Unterschiedliche Anwendungen haben unterschiedliche Anforderungen, die von Rechnern je nach Ausstattung besser oder schlechter erfüllt werden können. CAD-Anwendungen beispielsweise sind rechenintensiv, brauchen also viel CPU-Leistung. Kaufmännische Anwendungen hingegen haben den Schwerpunkt oft bei Ein-/Ausgabe-Vorgängen. Eine wahllose Verteilung von Aufgaben auf gerade nicht ausgelastete Maschinen ist daher per se nicht optimal.
So überrascht es eigentlich nicht, dass Cloud-Service-Provider, die die größten Rechenzentren des Planeten betreiben, oft ohne Virtualisierung arbeiten. Dazu gehören Riesen wie Facebook und Google. Sie haben oft dicht gepackte Server-Einheiten in ihren Racks, die auf bestimmte Anwendungen ausgelegt sind. »Diese Sever sind in der Regel von den Service-Providern selbst zusammengebaut oder modifiziert. Aufgrund ihres Designs sind sie für bestimmte Workloads und Kapazitäten optimiert«, weiß IDC-Mann Olah. Virtualisierung würde nur geringen Nutzen bringen oder sogar Störungen verursachen. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Technologien weiterentwickeln werden.
Von den neuen Servern jedenfalls, die im vierten Quartal 2013 in Westeuropa ausgeliefert wurden, waren laut IDC 33,8 Prozent virtualisiert, im Vorjahr waren es 31,1 Prozent. Trotz des Aufwärtstrends lässt das Wachstum in dieser fortgeschrittenen Region nach. Einen Grund dafür sehen die Experten darin, dass neue Server vermehrt von großen Rechenzentrumsbetreibern angeschafft werden, die als Cloud-Service-Provider agieren. In den kostensensiblen Schwellenländern Osteuropas wird generell weniger virtualisiert, die Unternehmen dort setzen stattdessen vermehrt preiswerte Low-end-Server ein.
Inzwischen tragen die großen Anbieter von Virtualisierungssoftware – nach VMware vor allem Microsoft – Produktpakete in den Markt, die immer zahlreichere Werkzeuge und proprietäre Verknüpfungen zu eigenen Cloud-Angeboten enthalten. Zu Beginn waren die Kunden angesichts der beträchtlichen Komplexität konsterniert, doch inzwischen greifen sie bei diesen Offerten zu. Die Umsätze, die Hersteller mit Server-Virtualisierungssoftware in der Region EMEA erzielten, stiegen laut IDC im vierten Quartal 2013 daher um 14,2 Prozent auf 456,3 Millionen Dollar.