Offene As-a-Service-IT

Unternehmens-IT kompromisslos wolkig

26. Februar 2020, 15:00 Uhr | Autor: Norbert Schöfberger / Redaktion: Sabine Narloch

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Sehnsucht nach der Cloud-Eleganz

Dabei sehnen sich Unternehmen nach jener Eleganz des Bezugs von IT-Services, die sie durch SaaS & Co. kennengelernt haben. Denn die Erfahrung mit der Public Cloud hat sie gelehrt, wie einfach, schnell und flexibel IT-Nutzung sein kann – zumindest wenn man alles in der Art und Weise beziehen will, die der Public-Cloud-Provider vorsieht.
Die Kernfrage lautet daher: Muss hybride IT komplex sein? CIOs wünschen sich vor allem zweierlei: Erstens Rechenzentren, die nach Cloud-Manier funktionieren, sodass man schnell nach oben und unten skalieren kann, aber nur zahlt, was man nutzt; zweitens deutlich weniger Komplexität bei Aufbau und Management hybrider IT-Infrastrukturen. Diese Einfachheit kann man heute schon haben, aber eben nur innerhalb eines geschlossenen Cloud-Stacks. Das Gros der CIOs besteht jedoch auf einem offenen Modell mit Wahlfreiheit, um ihre Verhandlungsmacht gegenüber den Anbietern zu erhalten.
Es gilt also, die Einfachheit eines Single-Cloud-Stacks auf die offene, hybride Multi-Cloud-Welt auszuweiten. Und tatsächlich hat sich die IT-Branche bereits auf diesen Weg gemacht. Er ist steinig, aber nach und nach bröckeln die Dogmen von den Alleinstellungsmerkmalen der Public Cloud. So glaubte man lange, der Skaleneffekt durch die Zentralisierung der IT-Ressourcen bei einem Hyperscaler sei ein Muss für die „Commoditisierung“ der IT – also um IT-Leistung in ein Verbrauchsgut zu wandeln wie Strom aus der Steckdose.
Doch inzwischen weiß man: Cloud-Effizienz und -Flexibilität brauchen keinen Skaleneffekt. Flexibilität erzielen IT-Organisationen auf Softwareseite schon längst durch Virtualisierung und Containerisierung. Letzthin hat auch die Hardwareseite aufgeholt: Composable Infrastructure erlaubt es, Infrastruktur-Ressourcen nach Bedarf immer wieder neu zu kombinieren, und dies eben auch in unternehmenstypischer Größenordnung. Für mehr Effizienz sorgt zudem AIOps: Die Branche setzt zunehmend auf KI-gestützte Sensorik und Analytik für vorausschauende Analysen, eine präzisere Kapazitätsplanung und die Automation von IT-Betriebsprozessen – bis hin zu autonomen oder zumindest teilautonomen Systemen. Derlei Funktionalität ebnet der Unternehmens-IT den Weg zum Anbieter von IT as a Service, ebenso wie sich – um ein Beispiel aus einer anderen Branche zu nennen – der Kompressorspezialist Kaeser vom Baumaschinenhersteller zum Anbieter von „Druckluft as a Service“ gewandelt hat.

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Hybrid Cloud
Eine Bereitstellung hybrider IT-Ressourcen nach Verbrauch vermeidet die wiederkehrende Überprovisionierung klassischer Investitionszyklen ebenso wie phasenweise Performance- und Verlässlichkeitslücken vor Neuinvestitionen.
© Hewlett Packard Enterprise

Portabilität und Rentabilität
Lange galt, man könne Anwendungen zwischen Unternehmens-IT und Public Cloud nur schwer migrieren, zwischen Public-Cloud-Umgebungen gar nicht. Doch heutige Hybrid-Cloud-Umgebungen überwinden die Grenzen zwischen Public Cloud, Private Cloud und Edge. Per Containertechnik kann ein IT-Team Applikationen zwischen Serverplattformen verschieben, und auch App-Mobilität zwischen Public Clouds ist damit technisch möglich – wenn auch nicht von jedem Cloud-Provider gewünscht. Zudem sind für echte dynamische App-Portabilität Herausforderungen in puncto permanenter Storage und Security zu meistern. Konsolen für die zentrale Verwaltung von IT-Ressourcen über Public Clouds, Private Clouds und traditionelle Umgebungen hinweg sind bereits auf dem Markt. Als Trugschluss erweist sich auch die Annahme, die As-a-Service-Bereitstellung dedizierter Ressourcen könne sich für den Anbieter nicht rechnen. Nicht nur entfällt heute – wie erwähnt – die Notwendigkeit, Rentabilität durch massive zentrale Ressourcenpools und Skaleneffekte zu erzielen; zugleich verzahnen IT-Ausrüster die On-Demand-Bereitstellung mit Kreislaufwirtschaftsprozessen und steigern so ihre Profitabilität. So lässt sich vormalige High-End-Hardware für den Betrieb von Legacy-Systemen oder von weniger anspruchsvolleren Workloads wiederverkaufen.

Everything as a Service
Offene, hybride „As a Service“-Modelle sind bereits möglich. Allerdings ist der Reifegrad der Hersteller sehr heterogen. So finden sich bei manchen Ausrüstern „On-Demand“-Finanzierungen, die in Wirklichkeit langjährige Leasing-Verträge mit Monatsraten sind. Der Umstieg auf echte As-a-Service-Modelle zwingt die Anbieter, zahlreiche Geschäftsprozesse neu aufzusetzen – von der Rechnungslegung über Vertrieb und Marketing bis zu Logistik und Support. Dies erfordert neue Qualifikationen und einen Einstellungswandel seitens der Mitarbeiter. Und das dauert seine Zeit, wie die Entwicklung des SaaS-Markts von ersten zaghaften Anfängen („ASP“ beziehungsweise Application Service Provider) bis zur heutigen Reife gezeigt hat.
Doch der Pfad zu „Everything as a Service“ ist vorgezeichnet:
zunächst von dedizierten Infrastrukturen als Service zu IT-Lösungen wie Back-up oder SAP Hana als Service und zur kompletten hybriden Umgebung als Service. Fluchtpunkt der Entwicklung ist der Wert-beitrag zum Geschäft als Service. An diesem Anspruch müssen sich IT-Ausrüster künftig messen lassen – mit der Public Cloud als Referenzwert für Einfachheit und Skalierbarkeit, jedoch in einer offenen, heterogenen IT-Welt. Dorthin muss die Reise gehen, ohne den Anwender in neue Abhängigkeiten zu stürzen.

Norbert Schöfberger ist Vice President, HPE Pointnext Services DACH, Hewlett Packard Enterprise


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