Interview mit Infosys

Nachhaltigkeit erfordert Investitionen von Unternehmen

29. August 2023, 10:30 Uhr | Diana Künstler
Ashiss Kumar Dash ist Global Head of Services, Utilities, Resources, and Energy industries bei Infosys.
© Infosys

Neue Technologien wie KI, 5G und Quantencomputing beschleunigen branchenübergreifend die Nachhaltigkeitsbemühungen. Doch es gibt auch Hürden. Unternehmen sollten daher Ashiss Dash zufolge investieren – und zwar in Mitarbeiter, Technologien und Kulturwandel. Über Beschleuniger und Bremsen.

connect professional: Wie können neue Technologien die Nachhaltigkeit beschleunigen? Zum Beispiel KI, 5G, Quantencomputing?

Ashiss Dash: Aufstrebende Technologien wie künstliche Intelligenz (KI), 5G und Quantencomputing haben ein immenses Potenzial, die Nachhaltigkeitsbemühungen zu beschleunigen und positive ökologische und soziale Auswirkungen zu erzielen. Diese transformativen Technologien können unsere Herangehensweise an die Herausforderungen der Nachhaltigkeit revolutionieren und neue Möglichkeiten für eine nachhaltige Zukunft erschließen.

Künstliche Intelligenz ermöglicht eine schnellere datengesteuerte Entscheidungsfindung und optimiert in Zeiten des Fachkräftemangels den Einsatz von Mitarbeitern. Durch den Einsatz von KI sind Unternehmen in der Lage, riesige Datenmengen aus unterschiedlichen Quellen wie IoT-Sensoren, Satelliten und sozialen Medien zu analysieren und so wertvolle Erkenntnisse über Umweltmuster und -trends zu gewinnen. Dies erlaubt eine effektivere Planung und Umsetzung von Nachhaltigkeitsinitiativen. KI-gestützte prädiktive Analysen lassen sich auch zur Vorhersage und Abschwächung von Umweltrisiken wie extremen Wetterereignissen und Naturkatastrophen einsetzen. Sie versetzen somit Unternehmen und Behörden in die Lage, proaktive Maßnahmen zum Schutz von Gemeinden, Anlagen und Lieferketten zu ergreifen. Darüber hinaus kann die KI-gestützte Automatisierung den Energieverbrauch optimieren, den Betrieb rationalisieren und die Verschwendung minimieren. Das Ergebnis ist eine bessere Energie, Energieeffizienz sowie ein reduzierter CO2-Fußabdruck. KI-gestützte intelligente Stromnetze steuern beispielsweise die Energieverteilung und den Energieverbrauch dynamisch und optimieren so die Energienutzung von Industrie und Haushalten.

Die Einführung der 5G-Technologie bringt beispiellose Konnektivitäts- und Datenübertragungsmöglichkeiten mit sich – und diese bieten Möglichkeiten, die Nachhaltigkeit deutlich zu verbessern. Zum Beispiel IoT-Konnektivität: Die Hochgeschwindigkeits- und Niedriglatenz-Konnektivität von 5G eignet sich gut dazu, umfangreiche IoT-Implementierungen (Internet of Things) zu unterstützen. IoT-Geräte können Umweltparameter überwachen, Bewegungen in der Lieferkette verfolgen und intelligente Infrastrukturen verwalten und so nachhaltige Praktiken fördern. Was das Beispiel Fernüberwachung und -steuerung angeht: 5G ermöglicht eine effizientere und präzisere Fernüberwachung und -steuerung von Maschinen, Fahrzeugen und Infrastruktur. Dies erleichtert es, die Steuerung in Echtzeit zu optimieren. Gleichzeitig reduzieren sich der Energieverbrauch und die Umweltauswirkungen.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Neue Technologien wie KI, 5G und Quantencomputing beschleunigen die Nachhaltigkeitsbemühungen in allen Branchen. Unternehmen sind damit in der Lage, datengestützte Entscheidungen zu treffen, wenn sie das Potenzial dieser Technologien ausschöpfen. Gleichzeitig können sie so Umweltauswirkungen reduzieren und Innovationen für eine nachhaltigere und widerstandsfähigere Zukunft vorantreiben.

Unternehmen können sich verschiedenen Herausforderungen gegenübersehen, die ihre Fortschritte hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeitsziele behindern. Dazu gehören neue Talente zu gewinnen, fehlendes Umweltwissen und -bewusstsein ebenso wie betriebliche Zwänge, veraltete Technologien und rechtliche Faktoren.

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connect professional: Gibt es Beispiele für neue Technologien, die die Nachhaltigkeit beschleunigen?

Dash: Neue Technologien haben bereits gezeigt, dass sie das Potenzial haben, die Bemühungen um Nachhaltigkeit in verschiedenen Branchen zu beschleunigen. Einige praktische Beispiele, die zeigen, wie diese Technologien eingesetzt werden, um positive ökologische und soziale Ergebnisse zu erzielen:

KI-gestützte Energiemanagementsysteme optimieren den Energieverbrauch in Gebäuden und Industrieanlagen. Diese Systeme analysieren die Daten von Sensoren und IoT-Geräten, um Heizung, Kühlung, Beleuchtung und andere energieverbrauchende Prozesse intelligent zu steuern. Durch die dynamische Anpassung des Energieverbrauchs auf Basis von Echtzeitdaten und Belegungsmustern führen KI-gesteuerte Lösungen zu erheblichen Energieeinsparungen und geringeren Treibhausgasemissionen.

Die Hochgeschwindigkeits- und Niedriglatenzfunktionen von 5G verändern das Gesundheitswesen, insbesondere in ländlicheren Gebieten. Von 5G unterstützte telemedizinische Plattformen ermöglichen Konsultationen in Echtzeit ebenso wie den Austausch medizinischer Daten und Ferndiagnosen. Das Ergebnis ist eine verbesserte Zugänglichkeit der Gesundheitsversorgung. Eine lange Anfahrt zum nächsten Arzt ist nicht mehr zwingend notwendig – und zieht geringere Kohlenstoffemissionen nach sich.

Zusammenfassend zeigen diese Beispiele, wie neue Technologien aktiv zur Nachhaltigkeit in verschiedenen Sektoren beitragen. Mit der Weiterentwicklung der Technologie nimmt das Potenzial für positive ökologische und soziale Auswirkungen weiter zu.

connect professional: Welche Herausforderungen hindern Unternehmen daran, ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen? Talente, Umweltwissen und -bewusstsein, Betriebsabläufe, zum Beispiel Fabrikhallen, veraltete Technologie, Vorschriften oder andere?

Dash: Unternehmen können sich verschiedenen Herausforderungen gegenübersehen, die ihre Fortschritte hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeitsziele behindern. Dazu gehören neue Talente zu gewinnen, fehlendes Umweltwissen und -bewusstsein ebenso wie betriebliche Zwänge, veraltete Technologien und rechtliche Faktoren.

Stichwort Talentakquise: Unternehmen stehen vor der großen Herausforderung, das richtige Umweltfachwissen zu finden. Da Nachhaltigkeit immer mehr an Bedeutung gewinnt, steigt die Nachfrage nach Fachkräften, die sich mit nachhaltigen Praktiken, erneuerbaren Energien, Kreislaufwirtschaft und Umweltwissenschaften auskennen. Es gibt jedoch nicht genügend Personen mit den erforderlichen Fähigkeiten und Kenntnissen in diesen Bereichen. Daher ist es eine Herausforderung, die richtigen Talente zu finden und zu halten, die Nachhaltigkeitsinitiativen voranzutreiben und nachhaltige Praktiken im gesamten Betrieb zu verankern.

Umweltkompetenz und Umweltbewusstsein: Viele Organisationen kämpfen mit einem Mangel an Umweltwissen bei ihren Mitarbeitern. Nachhaltigkeit benötigt auch einen Kulturwandel innerhalb von Unternehmen und die Integration nachhaltiger Praktiken in die tägliche Arbeit – nur dann ist sie erfolgreich. Die Aufklärung und Sensibilisierung der Mitarbeiter über die Bedeutung von Nachhaltigkeit, ihre Auswirkungen auf das Geschäft und den individuellen Beitrag zur Erreichung von Nachhaltigkeitszielen ist für Unternehmen eine Herausforderung.

Betriebliche Zwänge: Betriebliche Herausforderungen, insbesondere in Fabriken oder komplexen Lieferketten, können nachhaltige Praktiken behindern. Veraltete Prozesse, Anlagen und Infrastrukturen entsprechen möglicherweise nicht den modernen Nachhaltigkeitsanforderungen. Die Auf- oder Umrüstung von Betriebsabläufen zur Einführung umweltfreundlicher Technologien und Praktiken ist jedoch häufig ressourcenintensiv und behindert so den Fortschritt.

Regulatorisches Umfeld: Unternehmen müssen sich in einer komplexen Landschaft von Vorschriften und Compliance-Anforderungen in Bezug auf Nachhaltigkeit zurechtfinden. Unterschiedliche Regularien in verschiedenen Regionen und Ländern erhöhen die Komplexität und erschweren es, gesteckte Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Sich an die gesetzlichen Rahmenbedingungen anzupassen und alle Vorschriften einzuhalten kann eine Herausforderung sein, insbesondere für Organisationen, die in mehreren Rechtsordnungen tätig sind.

connect professional: Welche Branchen sind in Bezug auf Nachhaltigkeit am innovativsten und investieren am meisten? Wer ist führend und wer hinkt hinterher? Und warum?

Dash: Die Dynamik der Nachhaltigkeitslandschaft bedeutet, dass die Fortschritte in den einzelnen Sektoren unterschiedlich ausfallen und von zahlreichen Faktoren beeinflusst werden. Im Folgenden sind einige Branchen aufgeführt, die bei Innovationen und Investitionen im Bereich der Nachhaltigkeit führend sind.

Die Technologiebranche ist ein Vorreiter bei Nachhaltigkeitsinitiativen. Technologieunternehmen haben das Potenzial ihrer Lösungen erkannt und investieren signifikant in erneuerbare Energien, energieeffiziente Rechenzentren und nachhaltige Lieferketten. Sie sind außerdem führend dank Innovationen wie KI, IoT und Blockchain, die die Nachhaltigkeit in verschiedenen Sektoren fördern.

Der Sektor der erneuerbaren Energien investiert in saubere und nachhaltige Energiequellen. Auf Solar-, Wind- und Wasserkraft spezialisierte Unternehmen entwickeln ihre Technologien kontinuierlich weiter – sie steigern so ihre Effizienz und senken ihre Kosten. Ihr Engagement hinsichtlich Dekarbonisierung ist ein weiterer Fortschritt. Gleichzeitig sind sie dadurch unabhängiger von fossilen Brennstoffen.

Die Automobilindustrie durchläuft den größten Wandel seit ihrem Bestehen. Führende Automobilhersteller stellen erhebliche Ressourcen für die Entwicklung von Elektrofahrzeugen und der entsprechenden Ladeinfrastruktur bereit. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Forschung im Hinblick auf alternative Kraftstoffe, leichte Materialien und intelligente Transportsysteme, um die Energieeffizienz zu verbessern und die Emissionen so weit wie möglich zu senken.

Unternehmen in der Konsumgüterbranche betrachten Nachhaltigkeit als ein wesentliches strategisches Element. Sie investieren in nachhaltige Verpackungen, umweltfreundliche Herstellungsverfahren und eine verantwortungsvolle Beschaffung von Rohstoffen. Diese Unternehmen reagieren auf die wachsende Nachfrage der Verbraucher nach umweltbewussten Produkten.

Auch wenn diese Branchen eine Vorreiterrolle einnehmen: Andere Industrien können Nachhaltigkeitsinteressen vielleicht deutlich schwerer umsetzen. Bestimmte Sektoren stoßen auf enorme Hindernisse. Dazu gehören hohe Kapitalkosten, komplizierte Lieferketten oder die Notwendigkeit einer behördlichen Unterstützung. Außerdem ist es für Branchen, die in traditionellen Praktiken verwurzelt sind, aufwändig, sich an Nachhaltigkeitsanforderungen anzupassen.

Denn die – augenscheinlich – hinterherhinkenden Branchen benötigen Unterstützung und eine umfangreiche Transformation. Dazu gehört es, technologische Grenzen zu überwinden, das Bewusstsein zu schärfen und sich aktiv auf Veränderungen einzulassen. Es ist wichtig zu verstehen, dass Nachhaltigkeit eine kontinuierliche Reise ist. Auch Branchen, die derzeit zurückliegen, können aufholen. Wie dies möglich ist? Unternehmen sollten Innovationen fördern, Interessengruppen einbeziehen und sich mit den ökologischen und sozialen Herausforderungen auseinandersetzen.


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