TK-Distributor Herweck expandiert rasant

Visionen? »Ich war noch nicht beim Arzt«

31. Mai 2017, 10:44 Uhr | Martin Fryba
Ohne Visionen, aber mit dem Blick für Zukunftsperspektiven: Herweck-Vorstände Dieter Philippi (links) und Jörg Herweck

Gegen Visionen sind die Vorstände von Herweck immun. Man kennt eben die Hypes um neue Technologien. Das heißt aber nicht, dass beim TK-Distributor »business as usual« angesagt ist. Mit erfrischendem Realismus sehen die Saarländer ihre Stärken und bauen sie konsequent aus.

Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen. Wann er diesen mindestens tausend Mal zitierten Satz gesagt habe, daran konnte sich Helmut Schmidt nicht mehr erinnern. Nur so viel sagte der Bundeskanzler a.D. 2010 im Interview mit »Zeit Online« auf dieses bekannteste aller Schmidt-Schnauze-Zitate angesprochen: »Es war eine pampige Antwort auf eine dusselige Frage«. Anders als noch vor vier Jahrzehnten gemächlichem Fortschritts haben Visionäre in der heutigen Technologiebranche ja nicht nur Hochkonjunktur. Der Typus des sich disruptiv gebenden Zukunftsmanagers lauert ja fast an jeder Straßenecke, und er zeigt sich geradezu beleidigt, vom Journalisten nicht nach seiner Vision gefragt zu werden. Also fragte CRN den Vorstand von TK-Distributor Herweck, Dieter Philippi, nach seinen Visionen und erhält - man ahnt es schon - prompt die Antwort: »Ich war noch nicht beim Arzt«.

Nun lernen wir vom intellektuellsten Bundeskanzler, den diese Republik je hatte, auch dieses: Dass der wahre Visionär sich also solcher niemals bezeichnen würde, und dass er alles andere als ein Träumer ist, sondern seine Ideen auch umgesetzt sehen will. So verläuft ein Gespräch mit Dieter Philippi und seinem Vorstandskollegen Jörg Herweck ohne die bei solchen Gelegenheiten inflationär verwendeten Worthülsen aus der an Visionen so reichen Technologiebranche. Kein Wort über Cloud Computing, es fällt kein Internet of Things, erst recht nicht Big Data oder gar künstliche Intelligenz. Ja nicht einmal einen Modetrend aus der Distribution bemühen die beiden Vorstände.

»Wir haben gestern von der CRN erfahren, dass Distributoren ja jetzt Enabler sind«, leitet Jörg Herweck mit einem spöttischen Unterton die Pressekonferenz auf der Hausmesse »Perspectives« ein. Wobei »Konferenz« bei diesem deutschen Mittelstandsunternehmen auch schon wieder hochtrabender klingt als es letztlich ist.

Nämlich ein Dialog zwischen Fachjournalisten und zwei Gründern eines TK-Distributors, die ob ihrer Geschäftsentwicklung in den letzten Jahren allen Grund hätten, ihre mittlerweile erreichte Größe demonstrativ zur Schau zu stellen, und sich doch nahbar und bodenständig geben wie eh und je. Von Höhenflügen und Meilensteinen, die es zweifelsohne gibt, ist auch dieses Mal nicht die Rede. Vielleicht ist das gerade der Grund dafür, dass der mittelständische TK-Grossist aus dem Saarland expandiert und sich gegen die rückläufigen Bitkom-Zahlen zum deutschen Markt für Telekommunikation seit einigen Jahren schon erfolgreich stemmen kann.


  1. Visionen? »Ich war noch nicht beim Arzt«
  2. Ein Jahr »der Umsetzung«
  3. Chamäleon-Prinzip

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