Vor der Einführung der für die Sicherung der virtuellen Umgebung angedachten Lösung gilt es daher zunächst, einige Punkte zu klären. Dazu gehört festzulegen, ob ausschließlich Back-ups vom Host-Server oder nur von den virtuellen Maschinen erstellt werden sollen. Ist Letzteres der Fall, bietet eine umfassende Sicherung aller gegenüber selektiv ausgewählten VMs größtmöglichen Schutz, belegt jedoch mehr Speicherplatz auf dem Back-up-Ziel.
Eine weitere anzustellende Überlegung ist, welcher Granularitätsgrad gegeben sein muss. Die Wiederherstellung von Hypervisoren fällt dabei weniger ins Gewicht, da sich diese nach einem Serverausfall einfach neu installieren lassen. Viel entscheidender ist, ob sich VMs nicht nur vollständig, sondern auch einzelne Dateien und Ordner sichern und wiederherstellen lassen sollen.
Auch muss in Erwägung gezogen werden, ob von in virtuellen Maschinen ausgeführten geschäftsentscheidenden Applikationen anwendungskonsistente Back-ups erstellt sowie diese bei Bedarf zeitpunktgenau ebenfalls granular wiederhergestellt werden müssen. Die hierfür erforderlichen Funktionen sind heute in viele Lösungen nativ integriert, aber es kann sein, dass sie sich nur per Lizenzzukauf freischalten lassen. Letztlich sollten sich ebenfalls für das Unternehmen wichtige Infrastrukturdienste wie Active Directory schützen lassen.
RPO- und RTO-Ziele definieren: Wesentlicher Bestandteil jeder Datensicherung- und Wiederherstellungsstrategie ist zudem, die Recovery-Point-Objective (RPO)- und Recovery-Time-Objective (RTO)-Ziele zu bestimmen. Der RPO-Wert gibt an, welche Datenverluste bei einem Systemausfall tolerierbar sind. Dabei gilt, desto mehr Restore-Punkte gesetzt sind, desto weniger Informationen gehen im Katastrophenfall verloren. Der RTO-Wert steht hingegen für die Ausfallzeit, die ein Unternehmen bis zur vollständigen Wiederherstellung der Systeme verkraften kann. Wie genau die RPO- und RTO-Vorgaben im Detail aussehen müssen, hängt von den individuellen Datenrettungszielen eines Unternehmens ab.
Verantwortlichkeiten festzurren: Damit der Betrieb nach einem Notfall schnellstmöglich wieder anläuft, ist eine klare Zuweisung von Zuständigkeiten im Vorfeld unverzichtbar. Zusätzlich zu den für die Durchführung von Back-up- und Restore-Prozessen hauptverantwortlichen Mitarbeitern müssen zugleich Stellvertreter benannt werden, die ihre Aufgaben beispielsweise in Urlaubs- oder Krankheitszeiten übernehmen können.
Gerade bei kleineren IT-Abteilungen, die ohnehin mit wenig Personal auskommen müssen, kann das ein Problem darstellen. Aus diesem Grund sollte eine Back-up-Software gewählt werden, die leicht zu verstehen ist und sich intuitiv bedienen lässt. Dies bietet den Vorteil, dass sich selbst ungeschulte Kollegen schnell einarbeiten und im Worst Case alle für die Wiederherstellung notwendigen Schritte durchführen können. Außerdem minimiert eine einfach bedienbare Benutzeroberfläche das Risiko, dass es in Stresssituationen zu gravierenden Fehlern kommt.
Speicheranforderungen ermitteln: Die besten Back-ups nutzen wenig, wenn nicht ausreichend Kapazität für deren Speicherung zur Verfügung steht. Dies fordert von Administratoren eine genaue Kenntnis des aktuell zu sichernden Datenvolumens und eine Einschätzung, mit welcher Entwicklung künftig zu rechnen ist. Desgleichen müssen die Frequenz der gesetzten Wiederherstellungspunkte und deren jeweilige Aufbewahrungszeiten bei der Storage-Planung mitbedacht werden.
Kosten genau kalkulieren: In puncto Back-up- und Recovery-Lösung stehen IT-Verantwortliche häufig vor dem Dilemma, dass sie im Rahmen des verfügbaren Budgets ein angemessenes Datenschutzniveau sicherstellen müssen. Das beste Preis-Leistungs-Verhältnis bieten Produkte, die pro Host statt pro Sockel, Prozessor oder VM lizenziert werden, denn Letzteres kann beim Ausbau der Virtualisierungsinfrastruktur eingangs nicht veranschlagte Folgeausgaben nach sich ziehen. Berücksichtigt werden muss auch, ob für den Betrieb der Software die Anschaffung weiterer Komponenten, wie beispielsweise eines SQL-Servers, zwingend erforderlich ist, da dies die Kosten für die Gesamtlösung in die Höhe treibt.