Selbst wenn dieses Vorgehen rechtlich vertretbar sein mag, so bringt es doch ein ganz anderes Problem mit sich. Denn im Windschatten der Urteile von EuGH und BGH versuchen in den letzten Monaten immer mehr dubiose Händler unbewusst oder auch mit voller Absicht schnelles Geld mit tatsächlich eindeutig gefälschten gebrauchten Lizenzen zu verdienen. Auch hier stehen besonders Microsofts Windows und Office für Privatnutzer im Fokus. »Seit geraumer Zeit werden in großem Umfang gefälschte Datenträger verkauft. Dabei handelt es sich zumeist um gefälschte Reinstallationsdatenträger für OEM PCs«, bestätigt Microsoft-Sprecher Heiko Elmsheuser der CRN (Interview siehe: »Keine vollständige Rechtssicherheit«). Besonders häufig sind Microsoft zufolge Fälschungen von Windows 7, wobei man mit Sorge eine zunehmende Professionalisierung und Internationalisierung der Fälscher beobachte. »Nicht von Ungefähr werden die größeren Fälle unter der Federführung von Schwerpunktstaatsanwaltschaften für die Bekämpfung organisierter Kriminalität bearbeitet und Sonderkommissionen gebildet«, so Elmsheuser weiter.
Das bekannteste Beispiel ist der Onlinehändler PC Fritz, der palettenweise Raubkopien gehandelt haben soll und dem bei einer Razzia mehrere hunderttausend Datenträger beschlagnahmt wurden. Da der Anbieter mehrfach den Besitzer wechselte, konnte das Geschäft jedoch weiter gehen und die Hintermänner bis heute nicht belangt werden.
Auch auf Ebay tauchen derzeit immer wieder gewerbliche Anbieter auf, die beispielsweise vermeintlich echte elektronische Aktivierungskeys per Email verschicken. Dabei machen teilweise alleine schon Produktbeschreibungen wie »Windows 7 Home Premium Key. Ihr könnt damit Eure Windows 7 Professional Version bei Microsoft aktivieren« deutlich, dass hier etwas nicht stimmen kann. »Wir raten daher zu äußerster Vorsicht bei zu günstigen Preisen. Bei einem Marken-Jahreswagen, der nur 20 Prozent vom Listenpreis kostet, würde ja auch jeder nachdenklich werden.«, warnt auch U-S-C-Geschäftsführer Walter Lang (siehe: »Schmerzhaft und unerwartet für die Software Hersteller«).
Wie gewaltig das Piraterie-Problem in Deutschland ist, zeigen Zahlen der Business Software Alliance der großen Softwareanbieter. Dem Verband zufolge sind mehr als ein Viertel der in Deutschland eingesetzten Softwareprodukte Fälschungen und Raubkopien. Der dadurch entstandene Verlust für die Anbieter beträgt somit mehrere Milliarden Euro.