Einzeltest

SIP-Phone der Extraklasse

16. April 2014, 11:06 Uhr | Dirk Jarzyna, Journalist und freier Mitarbeiter funkschau

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Eigene Apps ins Display holen

Das SIP-T46G unterstützt bis zu 27 so genannte Line-Keys (Tasten), die sich mit beliebigen vordefinierten Funktionen belegen lassen. Zu diesen Funktionen gehören unter anderem Speed-Dial, Voicemail, Halten, Nicht Stören (DND, Do not Disturb), SMS, Tastaturverriegelung, Präfix, LDAP (schneller Zugriff auf eine LDAP-Suche), Weiterleitung, Transfer, lokale Gruppe und Konferenz. Das Telefon enthält dafür natürlich nicht 27 physische Tasten, sondern die Tasten sind über drei Display-Seiten verteilt und mehrfach belegt. Es gibt noch zwei besondere Funktionen, die auf diese Line-Keys gelegt werden können: XML-Browser und URL. Der XML-Browser ermöglicht es, benutzerdefinierte Dienste zu erzeugen, die auf dem Server liegen. Auf diesem Weg kann sich der Benutzer praktische Applikationen ins Display des Telefons holen, beispielsweise die Google-Suche oder Wertpapierinformationen. Natürlich können das auch selbst geschriebene Applikationen sein, die in Form einer XML-Datei auf einem Web-Server vorliegen. Ein Beispiel dazu mit dem berühmten »Hello World« könnte folgendermaßen aussehen:

<TextMenu>
<Title>Hello World</Title>
<MenuItem>
<Prompt>Hello World</Prompt>
</MenuItem>
</TextMenu>

Diese XML-Datei mit dem Namen hello.xml legt der Nutzer auf dem Webserver 192.168.0.1 (nur als Beispiel) ins Verzeichnis „yealink“. Nun kann er über die Web-Schnittstelle einem beliebigen Line-Key die XML-Browser-Funktion zuweisen, indem er die gewünschte Taste selektiert, als Key-Event „XML-Browser“ wählt, einen kurzen Text eingibt, der im Display neben der Taste angezeigt werden soll, und als Value die URL zur XML-Datei einträgt – für das Beispiel also http://192.168.0.1/yealink/hello.xml. Nach dem Speichern (Confirm) sollte dann beim Druck auf die entsprechende Taste der Text »Hello World!« im Display des Telefons erscheinen. Das ist sicher nicht besonders aufregend, aber an diesem Beispiel dürfte ersichtlich geworden sein, welches Potenzial hier gegeben ist, besonders dann, wenn man XML zum Beispiel mit PHP kombiniert. Yealink stellt eine umfangreiche Dokumentation zur Verfügung, die beschreibt, wie die XML-API genutzt wird, um das Display des
IP-Phones zu steuern und zu konfigurieren.

Im Grunde bedeutet „XML-Browser“ einfach, dass das Display des Telefons über externe Applikationen gemanagt wird. Das Beispiel oben zeigte eine XML-Browser-Applikation, die durch das Telefon initiiert wird. Daneben unterstützt das Telefon aber auch XML-Browser-Applikationen, die der Server initiiert. Der Server kann in vielen Fällen der Server sein, auf dem die PBX-Applikation läuft, denn dort ist ja oftmals bereits eine Web-Server-Applikation präsent (Apache). Genauso gut kann aber auch ein beliebiger Web-Server im Internet genutzt werden oder – besser noch – ein Web-Server in einem privaten Subnetz.
Über die gerade ebenfalls erwähnte Funktion „URL“ ist es möglich, auf Tastendruck das Telefon zu veranlassen, einen HTTP-GET-Request mit einer spezifischen URL zu senden.

Der User-Guide des SIP-T46G umfasst 166 Seiten, womit klar sein dürfte, dass  längst nicht alle Funktionen angesprochen werden konnten. Klar ist damit auch, dass sich Nutzer und Administratoren eine Weile einarbeiten müssen, um alle Feinheiten zu verstehen und das Telefon für den eigenen Bedarf einrichten zu können. Wer die Zeit investiert, wird mit einem VoIP-SIP-Telefon belohnt, dass kaum Wünsche offen lässt – und wo doch noch eine Lücke sein sollte, ist die Chance gut, sie vielleicht durch Integration externer Applikationen, beispielsweise via XML-Browser, schließen zu können. Ach ja, das SIP-T46G unterstützt natürlich jedes für VoIP unerlässliche Netzwerk-Feature, darunter AES-verschlüsselte Konfigurationsdateien, QoS, Open-VPN, SNTP/NTP, NAT, DNS, DHCP und HTTP(S), 802.1x, Secure RTP sowie TLS.

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