Auch Telco- und ITK-Dienstleister haben dies erkannt und bündeln ihre IT-Services mit Netzwerk- und Kommunikationsdiensten, um spezifische USPs oder höherwertige Services zu generieren und diese am Markt anzubieten. So verknüpfen Mobilfunkanbieter unter anderem einen Musikstreaming-Dienst mit ihren eigenen mobilen Datendiensten und veredeln ein Produkt auf diese Weise mit ihrem individuellen USP. Kunden können dann unterwegs nicht nur die vorab heruntergeladene Musik hören, sondern sich des gesamten Musikrepertoires des Streaming-Anbieters bedienen. Andere Telco-Dienstleister besinnen sich auf das Netzwerk als ihre eigentliche Kernkompetenz und inte-grieren verschiedene Cloud-Dienstleister über ihr Netzwerk miteinander zu einer sogenannten „Cloud-of-Clouds“. Während sich die Service-Level-Agreements (SLA) gängiger Cloud-Dienstleister häufig nur auf die Außengrenze ihres eigenen Rechenzentrums beziehen, bieten „Cloud-of-Clouds“-Anbieter End-to-End-SLAs sowie zusätzliche Integrationsdienste an. Auch dabei werden neue USPs durch eine Produktveredelung mit Konnektivitätsdiensten generiert.
Eine wirtschaftliche Bündelung von IT- mit Netzwerk- und Konnektivitätsdiensten setzt eine möglichst effiziente Integration der benötigten Telekommunikationsdienste voraus. Hierfür bedarf es unter anderem einer Standardisierung der verschiedenen, stark diversen Netzwerkinfrastrukturen hin zu einem All-IP-Netz. Die vorhandenen Infrastrukturen sind historisch gewachsen und bauen auf einer Vielzahl verschiedener Standards, Protokolle und Übertragungsverfahren auf: vom klassischen PSTN (Public Switched Telephone Network) über ISDN (Integrated Services Digital Network) bis zu ATM (Asynchronous Transfer Mode) oder SDH (Synchronous Digital Hierarchy). All diese Netz-typen wurden für verschiedene Funktionen und Dienste konzipiert und unterscheiden sich entsprechend voneinander. Um aber die Digitalisierung und ihre Potenziale vollständig nutzbar zu machen, müssen alle Netze die gleiche Sprache sprechen. Das ist die Herausforderung, der nun mit dem gemeinsamen Nenner „IP“ (Internet Protocol) begegnet wird. Ganz konkret bedeutet dies, dass die vorhandenen Sprach- und Datennetze mittel- und langfristig durch IP-Netze abgelöst werden – in diesem Prozess befinden wir uns bereits.
All-IP als Enabler für Cloud-Computing
Neben der gemeinsamen Netzsprache und einer Vielzahl neuer Services durch IP stellt die Möglichkeit der dynamischen Provisionierung einen weiteren entscheidenden Vorteil der umfassenden IP-Architektur dar. Im Gegensatz zur „alten“ Netzwelt bedeutet dies im Falle von All-IP die physikalische Trennung der Transportebene des Netzes von den transportierten beziehungsweise angebotenen Services. Damit sind Produkte nicht mehr wie bisher einer dedizierten Plattform zugeordnet. Vielmehr können neue Produkte und Dienstleistungen nun unabhängig vom jeweiligen Access bereitgestellt werden. Damit unterstützt All-IP auch das „Rapid Deployment“, die einfache und sofortige Verfügbarkeit und Bereitstellung von Ressourcen als zentrales Charakteristikum von Cloud-Diensten. Viele der aktuellen IT-Trends hängen untereinander und insbesondere mit Cloud-Computing zusammen oder bauen aufeinander auf. Die Zusammenhänge und Abhängigkeiten sind mitunter komplex und betreffen hinsichtlich ihrer Implikationen verschiedene Bereiche wie Technologie, Architektur, Marketing oder Strategie. Extrem kurze Innovationszyklen erschweren es Unternehmen zunehmend, die Entwicklungen am Markt zu verfolgen und Schritt zu halten. Andererseits bieten Herausforderungen auch Chancen – und so ist es gerade die Kombination aus hoher Innovationsdynamik und Vielseitigkeit, die Unternehmen neue Geschäftsfelder und Umsatzströme erschließen lässt sowie Beratungen neue, interessante Beratungsfelder bietet.
Dominik Freimuth, Managing Consultant, und Alexander Kohlstedt, Senior Consultant, beide Detecon International