Drivelock hat jüngst nicht nur Produktneuheiten, sondern auch eine strategische Neuausrichtung vorgestellt. Diese fußt auf der Prämisse, dass IT-Sicherheit als Grundvoraussetzung der Digitalisierung fungiert. Was das genau bedeutet, erläutert CRO Arved Graf von Stackelberg im Interview.
funkschau: Wie genau sieht die Neuausrichtung Drivelocks aus? Also welche Neuerungen oder Änderungen ergeben sich daraus konkret für das Unternehmen selbst und dessen Kunden?
Arved Graf von Stackelberg: Wir verstehen IT-Sicherheit – und damit auch uns als Drivelock – als einen Enabler für die Digitalisierung von Organisationen und Unternehmen. Unser Ziel ist es, die Cloud-basierte Security Plattform schlechthin für Deutschland und Europa zu werden. Mit unserer Zero Trust Platform schützen wir Arbeitsplätze und Daten so effektiv vor Cyberattacken und Datenverlust, dass sich Angriffe für Kriminelle nicht mehr lohnen. Wir helfen, Endgeräte zuverlässig, schnell, einfach und ohne hohe Investitionen in die Infrastruktur zu schützen. So können sich staatliche Einrichtungen sowie Groß- und mittelständische Unternehmen ganz klar auf ihre Digitalisierung konzentrieren.
funkschau: Als eine Konsequenz der Neuausrichtung hat Drivelock Sie zum neuen Chief Revenue Officer (CRO) und Mitglied des Vorstands ernannt. Was genau umfasst Ihre Aufgabe als CRO?
Von Stackelberg: Im Rahmen unserer bereits genannten Vision ist es meine Aufgabe, das Wachstum von Drivelock weiter auszubauen. Unser neuer Markenauftritt auf der it-sa 2022 unter dem Motto „Weit voran und hoch hinaus“ hat dieses Ziel unterstrichen. Darüber hinaus arbeiten wir am Ausbau unserer Marketing-, Vertriebs- wie auch unserer Channel-Strategie.
funkschau: Und welche Maßnahmen setzen Sie konkret um, um diese Ziele zu erfüllen?
Von Stackelberg: Stichwort: Vertikalisierung. Schon immer fokussierte sich Drivelock auf den öffentlichen Sektor sowie stark regulierte Branchen wie zum Beispiel das Gesundheitswesen. Schon jetzt zählen bereits etwa 40 Prozent deutscher Kliniken zu unseren Kunden und wir möchten diesen Bereich noch weiter ausbauen. Daher suchen wir kontinuierlich komplementäre Technologiepartner, die uns bei der Vertikalisierung unterstützen und deren Produkte wir in unsere Plattform integrieren können und andersherum. Dieses Vorgehen ermöglicht es, unsere Cloud-Lösung neutral zu halten und gleichzeitig unsere Tools auf einfache Weise in den unterschiedlichsten Bereichen von Organisationen und Systemen zu integrieren. Gerade vor dem Hintergrund fehlender Ressourcen und dem IT-Fachkräftemangel gibt es große Bestrebungen, mit minimalem Aufwand das maximal mögliche zu erreichen. Die zugrundeliegende Problematik verstehen wir und orientieren uns daher sowohl im Design als auch im Roll-out unserer Lösungen daran. Wir haben es uns auf die Fahne geschrieben, IT-Sicherheit für alle Unternehmen und Institutionen zugänglich und einfach konsumierbar zu machen.
funkschau: Drivelocks Fokus liegt auch auf staatlichen Einrichtungen, die sich auf ihre Digitalisierung konzentrieren. Vor welchen Herausforderungen stehen deutsche Organisationen des öffentlichen Sektors – vor allem aus dem Mittelstand – in diesem Zusammenhang?
Von Stackelberg: In schwierigen geopolitischen Zeiten wie diesen, in denen zahlreiche Länder von Lieferengpässen und Personalmangel betroffen sind, kann sich die deutsche Wirtschaft keine zusätzliche Belastung durch Betriebsausfälle oder Ransomware-Erpressungen leisten. Natürlich wird es nie eine allgemeingültige Lösung geben. Allerdings sollten sich Unternehmen in jedem Fall über ihre eigene Strategie im Klaren sein und welche Kapazitäten und Fachkenntnisse benötigt werden. In Einzelfällen kann es funktionieren, punktuell auf externe Expertise zurückzugreifen – es wäre realitätsfremd, etwas anderes zu behaupten. Wesentlich erfolgsversprechender ist es allerdings, wenn sich Firmen bereits im Vorfeld darauf festlegen, welche Schwerpunkte sie langfristig setzen wollen. Unsere Unternehmen brauchen hochsichere Lösungen aus der Cloud, die weder zusätzliches Experten-Know-how noch ergänzende IT-Ressourcen benötigen. Zudem haben gerade deutsche Organisationen aus dem Mittelstand oder dem öffentlichen Sektor enormen Nachholbedarf im Bereich Digitalisierung. Datenschutz und die Einhaltung von Richtlinien werden hier oft als die größten Hindernisse angegeben.
Über Drivelock | |
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Gründungsjahr | 1999 |
Zielgruppen | Von KMUs bis Großunternehmen |
Portfolio | Cloud-basierte Endpoint Protection, Zero Trust Platform, Data Loss Prevention, Application Control, Device Control, Encryption; mehrere Millionen verwaltete Endgeräte in 30 verschiedenen Ländern |
Standorte |
Niederlassungen in Deutschland, Frankreich, |
Mitarbeitende | circa 70 |
funkschau: Wird dem Thema Sicherheit hierbei seitens der Unternehmen Ihrer Meinung nach die nötige Aufmerksamkeit geschenkt? Falls nicht: Woran könnte das liegen?
Von Stackelberg: Den letzten Umfragen zufolge ist bei 98 Prozent des Mittelstands in Deutschland IT-Sicherheit und Digitalisierung noch nicht einmal ein Managementthema, geschweige denn ein Vorstandsthema. Mitunter sehe ich einen erheblichen Mangel in der Personalstruktur: Die letzte Bitkom-Studie hat belegt, dass allein in Deutschland etwa 130.000 Stellen unbesetzt sind. Das ist eine unfassbare Menge an fehlenden Kompetenzen, die auf digitale Sicherheitsmissstände aufmerksam machen und effektive Abhilfe schaffen würden.
Einen weiteren wesentlichen Grund, der Hand in Hand damit einhergeht, sehe ich im fehlenden Bewusstsein für Daten- und allgemeine IT-Sicherheit. Wichtig ist es, den Verantwortlichen und Führungskräften jedes Unternehmens klarzumachen, dass Cybersecurity essenziell ist und zahlreiche Anbieter diese gewährleisten können. Für die digitale Souveränität ist es strategisch sinnvoll, keinen beliebigen Anbieter ins Auge zu fassen, sondern auf deutsche oder europäische Hersteller zu setzen. Zudem erfüllen lokale Security Provider bereits zahlreiche nationale und europäische Zertifizierungen und Regularien. Wir bei Drivelock können mit unseren Cloud-Lösungen einen militärisch hohen Sicherheitsstandard garantieren. Unsere Lösungen Device Control und Application Control sind nach Common Criteria EAL3+ zertifiziert. So zählen mittlerweile auch unterschiedliche Einrichtungen auf Landes- wie auch Bundesebene zu unseren Kunden. Sobald dieses Grundverständnis für (digitale) Veränderung vorhanden ist, folgen die nächsten Schritte fast automatisch und eine Bewegung wird in Gang gesetzt, deren Momentum sich auch auf andere Branchen positiv auswirken kann.
„Eine wettbewerbsfähige Wirtschaft braucht Digitalisierung – und Digitalisierung braucht umfassende Sicherheit.“ |
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funkschau: Wo sehen Sie die größten Chancen der Digitalen Transformation speziell für den öffentlichen Sektor?
Von Stackelberg: Der Nachholbedarf ist in allen Bereichen enorm, aber gerade für KRITIS-Betreiber, Städte und Gemeinden sowie den gesamten Mittelstand gilt: Die gesamte kritische Infrastruktur muss dringend besser aufgestellt und in ihren Digitalisierungsbestrebungen unterstützt werden. Idealerweise wird dabei direkt an der Basis angesetzt und von Null angefangen. Nur so kann sichergestellt werden, dass bereits ab Schritt eins alle Unternehmungen in Richtung Cloud führen. Denn Digitalisierung ohne Cloud ist nicht möglich. Dabei müssen unabdingbar die notwendigen Sicherheitsvorkehrungen geschaffen werden, damit der Gesamtprozess zu einer Bilderbucherfahrung wird und als Vorbild für weitere Institutionen und Firmen gelten kann. Unsere Rolle als Security-Anbieter ist dabei, alles abzusichern, was es zu schützen gilt.
Die Größe der Angriffsflächen als auch die Zahl der Angriffspunkte nehmen rapide zu. Außerdem wächst die Fähigkeit und Kreativität der zum Teil staatlichen Angreifer, die ihre Methoden konstant variieren und dabei auch immer wieder neue Technologien anwenden. Umso dringender also mein Appell an alle Organisationen, die Digitalisierung ihrer Prozesse in Gang zu setzen beziehungsweise fortzuführen, um auch künftig wettbewerbsfähig zu bleiben.