TK-Infrastruktur-Management

Netzbetreiber ist nicht gleich Netz-"Betreiber"

12. Juni 2014, 16:20 Uhr | Franz Schulze Sprakel, Geschäftsführer MPC Mobilservice

Fortsetzung des Artikels von Teil 4

Einschätzung zur Marktentwicklung bei einer Fusion von Telefónica & E-Plus

© alphaspirit - Fotolia.com

Wie verändert sich der Mobilfunkmarkt in Deutschland, wenn Telefónica E-Plus tatsächlich übernimmt? Kommt der Wettbewerb zum erliegen? Sind Preiserhöhungen zu erwarten? Oder eröffnet die Neuordnung des Marktes eventuell sogar die Chance für einen neuen Konkurrenten? Verschiedene Entwicklungen sind denkbar, wenn auch nicht gleich wahrscheinlich.  

Die zwei preisaggressiven Player fallen weg

Klar ist: Der Wettbewerb im deutschen Mobilfunkmarkt hat während der letzten 20 Jahre hauptsächlich von E-Plus und Telefónica gelebt. Die preisaggressiven Player haben Impulse gesetzt und immer wieder intelligente und innovative Preismodelle in den Markt eingebracht – jüngstes Beispiel: der O2-Pooling-Tarif „Unite“. Durch die Fusion könnte die Innovationskraft des Marktes tatsächlich erlahmen, der Wettbewerb würde nicht mehr über die Preise ausgetragen.   

Wenn drei sich streiten, freut sich der Vierte?

Die EU-Kommission befürchtet jedenfalls, dass nach einer Fusion die drei verbleibenden großen Player Telekom, Vodafone und O2/E-Plus ihr Wettbewerbsverhalten abstimmen könnten und rechnet mit Preissteigerungen für die Kunden. Auch die Bundesnetzagentur will in enger Absprache mit der EU-Kommission ein Oli-gopol mit nur noch drei fast gleichstarken Mobilfunkbetreibern daher lediglich unter strengen Auflagen zulassen. Telefónica möchte die Bedenken der Wettbewerbshüter ausräumen und hat angeboten, einen Teil seines Frequenzsprektrums an einen neuen möglichen Wettbewerber zu verpachten. Doch dass tatsächlich ein Neu-Einsteiger als vierter Netz-Betreiber darauf anspringt, erscheint angesichts der starken Konkurrenz äußerst unwahrscheinlich.

Das Beispiel Quam, der im November 2001 an den Start ging und knapp ein Jahr später das Aus vermelden musste, spricht für sich. Das „Quam-Abenteuer“ dürfte Telefónica im übrigen noch gut in Erinnerung sein, gehörte Quam damals doch mehrheitlich dem spanischen Telekommunikationsunternehmen.

Fiasko á la Österreich oder französische Revolution?  

Ist in Deutschland im Fusionsfall also ein „Fiasko á la Österreich“ vorprogrammiert – ein Land, in dem der Wettbewerb zum Erliegen kam und die Verbraucherpreise gestiegen sind? Nicht zwangsläufig, denn auch ein anderes Szenario ist durchaus denkbar: Die Wettbewerbsbehörde könnte die Fusion mit hohen Auflagen genehmigen und den neu entstehenden Mobilfunkriesen dazu verpflichten, einem oder mehreren Resellern ohne eigene Netz-Infrastruktur Leistungen zu einem bestimmten Rabatt zu verkaufen. Auf diese Weise würden sich für virtuelle Service-Provider wie Freenet oder 1&1 eine neue Chance ergeben, sich als Preisbrecher am Markt zu positionieren. Das „Schlachtfeld“ würde sich praktisch verlagern auf einen Kampf zwischen Netzbetreibern und Wiederverkäufern.

Dass dieses Szenario nicht aus der Luft gegriffen ist, beweist das Beispiel Frankreich: Hier hat der Billiganbieter Free Mobile einen festgefahrenen Markt mächtig aufgemischt. Für die Branchenschwergewichte Orange, SFR und Bouygues Telecom war der aggressive Markteintritt des vierten Players eine mittlere Katastrophe und zwang sie zu kurzfristigen Preisanpassungen.

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