(lb) Schon seit der massenhaften Verbreitung von Mobiltelefonen in den 90er Jahren prophezeien einige unerschütterliche Technikgläubige – ähnlich zuverlässig wie die Zeugen Jehovas einen neuen Weltuntergang – jedes Jahr aufs Neue den großen Durchbruch auf Mobiltelefone gestützter Bezahlmethoden. Doch im Technologiebereich gilt genau wie beim Glauben, dass durch mantraartige Wiederholung allein daraus noch lange keine Wahrheit wird. Das gilt insbesondere in Deutschland, wo schon der Vorschlag zur Abschaffung des Kleingelds landesweit eine aufgeregte Debatte hervorruft. Schließlich wusste schon Oma, dass, wer den Pfennig nicht ehrt, es langfristig auch nicht zu mehr bringen wird. Während in anderen Ländern bargeldloses Bezahlen per Kreditkarte schon längst Standard ist und auch Mobile Payment immer mehr Anhänger gewinnt, werden in Deutschland weiterhin mehr als die Hälfte aller Bezahlvorgänge mit Bargeld abgewickelt. Selbst Kreditkarten spielen nur eine untergeordnete Rolle und liegen in der Gunst der Nutzer weit hinter der EC-Karte zurück.
Hinzu kommt auch ein grundsätzliches Problem von Mobile Payment: Es löst schlichtweg kein Problem der Nutzer, sondern ersetzt lediglich ein Bezahlverfahren durch ein anderes. Dem stehen gleichzeitig hohe Sicherheitsbedenken entgegen. Apple Pay, das in den USA immerhin bereits fünf Prozent der kontaktlosen Zahlungen für sich verbuchen kann, und der Konkurrent Google Wallet sind deshalb bei uns noch nicht einmal verfügbar. Andere Lösungen wie Telekom MyWallet sind unnötig kompliziert und funktionieren aufgrund technischer Einschränkungen nicht mit allen Smartphones oder nur bei einigen Shop-Partnern. So wird mobiles Bezahlen hierzulande wohl noch einige Jahre vor allem im Bereich von Mikrotransaktionen bei Online-Einkäufen – meist direkt über die Mobilfunkrechnung – stattfinden.