funkschau: Auf welchen technischen Grundlagen basiert Unica und mit welchen Partnern arbeiten Sie zusammen?
Blanco: Die Vorbereitungen für Unica begannen schon im Juni 2012. Seitdem arbeiten wir mit Firmen wie NEC, Huawei, Alcatel Lucent, Ericsson, HP, Broadsoft und Nokia Solutions aber auch mit Cisco, Infinera oder Intel an der Perfektionierung unserer Plattform. Sie ermöglicht "Data Centre as a Service" (DCaaS). Unica ist also Cloud-orientiert und kann gleichzeitig von verschiedensten Mandanten für die unterschiedlichste Einsatzzwecke genutzt werden. Die offene Architektur von Unica basiert auf Openstack und wird von vielen Lieferanten unterstützt.
Der große Vorteil ist, dass Unica sich automatisiert und einfach benutzen lässt. Visualisierte Design-Vorlagen und eine einfache Workflow-Verwaltung ermöglichen die automatisierte Bereitstellung von neuen Services, die unsere Tochterfirmen in den verschiedenen Telefónica-Ländern benötigen. Diese neue Infrastruktur ist auch extrem flexibel. Denn weil sie Cloud-basiert ist, kann sie einfach mitwachsen: Sobald zusätzliche Netzwerk-Funktionen benötigt werden, können wir sie schnell virtualisiert bereitstellen, statt wie früher neue Hardware dafür anzuschaffen. Dafür arbeiten wir mit SDN und einem VxLAN-Overlay. Die Netzwerk-Architektur von Unica ist also komplett entkoppelt von den physikalischen Netzen, die darunter liegen.
funkschau: Die Basis für die End-to-End-Services sind die zahlreichen Datacenter von Telefónica, die ihre Services auf der Grundlage von SDN und NFV flexibel, automatisiert und schnell bereitstellen sollen. Doch wie bekommen Sie die großenteils noch nicht standardisierten Protokolle für SDN und NFV, die Ihre Technologiepartner auch noch unterschiedlich interpretieren, unter einen Hut in Ihrem weltweiten Netz?
Blanco: Alle Telekommunikationsanbieter sind sich bewusst, dass wir uns an einem Wendepunkt befinden. Um die Nachhaltigkeit unserer Netzwerk-Modelle, Architekturen und Betriebsmodelle zu sichern, müssen wir innovativ sein. Die Virtualisierung eröffnet uns große Chancen, weil sich damit schnell Skaleneffekte erzielen lassen. Die wichtigste Herausforderung ist aber dabei, dass im Telekommunikationsbereich noch zu viele geschlossene Standards gelten, die einer schnellen Virtualisierung entgegenstehen.
Telefónica arbeitet deshalb aktiv in vielen Standardisierungsgremien mit, wie der Network Functions Virtualisation Industry Standardization Group (NFV ISG), die Anfang des vergangenen Jahres gegründet wurde. Ihr wichtigstes Ziel ist, die neue Technik voranzutreiben und die Vorteile der Virtualisierung schnellstmöglich allen beteiligten Netzbetreibern zur Verfügung zu stellen. Wir wollen die besten Designs und Technologien identifizieren, um damit die größtmögliche Leistung und Zuverlässigkeit unserer Netze zu erreichen. Telefónica hat sich diesen Zielen voll verschrieben und ich glaube, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Das kann man auch an den jüngsten strategischen Partnerschaften mit dem European Telecommunications Standards Institute (ETSI) und der Open Networking Foundation (ONF) sehen, welche die Entwicklung von Spezifikationen für NFV und SDN vorantreiben sollen. Telefónica arbeitet aktiv an der Erarbeitung der neuen Standards mit und ist dabei bestrebt, so offen wie möglich zu sein.