Es lohnt sich die Frage nach den Zielen umfänglich zu durchdenken und zu diskutieren: Welchen Geschäftsprozess soll die neue IoT-Lösung unterstützen und in Zukunft besser machen? Das kann von der Verkürzung von Prozesszeiten über die Reduzierung von Ausfallzeiten bis hin zu mehr Transparenz reichen. Welchen konkreten Nutzen verspricht die Lösung? Wichtig ist ein grobes Verständnis dafür, welche Geschäftsprozesse überhaupt adressiert werden.
Der Hersteller der Kaffeemaschine könnte – basierend auf den neuen Möglichkeiten von IoT – nicht mehr den einmaligen Verkauf der Kaffeemaschine fokussieren, sondern das Geschäftsmodell „Coffee as a Service“ anbieten. Der B2B-Kunde bräuchte sich dann nicht mehr um den Betrieb und die Wartung der Maschinen kümmern und spart sich gleichzeitig die kostspielige Investition für neue Kaffee-maschinen. Schlussendlich geht es darum, dass das Unternehmen durch neue Marktangebote auch neue Umsatzquellen erschließt – oder interne Geschäftsprozesse schneller, besser oder kostengünstiger realisieren kann. Deshalb ist es wichtig, sich im Vorfeld die Frage zu stellen, welche Umsatzquellen es für die Geschäftsidee gibt. Beim Beispiel „Coffee as a Service“ könnte der B2B-Kunde pro verbrauchtem Kaffee bezahlen. Der Billing-Prozess kann in diesem Beispiel ebenfalls per IoT im Hintergrund abgewickelt werden.
IoT-Projekte im Detail planen
Aus unternehmerischer Sicht stellen sich bei Geschäftsmodell-Vorhaben noch weitere Fragen: Welche Schlüssel-Ressourcen werden für die Lösung benötigt? Welcher Personal- und Technologiebedarf muss eingeplant werden? Dazu sollte sich beispielsweise der Kaffeemaschinen-Hersteller für sein „Coffee as a Service“-Modell zumindest mit den Ressourcen „Servicetechniker“ und „IoT-Plattform“ auseinandersetzen. Da eine IoT-Lösung sehr komplex und umfangreich sein kann, ist es durchaus sinnvoll, sich Partner mit ins Boot zu holen. Auch an dieser Stelle gilt es diverse Fragen zu beantworten: Welche IoT-Plattform passt am besten zu den Anforderungen? Bei welchem Partner beziehe ich meine Kaffeebohnen? Wer kümmert sich um Billing und Payment der digitalen Services? Für den Kaffeemaschinen-Hersteller würde es gegebenenfalls Sinn machen, in bestimmten geographischen Zonen auf Servicepartner zurückzugreifen, um die mit den Kunden vereinbarten Service-Levels mit einem vertretbaren finanziellen Aufwand sicherzustellen. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht ist zudem die Frage nach den Kosten wichtig: Welcher Lösungsbaustein kostet wieviel? Beim Kaffeemaschinen-Hersteller könnten relevante Kostenblöcke zum Beispiel die Beschaffung der Kaffeebohnen und der laufende Betrieb der IoT-Lösung samt Support-Hotline sein.
Ressourcen, Partner und Kosten im Blick
Das beantworten der genannten Fragen sorgt für einen klareren Überblick des künftigen Geschäftsmodells. Der dafür investierte Zeitaufwand zahlt sich in mehrfacher Hinsicht aus:
Wer sich frühzeitig über mögliche Anwendungsfälle und Potenziale seines Geschäftsmodells im Klaren ist, wird schneller an den Markt kommen. Eine Business Roadmap für das weitere Projektvorgehen bildet die Basis, um die geschäftskritischen Fragen in einem iterativen Vorgehen zu validieren. Schritt für Schritt können dann die wichtigsten Annahmen durch Customer Problem-Interviews überprüft werden. Testläufe mit einem Prototypen und „friendly customers“ erlauben eine stetige Optimierung des Angebots. Ein derartiges Vorgehen sorgt dafür, dass die Risiken überschaubar bleiben und das Projekt einem Plan folgt, der Lernen und entsprechende Veränderungen auch zulässt.
Simon Noggler, Business Consultant und IoT-Experte, Doubleslash Net-Business