Es ist nicht einfach, Experten für Big Data zu bekommen. Das liegt vor allem daran, dass dieses Fachgebiet noch recht jung ist. Auch in der universitären Ausbildung spiegelt sich das wider. So sind komplette Studiengänge mit einer spezifischen Ausrichtung auf Big Data – wie sie etwa die Statistik-Fakultät der TU Dortmund mit dem Masterstudiengang Datenwissenschaft/Data Science anbietet – in Deutschland noch relativ selten. Häufiger findet man hingegen spezielle Vorlesungen und Seminare, die sich mit Big Data und Data Mining beschäftigen. Bei Online-Plattformen wie Coursera, Udacity oder edX gibt es Kurse, mit denen sich Data-Science-Grundlagen erlernen lassen. Der Nachteil dieser Weiterbildungen liegt allerdings darin, dass die Abschlüsse nicht zertifiziert sind und es daher nicht garantiert ist, dass sie vom Arbeitgeber akzeptiert werden.
»Viele Unternehmen suchen händeringend nach Data-Scientists«, sagt auch der Tableau-Manager Jörgensen. In Deutschland gebe es erst seit kurzer Zeit entsprechende Studiengänge – die Absolventen stünden dem Arbeitsmarkt erst nach und nach zur Verfügung. »Ich halte es aber auch für übertrieben, massenweise Studiengänge für Datenwissenschaften einzurichten, so groß ist der Bedarf auch wieder nicht«, schränkt er ein. »Data-Scientists sind gefragt, wenn es um komplexe Analysen und das Beantworten strategischer Fragestellungen mithilfe von Daten geht. Einfachere Auswertungen lassen sich aber auch mit einfach zu bedienenden Self-Service-Analytics-Tools ohne umfangreiche Fachkenntnisse erstellen. Wichtig ist meiner Meinung nach, dass der zielgerichtete Umgang mit Daten in möglichst vielen Ausbildungs- und Studieninhalte Einzug hält.« Das spielerische Erforschen von Daten, aber auch analytisches Denken und Neugierde solle stärker gefördert werden – am besten schon in der Schule.
Kotorev ergänzt, dass das kein rein deutsches Problem sei, sondern viele Länder Defizite im Ausbildungsbereich hätten. Mindbreeze-Geschäftsführer Fallmann sieht Nachholbedarf: »Meiner Meinung nach ist es sehr wichtig, bereits Kinder spielerisch und früh an Themen wie Programmieren heranzuführen. Dazu benötigt es gut ausgebildete Pädagoginnen und Pädagogen sowie in weiterer Folge die entsprechenden Studiengänge.«
Bei der ganzen Datensammelei sollte man EU-Datenschutz-Grundverordnung DSGVO nicht vergessen, die am 25. Mai 2018 in Kraft tritt. Darauf weist auch Talend-Manager Neuer hin: »Betroffen sind alle Organisationen weltweit, die persönliche Daten von EU-Bürgern sammeln oder verarbeiten. Spätestens dann müssen Unternehmen genau wissen, wo ihre Kundendaten gespeichert sind, wer Zugang dazu hat, wie sie genutzt werden und wer sie verändern kann. Unternehmen müssen darüber hinaus neue Rechte von Einzelpersonen berücksichtigen – einschließlich denen von Mitarbeitern sowie potenziellen und bestehenden Kunden.« Dazu zähle auch das Angebot verschiedener Optionen für die Verwaltung der persönlichen Daten, beispielsweise das Recht auf Zugang zu den Daten, Berichtigung oder Löschen der Daten. Im Grunde sei es nicht unbedingt kompliziert, die DSGVO-Anforderungen zu erfüllen. Doch Unternehmen benötigten eine umfassende Strategie, die sicherstellt, dass persönliche Daten kontrolliert und gesetzmäßig verwaltet werden. »Es ist also eine Mischung aus Technologie sowie geeigneten Policies, Standards und Kontrollmechanismen notwendig.«