Die Security-Branche ist so verliebt in ihren Fachjargon mit den immer neuen Fachbegriffen und Kürzeln, dass sie sich dadurch selbst im Weg steht – und damit schlimmstenfalls sogar die Risikolage weiter verschärft. Schade eigentlich, dass Billy Bragg kein Security-Consultant ist. Denn der Liedermacher findet stets klare, einprägsame Worte – so beispielsweise 2021, als der Covid-Lockdown in England heftig umstritten war, hatte ihn doch eine Regierung verordnet, die selbst Partys feierte. Zwar machte ein neues England voller Auftrittsbeschränkungen dem Live-Musiker Bragg das Leben schwer, doch umso eleganter plädierte er für gegenseitige Rücksichtnahme: Er veröffentlichte ein melancholisches Liebeslied namens „I Will Be Your Shield“ (Ich werde dein Schutzschild sein) – damit war alles gesagt.
Der Protestsänger, heute als 65-Jähriger längst selbst im Großvater-Alter und mit silbergrauem Hipster-Bart, propagiert weiterhin unverdrossen zu Geschrammel auf angezerrter E-Gitarre seinen „Sozialismus des Herzens“ – exakt 40 Jahre nach Veröffentlichung seines ersten Albums namens „Life’s a Riot with Spy vs. Spy“ (Das Leben ist ein Tumult, in dem Spion gegen Spion kämpft). In unserer KI-Ära – spätestens seit dem phänomenalen Erfolg des OpenAI-Chatbots ChatGPT – müsste es wohl besser heißen: „Life’s a Riot with AI vs. AI“. Vielleicht wäre das ja die dringend benötigte griffige Formel, mit der Security-Dienstleister ihren Kunden erläutern könnten, dass man einer KI-gestützten Angriffsfront nur mit ebenfalls KI-basierter Abwehr wirkungsvoll entgegentreten kann.
Der dadurch anstehende Generationssprung in der IT-Security dürfte allerdings viele Unternehmen und Behörden hoffnungslos überfordern, trifft hier doch akuter Fachkräftemangel auf exponentiellen KI-Fortschritt. Dies eröffnet einen riesigen Markt für MSSPs, die das laufende Monitoring und die Angriffsabwehr übernehmen. Denn sie können ihre Kunden trösten: „Machen Sie sich keine Sorgen! Ich werde Ihr Schutzschild sein.“