Software Defined Mainframe

Zwei Welten vereint

5. Dezember 2017, 10:32 Uhr | Autor: Thomas Hellweg / Redaktion: Axel Pomper

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Was ist ein Software Defined Mainframe?

Vereinfacht gesagt handelt es sich um eine Softwarelösung, die simuliert, ein Mainframe zu sein. Anwendungen werden eins zu eins übersetzt und laufen in einer neuen, mehrschichtigen und offenen Systemumgebung, zum Beispiel x86, weiter wie gewohnt. Dateien, Datenbanken, Transaktionsmonitoring und Job Entry System können auf dem neuen System im Look, Touch and Feel eines Mainframe dargestellt werden, sodass die Mainframe-Spezialisten weiter auf ihrer gewohnten Oberfläche (3270 Interface) arbeiten können.

Intelligente Systeme bieten zusätzlich ein GUI, über das die Nicht-Mainframe-Experten ebenfalls die Anwendungen betreuen und programmieren können. So verbindet das System zwei Entwickler-Generationen, die nun gemeinsam an der Modernisierung der Unternehmensanwendungen arbeiten können. Momentan gibt es erst wenige Anbieter von Software Defined Mainframes (SDM). Bei der Wahl einer Lösung sollten Unternehmen aber auf einige wesentliche Kriterien achten: Neueste Lösungen bieten Übersetzungs-Tools (Compiler), die den Quellcode bi-direktional übersetzen. So kann Programmcode auch über das GUI in Java bearbeitet und, sofern notwendig, wieder auf den Mainframe zurückgespielt werden. Damit ist es auch möglich, nur Teilbereiche zu migrieren oder die Migration nach und nach vorzunehmen

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Checkliste - Was sollte ein SDM unterstützen
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© Tmax Soft

Außerdem sollte der SDM Cloud-fähig sein und gängige Anbieter unterstützen. Die Lösung sollte Unterstützung von Generation Data Groups (GDG) bieten, damit bei der Migration keine Daten fälschlicherweise als Dubletten identifiziert werden und sie sollte Container-fähig sein, um Berechtigungen granular vergeben zu können. Sicherlich empfiehlt es sich auch zu prüfen, welche Referenzprojekte der Anbieter nachweisen kann.

Wie funktioniert der Umzug?

Phase 1: Zunächst sollte ein Diagnose-Tool den gesamten auf dem Mainframe vorhandenen Quellcode analysieren. Dabei kann auch „toter“ oder inaktiver sowie „missing“ Code identifiziert werden. Bei totem Code kann  das Unternehmen entscheiden, ob er gelöscht werden darf, was zu einer erheblichen Verringerung des Quellcode-Footprints führt. Um ein Beispiel zu nennen: bei GE Capital wurde das Volumen bei Umzug auf einen SDM von 71 Millionen Zeilen Code auf 16 Millionen reduziert.

Phase 2: Nun erfolgt die Migration auf Standard-Server, die oft bereits beim Kunden verfügbar sind. Im Idealfall übersetzen SDM-Tools automatisiert den Quellcode. Das ist notwendig, denn der EBCDIC (Extended Binary Coded Decimal Interchange Code) einer Mainframe Quelle verwendet einen anderen Hexadezimalcode als ASCII (American Standard Code for Information Interchange).

Phase 3: Es folgt eine Testphase mit Funktionstests für notwendige Anpassung und Systemjustierungen, die jedoch erheblich kürzer ist als bei den bisherigen Rehosting-
Methoden.

Phase 4: Danach erfolgt der Wechsel zum Effektivbetrieb.

Bereit für die Digitalisierung

Die Kernvorteile des Software Defined Mainframe sind offensichtlich: er kann massive Kosteneinsparungen ermöglichen und die Mainframewelt für die Digitalisierung und Virtualisierung öffnen.

Zum Erstaunen vieler eingefleischter Mainframe-Fans ist die Performance bei guten Software Defined Mainframes oftmals sogar höher als beim klassischen Mainframe. Darüber hinaus erhöht er die Skalierbarkeit. Neue Nodes können beispielsweise sehr schnell und einfach geklont und ergänzt werden. Auch die Reaktionsfähigkeit in Bezug auf Veränderungen in der technischen Entwicklung und am Markt verbessert sich. Innovationen können erheblich schneller zu Marktreife gebracht werden. Außerdem haben Unternehmen durch das offene System eine größere Auswahl an Software – auch aus dem Bereich Open Source. Viele Nutzer kennen das Problem teurer Third-Party-Anwendungen im Mainframe-Bereich. Zu guter Letzt löst der SDM auch das Problem des Fachkräftemangels und ermöglicht die Zusammenarbeit von Mainframe-Profis und jungen Programmierern über eine flexible und offene Plattform.

Thomas Hellweg ist Geschäftsführer für die DACH-Region bei Tmax Soft


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