Lars, but not Least

Absolution für Lizenz-Betrüger

16. März 2021, 9:12 Uhr | Lars Bube

Fortsetzung des Artikels von Teil 3

Die Hydra

Hydra
© matiasdelcarmine - AdobeStock

Auch die Medien tragen immer wieder ihr Scherflein zu dieser Situation bei. Indem sie etwa berichten, das Geschäft sei – nach Angaben der angezweifelten Händler – so in Ordnung. Dabei gilt für sie umso mehr, dass sie es besser wissen könnten, wenn sie sich einfach ein paar Sekunden Zeit für eine seriöse Nachfrage nehmen würden. Doch allzu oft fehlt die Zeit für entsprechende Recherchen und der Druck nach Klicks, Likes und Reichweite tut sein übriges. Vielleicht ist es damit zu erklären, dass nun just einige jener Kollegen, die bis zuletzt auch keinen Anschein des Zweifels bei PC Fritz und Lizengo finden konnten und deren Werbung neben den Artikeln laufen ließen, nun als erste auf den Zug aufspringen und innerhalb weniger Tage aus einer Mücke einen veritablen Brontosaurus machen. Dabei wäre auch hier die Frage angebracht, ob sie es ebenso locker sehen würden, wenn jemand Kopien ihres geistigen Eigentums auf eigene Faust zu Schleuderpreisen weiterverkaufen würde.

In dieser Gemengelage von Nachlässigkeiten finden auch die Shops selbst ein veritables Biotop. Viele der zweifelhaften Händler operieren seit Jahren unbescholten, vor allem wenn sie es schaffen, einigermaßen unter dem Radar zu bleiben. ICT CHANNEL hatte beispielsweise bereits 2014 das erste Mal über Zweifel an der Rechtmäßigkeit der bei Lizengo gehandelten Produkte oder vielmehr Versprechen berichtet. Erst als der Anbieter sich aber Jahre später Edeka ins Boot holte, wurde die Aufmerksamkeit so groß, dass tatsächlich rechtliche Schritte eingeleitet wurden. Wenn dann doch gegen sie vorgegangen wird, dauert es meist Jahre, bis genügend Beweise eingesammelt sind und die Verfahren abgeschlossen werden. Noch bevor ein Shop aus dem Verkehr gezogen ist, stehen dann meist schon die zehn nächsten parat und treiben das Spiel weiter. Genügend allzu gerne gutgläubige Kunden finden sie aus genannten Gründen sowieso. Die Hydra ist eine wahres Kuschelkätzchen im Vergleich dazu.

Insofern ist es auch fast schon zynisch, wenn in den Diskussionen immer wieder versucht wird, die Schuld an der Misere ausgerechnet den Softwareherstellern wie Microsoft in die Schuhe zu schieben, indem etwa argumentiert wird, diese würden nicht genügend gegen illegale Händler unternehmen. Dabei versuchen sie das durchaus. Nur ist es eben einerseits äußerst mühsam, teuer und langwierig, zugleich aber andrerseits wenig erfolgversprechend, solange sich nichts Grundlegendes an den Strukturen ändert. Gleichzeitig wird es dann auch von den Verfechtern auch noch als Argument verwendet, dass die Angebote wohl legal seien, da die Hersteller sie sonst schon längst gestoppt hätten. So stehen die Geschädigten am Ende gar noch als die Gehörnten da. Zumal wenn sie tatsächlich auch einmal versuchen, die Kunden mit in die Pflicht zu nehmen, indem sie etwa betroffene Keys sperren oder aktiv juristisch gegen die Kunden vorgehen.

Mag es sich im Einzelfall nur um vergleichsweise geringe Beträge handeln, so ist es in der breiten Masse ein betrügerisches Millionengeschäft, das nicht länger toleriert darf. Neben den Herstellern wird damit auch der seriöse Handel um seine potenziellen Einkünfte gebracht. Zumindest wer allzu billig und billigend illegale Software oder dubiose Lizenzschlüssel ohne Nutzungsrecht kauft, sollte auch fürchten müssen, dafür entsprechend zur Verantwortung gezogen zu werden. Insofern ist das gründliche Vorgehen der Staatsanwaltschaft Koblenz aus Sicht des Handels klar zu begrüßen. In der gesamten gesellschaft und auch im Rechtswesen muss sich die Erkenntnis durchsetzten, dass illegaler Kauf und Nutzung von Software kein Kavaliersdelikt sind. Nur so kann der Sumpf ausgetrocknet und damit auch den betrügerischen Händlern das Wasser abgegraben werden, aus dem sie schöpfen. Leider jedoch scheint es bis dahin noch ein weiter Weg.

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