Standardisierung noch zu wenig verbreitet
Mit dem Durchbruch zum Cloud Computing hat sich auch ein anderer Trend durchgesetzt, der vor einigen Jahren noch nahezu Gebetsmühlenhaft von IT-Experten vorgetragen, aber wenig von IT-Leitern beachtet wurde: Weg von einem Zoo an Individuallösungen hin zu Standardsoftware und automatisierten Schnittstellen, die systemübergreifende Integration von Applikationen ermöglich. Wird nicht standardisiert und automatisiert, bleiben Prozesse ineffizient, treiben die IT-Kosten in die Höhe und lassen zudem keine IT-Infrastruktur mit wachsen. Hier stünden mittelständische Unternehmen laut GHK-Studie im Jahr 2022 noch nicht gut da: 55 Prozent der Prozessschnittstellen würden noch manuell bedient und „sind anfällig für Fehler und Prozessineffizienzen“. Da ist noch viel Luft nach oben.
Gefährliche „Kopf-Monopole“ in den IT-Abteilungen
Genauso auf dem Feld der Dokumentation. Interessant: 56 Prozent der Befragten haben bei der Befragung in diesem Frühjahr angegeben, sich für die zukünftige Digitalisierungswelt gut gewappnet zu sehen (2019: 34 Prozent). Doch sind sie es tatsächlich, wenn in vielen Unternehmen auch 2022 weiterhin die ins Digitale transformierten Prozesse nicht dokumentiert sind? Lediglich 39 Prozent erfüllen die wichtige Dokumentation auch vorbildlich per digitale Aufzeichnung, weitere 25 Prozent immerhin auf Papier. Doch immer noch zu viele IT-Abteilungen setzen auf das Herrschaftswissen einzelner Mitarbeiter in deren Köpfen. „Standardisierung von Geschäftsprozessen ist für den Mittelstand besonders wichtig, um sich von den ‚Kopf-Monopolen‘ einzelner Mitarbeiter unabhängig zu machen, gerade in der aktuellen Arbeitsmarktsituation“, sagt Studienleiter Andreas Damen von der GHK.
Falls das nicht klappen sollte, rächt es sich spätestens dann, wenn besagter Kopf-Monopolist das Unternehmen verlässt oder in Ausschreibungen Nachweise gewisser Qualitätssicherungssysteme gefordert werden. Ein Zertifikat dafür gibt es ohne eine Dokumentation aber nicht.