Die Dringlichkeit einer baldigen Einführung von IPv6 ergibt sich für in Deutschland ansässige Unternehmen nicht aus der Knappheit von IP-Adressen in Europa, sondern vielmehr aus der Tatsache, dass im asiatischen Raum die IPv4-Adressen bereits heute aufgebraucht sind. Dort wird es in Kürze die ersten Firmen beziehungsweise Privatpersonen geben, die nur über einen IPv6-only-Internetanschluss verfügen. Daher muss die Erreichbarkeit der eigenen Web-Präsenz per IPv6 oberste Priorität haben.
Abgesehen von der Erreichbarkeit der eigenen Web-Präsenz per IPv6 sollte aufgrund der Problematik im asiatischen Raum mit mindestens gleicher Priorität die Möglichkeit geschaffen werden, auf Web-Server zugreifen zu können, die nur per IPv6 erreichbar sind. Nur so lässt sich ein weiterhin reibungsloser Verlauf der Geschäftsbeziehungen mit im asiatischen Raum ansässigen Firmen gewährleisten.
Multinationale Konzerne beschäftigen sich bereits intensiv mit der Einführung von IPv6. Sie bilden dafür eigens IPv6-Projektteams, meist unter Einbeziehung externer Consultants, die sich ausschließlich um die unternehmensweite Einführung von IPv6 kümmern. Die Herangehensweise großer Konzerne ist auf kleine und mittlere Unternehmen (KMUs) nicht übertragbar. KMUs verfügen weder über die finanziellen Mittel noch über die Mitarbeiter-Ressourcen, die für einen umfassenden Ansatz notwendig wären. In diesen Unternehmen bedarf es eines präzise an die Bedürfnisse angepassten und pragmatischen Vorgehens.
Aus diesem Grund sollte bei der Einführung von IPv6 der Schwerpunkt auf den beiden dringendsten Themen liegen: der IPv6-Erreichbarkeit des eigenen Web-Servers und der Möglichkeit, Web-Server per IPv6 aus dem eigenen Netzwerk heraus zu erreichen.
Die nötigen Umstellungen für das Erreichen der eigenen Web-Präsenz per IPv6 übernehmen zumeist die Service-Provider, die die Web-Server hosten. Die Beschränkung auf die Erreichbarkeit von Web-Inhalten per IPv6 verringert die Komplexität, die die Einführung von IPv6 zwangläufig mit sich bringt, somit erheblich.