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Standort Kundennähe

1. Oktober 2014, 11:26 Uhr | Ralf Ladner, Chefredakteur funkschau

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Energiefresser Rechenzentrum?

funkschau: Rechenzentren haben den Ruf, Energiefresser zu sein. Stimmt das?

Badoux: Niemand kann - und wird - bestreiten, dass der Energiebedarf von Rechenzentren wächst. In den Anfängen der Rechenzentrumsindustrie wurde noch von Strom- und Kühlungsdichten zwischen 500 W/m² und 800 W/m² ausgegangen. Heutzutage findet man im Prinzip keine Neubauten unter 1.000 W/m², und oft wird die Erweiterung auf 1.500 W/m² und mehr gleich eingeplant.

Dadurch sehen sich Rechenzentrumsbetreiber mit einer Reihe von Aufgaben konfrontiert: Zum einen sorgt das massive Wachstum an Services und Endgeräten, die Netzwerktransfers nutzen, verbunden mit einer deutlichen Steigerung der Datenvolumina und kontinuierlich wachsenden Leistungsanforderungen dafür, dass immer mehr Flächen mit höheren Leistungsdichten bereitgestellt werden müssen. Auf der anderen Seite erwartet man von uns als Betreiber von Rechenzentren, dass wir den ökonomischen Aspekten Rechnung tragen – die ja eigentlich ökologische Aspekte sind. Denn oftmals, wenn wieder einmal das edle Ross der „Green IT“ durchs Dorf getrieben wird, geht es in Wirklichkeit darum, die Betriebskosten zu senken. Den Einsatz von IT-Equipment so ressourcenschonend wie möglich zu gestalten, ist also nüchtern betrachtet vorrangig eine betriebswirtschaftliche Frage. Selbstverständlich haben moderne Rechenzentren bessere Möglichkeiten als einzelne Unternehmen Energie einzusparen. Beim genaueren Hinsehen helfen Rechenzentren also sogar weniger Energie zu verbrauchen. Würden alle Kunden eigenständig ihre Server lagern, wäre der Energiebedarf viel höher.

funkschau: Deutschland, weltweiter Vorreiter in der Energiewende, übertrifft seine Nachbarländer mit den Energiekosten – Stichwort EEG-Umlage. Wäre es daher nicht sinnvoller, im Ausland seine Daten zu speichern und somit Geld zu sparen?

Badoux: Die Frage nach dem „richtigen“ Speicherort ist vielschichtig und kann nicht auf die Aufwendung für Energiekosten reduziert werden. Wie bereits erwähnt, ist die unmittelbare Nähe zu Anwendergruppen, Partnern und Kunden ein maßgebliches Argument. Dann die ebenfalls bereits aufgeführten rechtlichen oder branchenspezifischen Vorgaben. Ganz zu schweigen von einer Mitarbeiterpräsenz vor Ort. Natürlich liegen die Energiepreise im europäischen Umfeld etwa in Bulgarien deutlich unter denen hierzulande, aber kaum ein Unternehmen hat die personelle Präsenz vor Ort, um davon ohne zusätzlichen Aufwand profitieren zu können.

Zu einem anderen Ergebnis könnten allerdings durchaus einzelne Unternehmen kommen, die beispielweise äußerst rechenintensive und damit energieintensive Entwicklungsprozesse betreiben – ich denke da etwa an die Automobilindustrie. Ein Autobauer, der die Auswertung von Windkanalmessungen etwa in ein energiegünstiges Land auslagert, trifft eventuell eine wirklich gute Entscheidung. Für das Gros der Unternehmen gelten freilich andere Rahmenbedingungen.

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