Die Abwärme von Rechenzentren hat enormes Potenzial für nachhaltige Energiekonzepte. Sie kann zum Beispiel dazu dienen, externen Wohnraum zu heizen. Dafür ist ein entsprechendes Netz nötig, das die im Rechenzentrum erzeugte Abwärme an das Heizungssystem der Bürogebäude oder Wohnungen verteilt. Eine weitere Möglichkeit, um die entstehende Energie nachhaltig zu verwenden, ist die Einspeisung in das Fernwärmenetz. Wichtig für einen nachhaltigen Rechenzentrumsbetrieb ist auch die Energiequelle: Idealerweise arbeiten Rechenzentren zu 100 Prozent mit Ökostrom.
Nicht alle Unternehmen benötigen ein eigenes Rechenzentrum: Wer als Unternehmen kein eigenes betreiben will, kann sich für ein Colocation-Rechenzentrum entscheiden und bei entsprechenden Anbietern Racks, Cages oder individuell benötigte Rechenzentrumsflächen anmieten. So profitieren Firmen vom umfassendem Know-how und den etablierten Services. Dieses Modell ist durch die mögliche Skalierbarkeit der Rechenzentrumskapazitäten besonders nachhaltig, da Unternehmen nur die Fläche nutzen, die sie auch wirklich benötigen. Zudem verfügen Colocation-Rechenzentren über die notwendigen Zertifizierungen, die den Unternehmen einen nachhaltigen und sicheren Rechenzentrumsbetrieb garantieren.
Climate Neutral Data Centre Pact
Zukunftsorientierte Rechenzentrumsbetreiber wie NTT, Equinix oder Datacenter One haben die Bedeutung von einem nachhaltigen Rechenzentrumsbetrieb verstanden und sich zum „Climate Neutral Data Centre Pact“ zusammengeschlossen. Ziel ist es, ihre Rechenzentren bereits bis 2030 klimaneutral zu gestalten. Der Zusammenschluss übernimmt die Kommunikation zwischen den Unterzeichnern der Initiative und der Europäischen Union, um die Nachhaltigkeit von Cloud Computing, Rechenzentren und innovativer Technik für eine digitale Zukunft zu fördern. Dabei verpflichten sich die Unterzeichner, die Anforderungen des „Climate Neutral Data Centre Pact“ zu erfüllen.
Diese Anforderungen gliedern sich in mehrere Punkte, etwa die Energieeffizienz mit messbaren Zielvorgaben (PUE-Wert). Bis zum 1. Januar 2025 müssen neue Rechenzentren in kühlen Klimazonen einen PUE-Wert von maximal 1,3 erreichen.
Bestehende Rechenzentren müssen dieses Ziel bis zum 1. Januar 2030 erfüllen. Ein weiter Punkt ist die „grüne Energie“. Der Strombedarf von Rechenzentren muss bis zum 31. Dezember 2025 zu 75 Prozent durch erneuerbare Energien oder CO2-neutrale Energie gedeckt sein – bis zum 31. Dezember 2030 zu 100 Prozent.
Bis 2022 müssen die Betreiber von Rechenzentren zudem ein jährliches Ziel für die Wassernutzungseffektivität (WUE) oder eine andere Wassereinsparungskennzahl festlegen. Diese Zahl muss ein neues Rechenzentrum bis 2025 und ein bestehendes Rechenzentrum bis 2030 erreichen. Die Wiederverwendung, Reparatur und das Recycling von Servern, elektrischen Geräten und anderen elektrischen Komponenten muss von Rechenzentrumsbetreibern priorisiert werden. Und last but not least: Die Nutzung der Abwärme von Rechenzentren bietet ein hohes Potenzial zur Energieeinsparung. Rechenzentrumsbetreiber verpflichten sich zur Prüfung, ob die Abwärme effektiv genutzt werden kann, zum Beispiel durch die Einspeisung in das Fernwärmenetz oder für das Heizen von Wohnraum.
Wolfgang Kaufmann ist Geschäftsführer bei Datacenter One.