Denn ein näherer Blick ergibt ein sehr viel komplexeres Bild. Zumindest bei einem wichtigen Anschnitt der LTE-Netze, den mit Backhaul bezeichneten Bereich zwischen LTE-Basisstation (eNodeBs) und Kernnetz. Die flache Netzwerk-Architektur bedeutet eine Abkehr der hierarchischen Struktur früherer Generationen. Die semi-autonomen eNodeBs erfordern weniger Netzknoten.
Wenngleich insgesamt einfacher in Verwaltung und Betrieb, benötigen solche Architekturen für die Kommunikation zwischen den eNodeBs eine sorgfältige Planung. Diese bilden untereinander nämlich ein teilweise vermaschtes Netz, wobei jede Basisstation mit bis zu 32 Nachbarn verbunden ist. Dabei wird die X2-Schnittstelle für die Übertragung der Signalisierung und die Übergabe (Handoff) von Zelle zu Zelle sowie für lokales Switching genutzt.
Ein weiterer Grund für die Komplexität beim Backhaul ist das Geschäftsmodell der MNO, im Zuge des LTE-Ausbaus noch stärker auf Infrastrukturen Dritter zu setzen und zunehmend Transportnetzbetreiber oder Wholesale-Provider einzubeziehen. Diese Auslagerung der Zugangsnetze an Serviceprovider erfordert allein schon technische Erweiterungen und Funktionen, mit denen sich Dienstegüte und Service Level Agreements (SLAs) überwachen lassen. Wichtige Messgrößen sind hierbei Paketverlust und -verzögerung sowie Jitter und Verfügbarkeit.
Auch ein netzwerkübergreifendes, unter Umständen mehrere Provider und Netzbetreiber umfassendes Management mit anspruchsvollen Funktionen wie 50ms-Failover, genauer Taktung und OAM-Features (Operation, Administration and Management) lassen sich in solchen Multi-Domain-Umgebungen nicht ohne weiteres realisieren. Gleiches gilt für Verkehrssicherheit und Ausfallschutz.