Mit dem Russland-Ukraine-Krieg geht Cyberkriegsführung einher – obschon Experten erklären, dass die Cyberangriffe Russlands auf die Ukraine wie auch auf andere Länder lange nicht so effektiv ausfielen wie zuvor angenommen. 55 Prozent der Befragten in Deutschland befürchten vor diesem Hintergrund jedenfalls einen Cyberangriff Russlands, wenn der Ukraine-Krieg endet oder sich verlangsamt. 43 Prozent der IT-Entscheider in Deutschland sehen in Russland die größte Bedrohungsquelle für ihr Unternehmen, gefolgt von China (23 Prozent). Entsprechend haben 63 Prozent der hiesigen Unternehmen im letzten Jahr aufgrund von Cyberrisiken Geschäftsaktivitäten in Russland und/oder China eingestellt oder zumindest überdacht.
Eine vom Security-Spezialisten Utimaco aus Aachen in Auftrag gegebene IDC-Umfrage unter 306 Security-Entscheider aus Unternehmen „mit größtenteils mehr als 100 Mitarbeitern“ aus der DACH-Region ergab, dass Cybersicherheit für knapp zwei Drittel der Befragten (64 Prozent) ein wichtiger Geschäftstreiber oder Wettbewerbsfaktor ist. Indem Unternehmen sowohl mit Sicherheitstechnik aktiv gegen Bedrohungen vorgehen, als auch eine vertrauensvolle Unternehmensführung vorleben und eine gute Zusammenarbeit mit Behörden pflegen, zahlen sie auf ihr „Digital-Trust-Konto“ ein, so Utimaco. Dies zeige sich in Form gesteigerter Unternehmenswerte, sodass Cybersicherheit zu einem wichtigen Geschäftstreiber werde.
Unter den strategischen Security-Themen liegt Cloud-Sicherheit laut der Umfrage mit 34 Prozent und aufgrund stark gestiegener Adoption ganz vorn, gefolgt von Disaster Recovery mit 20 Prozent. Letzteres führt Utimaco auf den hohen Anzahl erfolgreicher Cyberangriffe wie etwa Ransomware-Attacken zurück. 19 Prozent der DACH-Unternehmen gaben an, künftig eine effizientere Datensicherheits-Strategie verfolgen zu wollen.
Komplexität der Security als Problem
Die fünf größten Security-Herausforderungen sind laut der Umfrage die Komplexität der Security (24 Prozent), Datenschutz und Privatsphäre (21 Prozent), Ransomware-Angriffe (19 Prozent), Personal-/Fachkräftemangel (18 Prozent) sowie die Sicherheit vernetzter Umgebungen (16 Prozent). Bedenklich: Knapp zwei Drittel der befragten Unternehmen (63 Prozent) gaben an, dass ihre Sicherheitslandschaft in den vergangenen zwölf Monaten komplexer geworden ist – und über zwei Drittel (69 Prozent) gehen davon aus, dass sich dieser Trend innerhalb des nächsten Jahres fortsetzen wird.
Trotz – oder vielleicht auch gerade wegen – solcher Entwicklungen: Einige Unternehmen hierzulande nehmen Cybersecurity nach wie vor nicht ernst genug, so der Report „Cybersicherheit in Zahlen“ von G Data CyberDefense, Statista und der Wirtschaftszeitschrift Brand eins. So gaben 18,3 Prozent der Befragten bei einer repräsentativen Online-Umfrage unter 5.000 Beschäftigten die Einschätzung zu Protokoll, ihr Unternehmen beschäftige sich nicht ausreichend mit dem Thema IT-Sicherheit.
Kleine und mittelständische Unternehmen unterliegen laut G Data häufig dem Trugschluss, sie wären für die Angreiferseite uninteressant. Doch für Cyberkriminelle ist es laut dem Bochumer Security-Anbieter lukrativer, viele kleine Firmen mit niedrigem Sicherheitsstandard anzugreifen, als ein Ziel mit einem hohem Schutzniveau ins Visier zu nehmen. Zudem könnten Angreifer im Rahmen eines Lieferkettenangriffs (Supply Chain Attack) über kleinere Zulieferer an ein größeres Ziel gelangen.
„Deutschland hat bereits einen hohen Grad an Digitalisierung erreicht“, sagt Andreas Lüning, Mitgründer und Vorstand von G Data CyberDefense. „Dies erleichtert Prozesse und verkürzt Kommunikationswege. Doch Unternehmen jeglicher Größe profitieren nur davon, wenn sie ihre IT-Infrastruktur ausreichend schützen und IT-Sicherheit nicht als lästiges Beiwerk, sondern als Grundlage für ihre Arbeit verstehen.“