Contra: Eine proprietäre Architektur endet schnell in einer technologischen Falle
Olaf Hagemann, SE-Director Dach bei Extreme Networks: "Von der Performance über die Erweiterung bis hin zur Unterstützung für Virtualisierung und Automation verändern sich die Anforderungen an Rechenzentren rapide und verlangen nach neuen Architekturen. Die erhöhte Dynamik benötigt eine Netzwerkinfrastruktur, die in der Lage ist, nach Bedarf zu skalieren, kundenspezifische Anpassungen und Automation zu unterstützen oder Server-Virtualisierungstechnologien zu integrieren. Verantwortliche, die vor der Aufgabe stehen, geschäftskritische Anwendungen mit höchster Verfügbarkeit bereitzustellen, scheuen sich mehr und mehr davor, bei der Ausstattung auf nur mehr einen Hersteller zu setzen. Gefragt sind offene Architekturen, die eine Auswahl der jeweils besten Komponenten ermöglichen.
Mit einem Fabric-basierten Ansatz punkten
In Anbetracht dieser Veränderungen entwickeln sich viele Datacenter-Architekturen in Richtung auf einen Fabric-basierten Ansatz. Zu den wesentlichen Merkmalen gehören Hochgeschwindigkeitsverbindungen, geringe Latenz von Port zu Port, voll vermaschte Multi-Path-Verbindungen sowie extrem hohe Verfügbarkeit. Daneben gibt es eine Reihe anderer Attribute, die eine Netzwerk-Fabric heute auszeichnen: Unterstützung von Netzwerk- und und Speicherkonvergenz, Support von Virtualisierung, Automation und Anpassungen, einfache Bereitstellung, Konfiguration und einfaches Management sowie geringe Leistungsaufnahme. Der Zwang, Kosten zu reduzieren führt zu einem offenen Ansatz gegenüber einer herstellerspezifischen und proprietären Architektur, die schnell in einer technologischen Falle endet. Die Industrie bewegt sich dementsprechend schnell in Richtung auf offene Architekturen. Verschiedene Industriekonsortien ebnen den Weg durch die Bereitstellung von Referenzmodellen, Technologien und Werkzeugen. Tatsächlich sind die Komponenten für eine Open-Fabric bereits vorhanden.
Die Trends, die Möglichkeiten
Auf viel Interesse ist die Konvergenz von Netzwerk und Speicherung gestoßen. Storage- und Networking-Konvergenz ist heute Realität. Die Verfügbarkeit von standardbasiertem Data-Center-Bridging (DCB) ist hier der Katalysator. DCB erlaubt die Partitionierung des Traffics in mehrere Traffic-Klassen auf einer normalen Ethernet-Fabric und weist diesen Klassen Prioritäten und spezifische Bandbreitenparameter zu. Im End-effekt bedeutet dies, dass mittels einer offenen, standardbasierten DCB-Technologie Speicherdaten auf einem gewöhnlichen Ethernet-LAN gemeinsam verlustfrei transportiert werden können und trotzdem weiterhin einer logischen Trennung unterliegen. Ein weiterer Trend führt Unternehmen zu einer engen Verknüpfung der Infrastruktur mit Management- und Provisioning-Plattformen einschließlich der Automation von Routineaufgaben in Verbindung mit der Service-Bereitstellung. Standardbasierte Lösungen unterstützen nicht nur die Integration zwischen einer virtuellen Serverinfrastruktur und Netzwerken, sondern können auch dazu genutzt werden, die Integration zwischen Management- und Provisioning-Plattformen zu ermöglichen. Einige dieser Werkzeuge sind etwa Scripting, dynamisches Scripting und XML-Schnittstellen. Die Multi-Vendor-Integration mittels XML-Interfaces erlebt derzeit ein hohes Interesse, und viele Hersteller veröffentlichen ihre APIs, die eine Zusammenarbeit ermöglichen.
Konsortien treiben die Akzeptanz offener Lösungen
Die Open Networking Foundation ist eine neue Organisation mit dem Fokus auf Software-Defined-Networking (SDN), mit Open-Flow als Schlüsseltechnologie. Diese Technologie zentralisiert die Intelligenz im Netzwerk, während die Datenpfade verteilt bleiben. Open-Stack ist eine Open-Source-Entwicklungsgemeinschaft, die ein sehr skalierbares Cloud-Betriebssystem bietet. Solche unabhängigen Konsortien ebenso wie technologische Trends treiben die Akzeptanz offener und interoperabler Lösungen. Ein Commitment in Bezug auf offene Netzwerktechnologie findet den Niederschlag in neuen Produkten, die dabei helfen, den Weg in Richtung offener, Fabric-basierter Netzwerk-Architekturen für RZ-Infrastrukturen zu ebnen."