Bei der Qualifizierung von passiven Verkabelungsstrecken führen diese Tester ebenfalls einen Autotest durch, der allerdings weniger umfangreich ist als der eines Verkabelungs-Zertifizierers. Im Testaufbau (siehe Bild 1) kommuniziert das Hauptgerät mit seinem Active-Remote-Gerät am anderen Ende einer Verkabelungsstrecke. Zunächst führt das Hauptgerät zusammen mit dem Active-Remote-Gerät einen Verdrahtungstest durch. Das Ergebnis wird dann meist als farbige Grafik dargestellt (Farben nach TIA568A oder B). Fehlerhafte Verdrahtungen, wie offene Adern, Kurzschlüsse, Vertauschungen und Split-Pairs (siehe Bild 2) werden anschaulich angezeigt. Die Längenermittlung mittels TDR (Time-Domain-Reflektometer) dient nicht nur zur Ermittlung der Gesamtlänge der verlegten Verkabelungsstrecke, sondern auch zur Angabe der Entfernung zu einer Fehlerstelle – egal ob es sich um eine Unterbrechung oder einen Kurzschluss handelt. Durch die vorherige Eingabe des kabelspezifischen Kapazitätswertes (Datenblatt des Kabels – ähnlich dem NVP-Wert) sind diese Aussagen sehr präzise.
Drei Tests für eine verlässliche Aussage
Wenn die Verdrahtung in Ordnung ist, wird das Leistungsvermögen der Übertragungsstrecke gegebenenfalls bis zu 1 GBit/s ermittelt. Dieses wird von dem neuesten Qualifizierer über eine Kombination aus drei verschieden Tests ermittelt, die in der Summe als „Ethernet Speed Certification“ bezeichnet werden. Dies geschieht, indem Daten-Pakete vom Hauptgerät in die passive Datenstrecke gesendet werden. Am Ende der Strecke werden diese Signale vom Active-Remote-Endgerät zum Hauptgerät zurückgeschickt. Dieses vergleicht nun die empfangenen Daten mit den gesendeten Daten und stellt dabei fest, ob es bei der Übertragung der Daten zu Verlusten von einzelnen Datenbits oder -paketen gekommen ist. So darf gemäß IEEE 802.3ab (Gigabit-Ethernet-Standard) in einem zehn Sekunden langen Test kein einziges Datenbit verloren gehen (Fehlerrate < 1x10^10).
Allerdings ist dieser Test stark abhängig vom verwendeten Chipsatz in den Geräten und reicht daher nicht allein aus, um eine belastbare Aussage über die Leistungsfähigkeit der Verkabelungsstrecke abzugeben. Daher werden weitere Messungen auf der Strecke durchgeführt, es wird das Signal-Rausch-Verhältnis (SNR) ermittelt und gegen die Vorgaben des jeweilig ausgewählten Ethernet-Standards verglichen. Diese beiden Tests kombiniert ergeben bereits eine brauchbare Leistungsaussage der Verkabelungsstrecke, zur Sicherheit wird aber bei dem neuesten Qualifizierer noch ein dritter Test, die Bestimmung der Laufzeitunterschiede (Delay-Skew) der Adernpaare, durchgeführt. Dieser Parameter ist wichtig bei Gigabit-Ethernet und besonders bei langen Verkabelungsstrecken. Durch die unterschiedlichen Verdrillungen der vier Adernpaare können große Laufzeitunterschiede zwischen diesen entstehen.
Da bei der Übertragung von Gigabit-Ethernet-Daten, die Datenworte auf die vier Adernpaare aufgeteilt werden, kann ein zu großer Laufzeitunterschied zu Schwierigkeiten beim Zusammenfügen der übertragenen Datenworte führen und damit eine Gigabit-Ethernet-Übertragung unmöglich machen. Erst die Verknüpfung dieser drei Tests ergibt eine verlässliche Aussage, ob die geprüften Datenstrecken Anwendungen, wie zum Beispiel Gigabit-Ethernet, problemlos unterstützen (siehe auch Bild 1).