geschmack ähnlich ist. Dann bin ich als Gast doch dankbar für die Empfehlung. Und wenn der Kellner damit eine positive Erfahrung hat, dann merkt er sich das für den nächsten Gast.

Nach dem gleichen Prinzip, adäquat des zuvor genannten Lernprozesses einer KI, funktioniert der koreanische Kiosk. Anhand von Körpermerkmalen wie Alter, Geschlecht oder Kleidung schlägt der Computer Getränke vor. Aus meiner Sicht kommt es auf die Zielgruppe an. Eine Maschine wird unter Umständen genauso gut akzeptiert wie die Empfehlung eines „echten“ Kellners.

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