Steht ein Unternehmen nun also vor der Entscheidung, ob es den Gang in die Wolke wagen soll, muss zunächst eine Entscheidung über das passende Modell getroffen werden. Betrachtet man aus Anwenderseite nun die Vor- und Nachteile der einzelnen Cloud-Betriebsmodelle, so ist bei der Public-Cloud ein guter Grund sicher die relativ niedrige Einstiegshürde. Um einen Public-Cloud-Service zu nutzen, muss man in der Regel nichts weiter tun, als sich auf der Webseite des Anbieters anzumelden, die Zahlungsdaten anzugeben und den gewünschten Service auszuwählen. Dann geht’s auch schon los. Public-Cloud-Anwender müssen sich nicht um den Betrieb des Cloud-Services kümmern, dafür sorgt der Anbieter. Nicht umsonst wird in diesem Bereich in Analogie zur Stromversorgung häufig von der „IT aus der Steckdose“ gesprochen. Ein weiterer Vorteil besteht in den in der Regel sehr günstigen, nutzungsabhängigen Service-Gebühren. Da sich der Public-Cloud-Provider nur einmal um den Betrieb seines Cloud-Services kümmert, diesen dann aber möglichst vielen Anwendern zur Verfügung stellen kann, sind seine Betriebskosten relativ niedrig. Ein weiterer Vorteil ist die Flexibilität. Sollen weitere Mitarbeiter den Public-Cloud-Service nutzen, wird einfach eine entsprechende Anzahl von Benutzern dazu gebucht – auf Wunsch ist natürlich auch jederzeit eine Abbestellung möglich. Damit sind die IT-Kosten für den Anwender viel kalkulierbarer und entwickeln sich analog zum Geschäftsbetrieb.
Allerdings ist der Public-Cloud-Anwender nur einer von vielen und hat deshalb wenig bis gar keinen Einfluss auf den Service selbst. Der kommt wie „Strom aus der Steckdose“: So lange er fließt, gibt es keine Probleme. Versiegt er jedoch oder wird er nicht in der vereinbarten oder benötigten Qualität geliefert, was dann? Den Nutzern solcher Cloud-Services kann man nur raten, sich nicht nur die Funktionalität der Services, sondern auch den Provider genauestens anzuschauen, damit es später kein böses Erwachen gibt.
Dabei kann auch der Standort des Anbieters eine Rolle spielen. Bei den meisten großen Public-Cloud-Anbietern handelt es sich um internationale Unternehmen mit einem Netzwerk an Rechenzentren auf der ganzen Welt, um so die Betriebskosten zu optimieren. Im Problemfall wird es für Anwender schwierig sein, in den direkten Kontakt zum Hersteller zu kommen. Außerdem spielen der Standort des Rechenzentrums und damit der Verarbeitungsort der Daten auch eine Rolle in den Bereichen Datensicherheit und Datenschutz. Das allein reicht allerdings nicht aus. So wird Microsoft etwa von US-Behörden per Gerichtsbeschluss dazu gezwungen, Daten eines europäischen Nutzers herauszugeben, welche in Dublin gespeichert sind. Microsoft geht zwar in Berufung, jedoch lässt sich zusammenfassend sagen, dass sich derartiges „Rechtswirrwarr“ nur vermeiden lässt, wenn sich Anwender für deutsche Anbieter mit in Deutschland befindlichen Rechenzentren entscheiden.
Bei der Private-Cloud dagegen sind die Einflussmöglichkeiten der Anwender auf die Ausgestaltung des Services größer, da diese ja in der Regel speziell für das jeweilige Unternehmen eingerichtet wird. Unter Umständen kann diese Implementierung im Unternehmen auf der bestehenden IT-Infrastruktur erfolgen. Der Service-Provider kümmert sich dann lediglich darum, dass die vom Kunden als Cloud-Service bezogene Funktionalität – Backup, Anti-Spam, CRM-Software etc. – den Mitarbeitern zur Verfügung gestellt wird. Für den Provider bedeutet dies, dass er, wenn er mehrere Kunden betreut, jedem seine eigene Wolke einrichten und betreiben muss. Dies führt zwangsläufig zu höheren Betriebskosten beim Provider und somit auch zu höheren Kosten beim Anwenderunternehmen.
Die Einstiegshürde ist damit im Vergleich zu einem Public-Cloud-Angebot ebenfalls gestiegen. Darüber hinaus wird es notwendig sein, dass das Anwenderunternehmen über entsprechendes IT-Know-how verfügt, um gemeinsam mit dem Service-Provider die Private-Cloud implementieren und betreiben zu können.
Was Datenschutz und Datensicherheit betrifft, hat der Kunde natürlich bei einer Private-Cloud im eigenen Unternehmen alle Zügel in der Hand – ist aber auch allein dafür verantwortlich. Bei der Auslagerung einer Private-Cloud an einen externen Dienstleister besteht seitens des Nutzers die Möglichkeit, zu bestimmen, wo die Daten gespeichert und die Verantwortlichkeiten geregelt werden.
Über die Hybrid-Cloud wird häufig gesagt, sie vereine das „Beste aus beiden Welten“ – dies ist allerdings zu allgemein formuliert. Für Hybrid-Clouds gibt es ganz konkrete Anwendungsszenarien, von denen im Folgenden drei Beispiele kurz umrissen werden sollen.
Viele Branchen – wie etwa der Handel, das Transportwesen oder das Hotel- und Gaststättengewerbe, sind ganz besonders abhängig vom Saison-Geschäft. Zur Ferienzeit oder im Weihnachtsgeschäft ist es notwendig, höhere IT-Kapazitäten einzusetzen – etwa zur Bestellannahme, zur Abwicklung oder zum Versand. Anstatt wie bisher laufend in neue IT investieren zu müssen, um diese saisonalen Lastspitzen zu bewältigen, können Unternehmen nun eine Hybrid-Cloud einsetzen: Mit niedrigeren aber ausreichenden Private-Cloud-Kapazitäten in der „normalen“ Zeit, die sie dann in der „Hochsaison“ um zusätzliche Kapazitäten aus einer Public-Cloud ergänzen und nach der Spitzenlastzeit wieder abbestellen.
Ein zweites Beispiel für einen Hybrid-Cloud-Einsatz stammt aus der Forschung und Entwicklung. Sowohl interne Soft-ware-Entwicklungsabteilungen, aber auch Softwareunternehmen nutzen heute für Test- oder Demo-Zwecke neuer Anwendungen kostengünstige Public-Cloud-Angebote, bevor sie die Anwendung dann im Produktivbetrieb in die Private-Cloud übernehmen.
Und auch aus dem Backup-Bereich gibt es ein typisches Anwendungsbeispiel: Viele Unternehmen möchten oder sind dazu verpflichtet, eine Replikation ihrer Daten in einem zweiten, räumlich getrennten Rechenzentrum sicher zu stellen. Die Daten können dann einmal über die Public-Cloud im Rechenzentrum des Anbieters und ein zweites Mal in einer Private-Cloud im Rechenzentrum des Kunden gesichert werden.
Fazit: Vor dem Einsatz eines Public-Cloud-Services sollte also auf jeden Fall der Anbieter überprüft werden. Und zwar dahingehend, inwieweit er in der Lage ist, den Public-Cloud-Service über einen längeren Zeitraum aufrecht zu erhalten. Dann ist zu klären, wo die Daten gespeichert werden und ob dies mit den Datenschutzbestimmungen des eigenen Unternehmens vereinbar ist. Beim Private-Cloud-Einsatz hat der Anwender mehr Kontrolle und Einflussmöglichkeiten, muss aber auch über das entsprechende IT-Know-how und die entsprechenden Kapazitäten verfügen, um diese Kontrolle und die Möglichkeiten auch auszunutzen. Für Hybrid-Clouds gibt es in der Regel konkrete Einsatzszenarien, die gemeinsam mit dem Cloud-Service-Provider evaluiert und erörtert werden müssen.