Cloud-Computing

Vendor-Lock-in - das Pro und Contra

7. November 2013, 11:33 Uhr | Claudia Rayling, Redaktion funkschau

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Die Gefahr ist allgegenwärtig

Ulrich Hamm, Technical-Solutions-Architect bei Cisco
Ulrich Hamm, Technical-Solutions-Architect bei Cisco
© Cisco

Pro: Die Gefahr eines Vendor-Lock-ins besteht immer

Ulrich Hamm, Technical-Solutions-Architect bei Cisco: "Immer mehr Unternehmen nutzen Cloud-Computing, aus Sicherheitsgründen vor allem die Private-Cloud. Doch viele befürchten, sich nach der Entscheidung für einen Anbieter für alle Zeiten an ihn gekettet zu haben. Ist dieser Vendor-Lock-in eine echte Gefahr oder nur ein vages Gespenst?

Oft resultiert die Angst aus dem Anbieter-Konzept: Bei Single-Vendor-Lösungen stammt die komplette Infrastruktur aus Netzwerk, Storage und Server von einem Anbieter. So sehen viele Unternehmen die Gefahr, dass sie diesen nur schwer wechseln können. Bei Single-Vendor Lösungen besteht die Möglichkeit, dass proprietäre Formate verwendet werden, die dann nicht mit anderen Lösungen kompatible sind. Zudem muss ein Augenmerk auf die Verträge bezüglich Service und Support gelegt werden, inwieweit diese es erlauben Modifikationen am Gesamtsystem durchzuführen ohne dass dies Einfluss auf den Service und Support hat. Wenn der Kunde etwa den Speicheranbieter wechseln will, muss geprüft werden, ob auch andere Teile der Infrastruktur davon betroffen sind.  Andererseits gewährleistet der Ansatz, dass die einzelnen Bestandteile gut harmonieren und man einen Ansprechpartner für den Support hat.

Multi-Vendor-Lösungen basieren dagegen auf Produkten unterschiedlicher Hersteller – man hat also den großen Vorteil, die besten verfügbaren Lösungen auszusuchen. Grundsätzlich lassen sich hier Komponenten einfacher austauschen oder ergänzen. Entsprechend können sich Multi-Vendor-Ansätze keine wirklich proprietären Formate leisten und setzen eher auf Standards. Andererseits erhält der Kunde beim Support eventuell verschiedene Ansprechpartner für Netzwerk, Server und Storage, was aber durch entsprechende Verträge und die Zusammenarbeit mit dem Systemintegrator vereinheitlicht werden kann. Über gemeinsame Test-Labors und Referenzarchitekturen wird sichergestellt, dass auch bei einer Multi-Vendor-Lösung ein perfektes Harmonieren möglich ist.  

Theorie versus Praxis
Diese Überlegungen stimmen aber nicht unbedingt mit der Realität überein. Denn selbst bei Single-Vendor-Lösungen können die Bestandteile unter Umständen nicht reibungslos miteinander funktionieren. Und die einheitliche Support-Hotline bringt wenig, wenn der Ansprechpartner nicht kompetent ist. Zudem lassen sich auch je nach Vertrag und Lösung einzelne Komponenten austauschen, die sogar auf Standards basieren. Einige Multi-Vendor-Angebote besitzen ihrerseits einen einheitlichen Support und die Kompatibilität der Bestandteile wurde in eigenen Labors ausführlich getestet. Doch auch hier ist es wichtig, auf die Service- und Support-Verträge zu achten und darauf, wie das Lifecycle-Management für Hardware und Software durchgeführt werden kann.  

Entsprechend lautet die Frage nicht: Single- oder Multi-Vendor? Die konkrete Gefahr eines Vendor-Lock-in besteht in beiden Varianten. Entsprechend müssen Unternehmen genau auf Standardisierung, Kompatibilität, Austauschbarkeit der Komponenten sowie Migrationsfähigkeit der Daten und Anwendungen achten. In der Regel können dies Multi-Vendor-Lösungen besser gewährleisten. Doch eines sollte klar sein: Wer ein laufendes System ändern möchte, hat immer mit einem gewissen Aufwand zu rechnen."

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  1. Vendor-Lock-in - das Pro und Contra
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