Cyber-Angriffe werden zunehmend raffinierter, so dass Unternehmen kaum mehr in der Lage sind, auf die verschärfte Bedrohungslage angemessen zu reagieren. Einen Ausweg bieten Managed Security Services – allerdings nur wenn sie mehr umfassen als den reinen Betrieb der Sicherheitsinfrastruktur.
Managed Security Services (MSS) finden sich zumindest dem Namen nach im Portfolio bei fast allen Dienstleistern für IT-Sicherheit oder Informationssicherheit – von lokalen oder regionalen Systemhäusern über globale Netzwerkausrüster oder Telekommunikationsunternehmen bis zu Beratungsfirmen und Outsourcing-Anbietern. Die Nachfrage nach Managed Security Services ist hoch, auf dem Markt ist ein vielfältiges Angebot verfügbar.
Bei der Begriffsdefinition von MSS hapert es allerdings vielfach noch. So findet sich oft die Meinung, dass es einzig und allein um den Betrieb von IT-Security-Infrastrukturen geht. Doch das greift zu kurz. Der reine Sicherheitsbetrieb ist lediglich eine einzelne Komponente von umfassenden Managed Security Services.
Die Fehleinschätzung, der Fokus von Managed Security Services liege auf operativen Leistungen, ist sowohl auf Anbieterseite als auch bei auslagernden Unternehmen verbreitet. Managed Security Services werden also mit Managed Services gleichgesetzt und ausschließlich auf Betriebsthemen reduziert.
Natürlich müssen Anbieter im MSS-Umfeld auch wiederkehrende Betriebsleistungen im Infrastruktur-Management erbringen. Zu den Mindestanforderungen gehören:
Diese Leistungen müssen rund um die Uhr an allen Tagen im Jahr zur Verfügung stehen und einem Service Level Agreement mit entsprechenden Messkriterien und Leistungskennzahlen (Key Performance Indicators) unterliegen. Sie sollten nahtlos in weitere Sicherheitsleistungen des Anbieters integriert werden können.
Managed Security Services reichen viel weiter
Solche Managed Services sind aber bei Weitem noch keine Managed Security Services, sondern lediglich ein Bestandteil. Das wichtigste Unterscheidungskriterium ist, dass es bei MSS primär um einen Security Service geht und weniger um einen Managed Service. Bei MSS stehen ganzheitliche Lösungskonzepte im Mittelpunkt, die den gesamten End-to-End-Sicherheitsservice abdecken. Das heißt, bei MSS-Projekten stellen das Infrastruktur- und Technologie-Management oftmals lediglich die Basis für höherwertige Services dar. Ganz allgemein bedeutet das auch, dass es sich nicht um Outtasking im klassischen Sinn handelt, also die Auslagerung einzelner Betriebsaktivitäten, sondern viel umfassender um die Auslagerung von Risiken, das heißt letztlich auch um ein durchgängiges Risikomanagement.
MSS übernehmen ganz allgemein formuliert die Verantwortung für die Sicherheit von Infrastrukturen und Anwendungen durch:
Ziel und Zweck von Managed Security Services sind die Herstellung von Sicherheit oder das Erreichen beziehungsweise Erhöhen eines Sicherheitsniveaus. Dass Managed Services allein keine Sicherheit bringen, zeigen schon zahlreiche, weiterhin
erfolgreiche Cyber-Angriffe auf Unternehmen – auch wenn sie auf aktuellem Release- und Patch-Stand sind.
Bei der Auswahl eines MSS-Providers sollte ein Unternehmen darauf achten, dass dieser unter technischen und fachlichen Aspekten über ein umfassendes Angebot verfügt, das den aktuellen Stand der Technik widerspiegelt. Sein Leistungsspektrum muss vor allem der Tatsache Rechnung tragen, dass herkömmliche Sicherheitsmodelle, die auf einem Perimeter-Schutz mit Firewalls, VPN-Systemen, Anti-Viren-Software, Malware-Filter oder dynamischen Sandboxing-Lösungen basieren, zwar erforderlich, aber allein unzureichend sind. Vielfach wird auch die Meinung vertreten, dass die Einführung und Nutzung eines Security-Information-and-Event-Management (SIEM)-Systems eine hohe Sicherheit garantiert. Dazu ist anzumerken, dass SIEM eine Lösung darstellt, die auf Use Cases und Signaturen basiert. Ein traditionelles SIEM kann somit keinen Schutz vor unbekannten Attacken bieten.
Analysen von NTT Security haben beispielsweise ergeben, dass die Detektionsrate von kritischen Sicherheitsvorfällen bei Firewalls und Intrusion-Prevention-Systemen bei sieben Prozent, bei Sandboxing-Lösungen bei 18 und bei SIEM-Systemen bei 24 Prozent liegt.Dieses Ergebnis ist nicht zufriedenstellend. Der Begriff Sicherheit sollte in der IT sehr weit gefasst werden – und zwar als ein Zustand, der frei ist von nicht vertretbaren Risiken. Und als nicht vertretbare Risiken sollten auch kritische und unbekannte Attacken eingestuft werden.