Microsoft hat für Windows Server 2025 zahlreiche neue Funktionen entwickelt, die den Betrieb in hybriden Umgebungen vereinfachen und Verbesserungen für beide Welten bereitstellen. Unter anderem erhält das Active Directory erstmals seit WS2016 einen neuen Functional Level.
Für eine zentrale Verwaltung der vor Ort und in der Azure-Cloud laufenden Systeme spielt Azure Arc in Verbindung mit dem Windows Admin Center eine immer wichtigere Rolle.
Als Microsoft vor drei Jahren Windows Server 2022 vorgestellt hat, gingen viele Marktbeobachter davon aus, dass das klassische Serverbetriebssystem langsam aussterben wird und Unternehmen über kurz oder lang dazu gebracht werden sollen, ihre IT-Workloads vollständig in die Azure Cloud zu migrieren. Der im November 2024 veröffentlichte neue Windows Server 2025 zeigt, dass Microsoft bei der Weiterentwicklung den Fokus auf hybride Infrastrukturen gesetzt hat.
WS2025 stellt sowohl für On-Prem betriebene physische und virtuelle Server als auch für in der Azure Cloud laufende Systeme zahlreiche neue Funktionen bereit. Mit Azure Arc verfügt Microsoft zudem über eine Plattform, die in Verbindung mit dem Windows Admin Center (WAC) eine zentrale Verwaltung aller Windows-Rechner in der hybriden Welt ermöglichen soll. Das bislang für das Server-Management in Unternehmensnetzen eingesetzte WAC hat Microsoft dazu in das Azure Portal integriert.
Bei den Editionen gibt es wie mit WS2022 eine Standard- und eine Datacenter-Variante. Letztere ist auch als Azure-Edition erhältlich. Zudem bietet Microsoft nach wie vor eine Essentials-Version an. Neu ist eine Pay-as-you-go-Lizenz, bei der ein im eigenen RZ laufender physischer oder virtueller Windows-Server wie eine Azure-VM nach der tatsächlichen Nutzung abgerechnet wird. Dies ist zum Beispiel hilfreich, wenn ein Unternehmen zusätzliche Server-Kapazitäten nur vorübergehend benötigt. Server, die dieses Modell nutzen sollen, müssen über den Azure-Arc-Agent mit dem Azure-Account des Unternehmens verbunden sein, da die Abrechnung über Azure erfolgt.
Die Spezialversion Azure Stack HCI für On-Prem S2D-Cluster mit Hyper-V-Hosts hat Microsoft vor kurzem in Azure Local umbenannt.
Hotpatching und GPU-Partitionierung
Mit WS2025 lässt sich nun auch das Hotpatching-Feature nutzen, das Windows-Security-Hotfixes installiert, ohne dass ein Server-Reboot erforderlich ist. Microsoft schreibt allerdings vor, dass die Server alle drei Monate neu gestartet werden müssen. Technisch umgeht das Hotpatching den Reboot, indem der In-Memory-Code von laufenden Prozessen gepatcht wird, ohne die Prozesse neu zu starten.
Hotpatching ist eine Erweiterung von Windows Update und wird bei Azure-VMs über den Azure Update Manager automatisch angewendet. Für Azure-Arc-enabled Server, die im eigenen RZ laufen, hat das Feature noch Preview-Status. Bei Azure-VMs und bei vor Ort laufenden Servern mit Pay-as-you-go-Lizenz ist Hotpatching als Standardfunktion enthalten. Für andere On-Prem-Server fallen dafür monatliche Zusatzkosten an.
Eine wichtige Neuerung für Hyper-V-Umgebungen ist die Unterstützung von WS2025 für GPU-Partitionierung (Graphical Processing Unit). Bislang konnte eine physische Grafikkarte per Direktzuweisung nur einer einzigen VM zugeordnet werden. Das neue Feature teilt eine Karte in bis zu 16 GPU-Partitionen auf, die sich auf unterschiedliche VMs verteilen lassen. Zum Zeitpunkt dieses Tests standen allerdings die Nvidia vGPU-Treiber für Windows noch nicht zur Verfügung, die eine Live-Migration von VMs zwischen Hyper-V-Hosts unterstützen.
Automatische Netzwerkkonfiguration
Auch im Bereich Software Defined Networking (SDN) hat sich bei WS2025 einiges getan. Das Intent Based Networking, das bei Microsoft Network ATC heißt, unterstützt jetzt zentrale Templates, mit denen sich Netzwerkkonfigurationen einheitlich auf die gewünschten Server ausrollen lassen. Mit nur zwei Powershell-Befehlen lassen sich zum Beispiel per Template alle für einen S2D-Hyper-V-Cluster benötigten Netzwerke für VMs, Management und Storage vollautomatisiert erstellen. Die Templates erhöhen auch die Betriebssicherheit, indem sie nachträglich durchgeführte Änderungen an der Netzwerkkonfiguration automatisch rückgängig machen und den Sollzustand wiederherstellen.
SDN Multisite unterstützt WS2025 nun auch native Layer-2- und Layer-3-Verbindungen zwischen Applikationen, die an unterschiedlichen Standorten laufen. Mit Accelerated Networking (Accelnet) lassen sich physische Netzwerkkarten eines Hyper-V-Hosts per Single Root I/O Virtualization (SR-IOV) direkt einer VM zuweisen. Dies reduziert Latenz und Jitter der Netzverbindung und die CPU-Last des Host-Systems. Accelnet hat derzeit noch Preview-Status.
Neue S2D- und Cluster-Funktionen
Mit WS2025 ist es erstmals möglich, Failover-Cluster auf Workgroup-Servern ohne Active-Directory-Integration (AD) zu betreiben. Dies könnte zum Beispiel für Edge-Lösungen sinnvoll sein, die einen Hyper-V-Cluster mit ausfallsicheren VMs benötigen, aber nicht auf eine AD-Infrastruktur zugreifen können oder dürfen. Laut Microsoft eignet sich diese Lösung jedoch nicht für MSSQL- und File-Server-Cluster, da für diese Anwendungen ein Zugriff auf AD-Berechtigungen nötig ist.
Bei S2D-Clustern unterstützt Microsoft jetzt auch Stretched Cluster, die sich über verschiedene Subnetze erstrecken können. Für Testszenarien lassen sich S2D-Cluster jetzt auch als Single-Node-Lösung installieren. Durch die neue Dynamic Processor Compatibility können Cluster, die mit Servern aus unterschiedlichen CPU-Generationen gebildet wurden, gemeinsam den kleinsten Nenner für die CPU-Kompatibilität aushandeln.
Das für S2D entwickelte File-System Re-FS wurde gründlich überarbeitet, um die De-Duplizierung und Kompression zu verbessern. S2D kann jetzt auch Thin-Provisioning-Volumes bereitstellen. Bei den File-Services steht die bisher den Azure-Editionen vorbehaltene Funktion SMB over QUIC jetzt in allen WS2025-Versionen zur Verfügung. Erstmalig unterstützt WS2025 auch eine drahtlose Netzanbindung mit Wi-Fi und Bluetooth, was zum Beispiel für Edge-Server nützlich sein kann.