Um herauszufinden, wo das Problem liegt, hat sich Transparency Matters die App Tracking Transparency (ATT) auf Seiten von Apple noch etwas genauer angesehen und dabei mehrere schwerwiegende Schwachstellen im Design des Systems entdeckt. Das beginnt bereits bei der genutzten Definition von Tracking. Wollte man die Nachverfolgung ernsthaft unterbinden, könnte man sie im Extremfall auf die reine und notwendige Übermittlung der IP-Adresse beschränken. Alleine daraus lassen sich immerhin schon grobe Rückschlüsse über den Provider und Standort ziehen. Stattdessen stellt Apple drei Bedingungen auf: Erstens muss sie Nutzerdaten von einer App oder Website mit einer anderen App oder Website verknüpfen. Zweitens muss dies explizit zu Zwecken der gezielten Werbung oder der Werbemessung geschehen. Drittens schließt Apple eine Liste sogenannter akzeptabler Tracking-Verhaltensweisen aus. Nur wenn alle drei erfüllt sind, behandelt die ATT sie als Tracking. „Wenn beispielsweise jemand Ihren Standort in Echtzeit mit Hilfe von in eine App eingebetteter Spyware verfolgt, würde Apple dies nicht als "Tracking" betrachten, da es nicht mit "Werbung" zusammenhängt“, führen die Datenschützer ein Beispiel an.
Zudem wird dieser Katalog nach ihrem Ermessen nicht überprüft. Somit basiert die Umsetzung vorwiegend auf Vertrauen gegenüber den Anbietern, vor deren Neugier die Kunden eigentlich geschützt werden soll. In gewisser Weise wird somit der Bock zum Gärtner gemacht. Und das nutzen die Unternehmen weidlich aus, wie nicht nur die Studie eindrucksvoll beweist. Ähnliches zeigt auch ein Blick auf aktuelle Tracking-Tools, bei denen die entsprechenden Einstellungen von den App-Entwicklern teils mit nur einem Klick bequem so gesetzt werden können, dass sich das gesamte ATT-System umgehen lässt. „App-Entwickler können selbst entscheiden, ob sie beim Tracking ehrlich sind. Aber warum sollten sie das, wenn all ihre Konkurrenten lügen?“, fassen die Autoren das Dilemma zusammen. Noch dazu vermuten sie, dass auch Apple selbst neben dem Marketingeffekt wenig ernsthaftes Interesse daran hat, das Tracking seiner Partner zu unterbinden und fragen, wie realistisch wohl die Wahrscheinlichkeit ist, „dass Apple Yelp (Partnerschaft mit Apple Maps), DoorDash (App Nr. 1 für Essenslieferungen) oder beliebte Spiele (98 % des App Store-Umsatzes) abmahnt“.
Ihr vernichtendes Fazit lautet daher, dass Apples ATT hinsichtlich der versprochenen Datensicherheit bisher nur ein „Blindgänger“ sei. Genau das mache die eigentlich gut gemeinte Funktion letztlich sogar regelrecht gefährlich, indem sie die Kunden mit der vermeintlichen Sperre in falscher Sicherheit wiege: „Nutzer, die eigentlich vorsichtiger wären, ihre Daten an eine App weiterzugeben, könnten dadurch unvorsichtig werden und denken, dass sie vor dem Tracking durch Dritte "sicher" sind.“