Lars, but not Least

Absolution für Lizenz-Betrüger

16. März 2021, 9:12 Uhr | Lars Bube

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Betrug als rentables Geschäftsmodell

Indem sie beispielsweise mit gestohlenen Kreditkarten Software oder Aktivierungsschlüssel kaufen, nutzen cyberkriminelle Banden deren Verkauf anschließend, um das Geld zu waschen und die Geldströme zu verschleiern. Daher könnte auch der Vorwurf der »leichtfertigen Geldwäsche« gegenüber Käufern in den aktuellen Vorladungen kommen.

Abgesehen von der zahlenmäßigen Übertreibung ist anzumerken, dass dieses Vorgehen gegen Käufer beileibe nicht neu ist. Schon in der Vergangenheit wurde im Zuge von Verfahren gegen Händler ungültiger oder illegaler Lizenzen und Schlüssel auch immer wieder gegen deren Kunden ermittelt. Alleine schon, weil die Staatsanwaltschaften dazu verpflichtet sind, diesem Aspekt nachzugehen. Allerdings sind viele Staatsanwaltschaften sind viel zu überlastet, um das Thema überhaupt in der Masse rechtzeitig anzugehen. Wenn sie es doch tun, dauert es oft Jahre, bis es tatsächlich zu Vernehmungen oder Anklagen der Käufer kommt. Andere stellen sie wegen Geringfügigkeit direkt wieder ein oder sehen kein bewusstes Verschulden der Käufer. Daraus wird dann gerne die Mär konstruiert, den Käufern könne juristisch sowieso nicht nachgestellt werden.

Hier beginnt ein ganz anderes Problem, das in der aktuellen Diskussion allzu gerne übersehen wird. Denn tatsächlich ist es so, dass es in der Praxis nur äußerst selten zu Ermittlungen oder gar Urteilungen gegen Käufer kommt. Wenn dies doch einmal geschieht, ist das Geschrei sofort groß und den Herstellern und Staatsanwaltschaften wird unnötige Härte vorgeworfen. So auch im aktuellen Fall. Dabei ist, sowohl aus Sicht des seriösen Handels als auch der meisten Hersteller, genau das Gegenteil der Fall. Einerseits, weil die Hersteller nur in den seltensten ihre Möglichkeit nutzen, gegen die Käufer vorzugehen und das lieber den Staatsanwaltschaften überlassen. Andererseits wäre ein noch viel konsequenteres Vorgehen gegen die Käufer notwendig, um die entsprechenden krummen Geschäfte tatsächlich unter Kontrolle zu bekommen. Denn erst durch diese verlässliche Nachlässigkeit gegenüber den Käufern illegaler Softwareschnäppchen wird das Geschäft für die Anbieter so richtig rentabel.

Das betrifft auch die Online-Marktplätze. Ob Amazon oder Ebay, überall lassen sich mit wenig Aufwand äußerst verdächtige Angebote finden. Offenbar fühlen sich die Plattformen damit jedoch überfordert. Wird ein Anbieter entfernt, bringt er sein Angebot meist nur wenig später unter neuem Namen wieder online. Manchmal werden dabei auch fremde Accounts benutzt, deren Besitzer dafür eine Provision auf die Geschäfte erhalten. All das ist aber bekannt und wäre durchaus besser einzudämmen, wenn man es denn ernsthaft wollte.

Anbieter zum Thema

zu Matchmaker+

  1. Absolution für Lizenz-Betrüger
  2. Betrug als rentables Geschäftsmodell
  3. Fehler im System
  4. Die Hydra

Lesen Sie mehr zum Thema


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu Microsoft GmbH

Weitere Artikel zu RZ-Kühlung

Matchmaker+