Die Einführung von UC-Lösungen muss als Teil der Digitalen Transformation verstanden werden, erklärt Eric Kirchner von Estos im funkschau-Interview.Unternehmen müssen ihre Mitarbeiter von Anfang an in diese Projekte einbinden.
funkschau: Wie haben Sie in verschiedenen UC-Projekten fehlende Anwenderakzeptanz wahrgenommen? Wie zeigt sich diese und kann sie letztlich ein ganzes Projekt scheitern lassen?
Eric Kirchner: Die Werkzeuge, die UC-Lösungen zur Verfügung stellen, werden von Anwendern in Unternehmen häufig im ersten Schritt nicht als hilfreich wahrgenommen, weil diese ohne Einweisung in Betrieb genommen werden. So ist es Aufgabe der Anwender, sich in die neue Lösung einzuarbeiten, was neben dem regulären Betrieb zusätzlichen Aufwand verursacht und sich daher negativ auf die Akzeptanz der neuen UC-Lösung auswirkt. Kombiniert mit anderen eingesetzten Anwendungen und Programmen kann dies die Anwender im Unternehmen auch überfordern. Hinzu kommt eine Scheu vor „Überwachung“ durch die integrierte Präsenz-Funktion. Wenn Datenschutzbeauftragte und Personalvertretung in den Einführungsprozess nicht einbezogen werden, kommt es im Worst Case zur Ablehnung der UC-Lösung. Deshalb ist es essenziell, Anwender von Anfang an in das „Projekt UC-Lösung“ einzubinden und ihnen die Mehrwerte aufzuzeigen, von denen sie in der täglichen Arbeit profitieren. Unabhängige Produkte, die sich einfach in bestehende Prozesse integrieren lassen und im Idealfall Arbeitsschritte verbinden, erhöhen die Akzeptanz einer neuen UC-Lösung deutlich.
funkschau: Wird Anwenderakzeptanz seitens der IT-Abteilungen sowie der Systemhaus-Partner genügend berücksichtigt oder gibt es hier noch Nachholbedarf?
Kirchner: UC-Projekte sollten keine „reinen“ IT-Projekte sein, sondern als ein Element der Organisationsentwicklung und Digitalen Transformation verstanden und bereichsübergreifend entwickelt und eingeführt werden. IT-Abteilung und Systemhaus kommt somit eine wichtige Rolle zu, die weit über die technisch qualifizierte Installation hinausgeht. Hier können Systemhaus-Partner und IT-Abteilungen noch besser werden. Die Bereitschaft zur Investition in ergänzende Beratungs- und Projektmanagementleistungen wächst auf Kundenseite nur, wenn der Nutzen erkennbar ist.
funkschau: Warum nimmt die Anwenderakzeptanz gerade bei Unified Communications eine so zentrale Rolle ein?
Kirchner: Unified Communications eint vorhandene Kommunikationsmedien wie E-Mail, Fax, Telefon und Chat, damit Unternehmen ihre kommunikationsintensiven Geschäftsprozesse vereinfachen und verbessern können. Nur wenn eine UC-Lösung so gestaltet ist, dass die Anwender, die sie täglich nutzen, sich durch sie unterstützt und nicht gegängelt fühlen, werden sie die Lösung akzeptieren und die Funktionalitäten vollumfänglich nutzen. Mit den neuen Funktionen verändern sich Prozesse. Im Idealfall werden diese einfacher und transparenter. Wenn diese Vorteile erkennbar für den Anwender sind, wird er bereit sein, bekannte Arbeitsweisen durch neue zu ersetzen.