Bitkom: Deutsche Wirtschaft als Angriffsziel

Cyberangriffe betreffen nahezu neun von zehn Unternehmen

10. August 2021, 12:30 Uhr | Anna Molder

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Organisierte Kriminalität wächst weiter

Ein Blick auf die Beteiligten, von denen die schädigenden Handlungen ausgehen (Mehrfachnennungen möglich), zeigt: In 61 Prozent der von Diebstahl, Spionage und Sabotage betroffenen Unternehmen haben Beschäftigte die Schäden verursacht, teils auch nachdem sie bereits aus dem betroffenen Unternehmen ausgeschieden waren. 42 Prozent der betroffenen Unternehmen berichten von Angestellten, die unabsichtlich gehandelt haben. 28 Prozent der Unternehmen gehen dagegen davon aus, dass sich um vorsätzliche Herbeiführung von Schäden handelte. Eine unzureichend geschulte oder unaufmerksame Belegschaft und Innentäter bleiben damit ein zentrales Problem für die deutsche Wirtschaft.

Viele Angriffe kommen aber von außen, beispielsweise von Privatpersonen beziehungsweise Hobby-Hackern (40 Prozent). Der stärkste Zuwachs im Vergleich zu den Vorjahren ist allerdings der organisierten Kriminalität zuzurechnen: In den Jahren 2016/2017 führten sieben Prozent der betroffenen Unternehmen Attacken auf organisierte Kriminalität zurück, 2018/2019 bereits 21 Prozent. 2020/2021 ist der Wert nun auf 29 Prozent gestiegen.

Die meisten Angriffe kommen aus Deutschland: 43 Prozent der geschädigten Unternehmen vermuten die Täter im Inland. 37 Prozent geben an, die Handlungen hat man aus Osteuropa (ohne Russland) vorgenommen (2018/2019: 28 Prozent). China (30 Prozent) und Russland (23 Prozent) haben Betroffene ebenfalls häufig als Ursprungsregionen identifiziert; seltener die USA (16 Prozent). Indes konnten 31 Prozent der Unternehmen keine Angaben machen, woher der Angriff erfolgte. Dieser Wert stieg im Vergleich zu den Jahren 2018/2019 um sieben Prozent – ein Indiz für erfolgreichere Verschleierungstaktiken der Angreifer.

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Organisierte Kriminalität
© Bitkom

In den kommenden Monaten wird die Bedrohungslage durch Cyberattacken sogar noch ernster, so die in der deutschen Wirtschaft dominierende Meinung: 83 Prozent der Unternehmen befürchten, die Zahl der Angriffe werde bis Ende dieses Jahres zunehmen, 45 Prozent rechnen dabei sogar mit einer starken Zunahme. Besonders bedroht sehen sich Betreiber kritischer Infrastrukturen (52 Prozent erwarten starke Zunahme von Angriffen auf ihr Unternehmen) und mittlere Unternehmen mit 100 bis 499 Beschäftigten.

Die größte Gefahr messen Unternehmen dabei Angriffen mit Ransomware zu. 96 Prozent halten solche Attacken für bedrohlich. Die Ausnutzung neuer Sicherheitslücken (Zero-Day-Schwachstellen) fürchten 95 Prozent der Unternehmen. Auch Spyware-Angriffe (83 Prozent), Angriffe mit Quantencomputern (79 Prozent) sowie eingebaute Hintertüren, sogenannte „Backdoors“ (78 Prozent), erachtet die Wirtschaft als bedrohlich.

Um künftig besser vor Diebstahl, Spionage und Sabotage geschützt zu sein, erwartet die deutsche Wirtschaft wirksame politische Antworten: Jeweils 99 Prozent der Unternehmen fordern ein stärkeres Vorgehen gegen Cyberattacken aus dem Ausland, eine verstärkte EU-weite Zusammenarbeit bei Cybersicherheit und einen besseren Austausch zu IT-Sicherheit zwischen Staat und Wirtschaft. 94 Prozent wünschen sich ein Förderprogramm für mehr IT-Sicherheit im Home-Office. Einen stärkeren Einsatz der Politik, um Unternehmen vor Cyberangriffen zu schützen, erhoffen sich 85 Prozent der Unternehmen.


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