Der Umstieg auf das neue Internetprotokoll IPv6 steht kurz bevor. Die neue Technik hat sich in Tests zwar als praxistauglich erwiesen, dennoch zögern viele Unternehmen noch beim Umstieg. Auch vielen Systemhäusern fehlt bisher das nötig Know-how, um komplexe Migrationsprojekte zu betreuen.
Dem Internet in seiner derzeitigen Form gehen die Adressen aus. Noch in diesem Jahr werden die letzten IP-Adressen, die auf dem Internetprotokoll IPv4 (IP Version 4) basieren, vergeben werden. Rund 4,3 Milliarden IP-Adressen schienen den Entwicklern vor 30 Jahren ausreichend, schließlich war das Internet zunächst nur für die Vernetzung einiger Forschungseinrichtungen gedacht. Je mehr Geräte internetfähig sind, desto mehr IP-Adressen werden jedoch benötigt. Die zunehmende Verbreitung von Smartphones und Tablet-PCs sowie Haushaltsgeräten mit Internetanschluss hat jetzt dafür gesorgt, dass es bald keine freien Adressen mehr gibt.
Um neue Adressen zu gewinnen, wurde bereits in den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts mit der Entwicklung des neuen Internetprotokolls IPv6 begonnen. Während die IP-Adressen nach dem alten Standard aus 32 Ziffern bestehen, enthält beim IPv6-Format jede Internetadresse 128 Stellen. So können künftig 340 Sextillionen Internet-Adressen vergeben werden. Zur besseren Vorstellung: Eine Sextillion ist eine Zahl mit 36 Nullen.
Neben der Generierung zusätzlicher IP-Adressen bietet IPv6 eine Reihe weiterer Vorteile wie etwa eine höhere Flexibilität für Protokollerweiterungen und integrierte Sicherheitsmechanismen (IPSec). Das Thema wirft allerdings auch neue Security-Fragen auf. Da jedes Gerät nach dem neuen Internetstandard eine eigene Adresse zugewiesen bekommt, melden Datenschützer Bedenken wegen der Privatsphäre im Internet an. Zwar bietet das Protokoll so genannte Privacy Extensions. Damit wird die zweite Hälfte der Adresse verschlüsselt, so dass nach kurzer Zeit nicht mehr feststellbar ist, von welchem Rechner eine Anfrage kam. Die erste Hälfte der Adresse bleibt allerdings unverschlüsselt. Damit ist es unter Umständen möglich, den Benutzer dennoch zu identifizieren. Die meisten Internet-Zugangsprovider planen allerdings, weiterhin eine dynamische Adressvergabe anzubieten, so dass der Nutzer bei jedem Anwählen des Internets eine komplett neue Adresse erhält.