Interview mit Ericsson

5G-Standardisierung – ein sukzessiver Prozess

23. Oktober 2017, 10:44 Uhr |
Impressionen einer 5G-Demonstration auf dem Mobile World Congress in Barcelona
© Ericsson

"Deutschland soll zum Leitmarkt für den neuen Mobilfunkstandard 5G werden", so das erklärte Ziel der Bundesregierung in Sachen Mobilfunk. Bis spätestens Ende 2020 gelte es daher die Voraussetzungen für die kommerzielle Markteinführung der 5G-Netze zu schaffen. Doch bis dahin ist noch ein weiter Weg.

So spielen Zertifizierungen und Evaluierungen beim Vorantreiben des 5G-Standards eine wichtige Rolle, bedeuten allerdings auch langwierige Entscheidungs- und Bewertungsprozesse. Anfang Oktober fand in München ein Treffen von Vertretern großer Telekommunikationsunternehmen statt: In einer Arbeitsgruppe der International Telecommunication Union (ITU), der Internationalen Fernmeldeunion, galt es, Anforderungen an die neue Mobilfunk- und Netztechnik 5G zu definieren. Die Ergebnisse sollen nun in die Arbeit der Standardisierungsorganisation 3rd Generation Partnership Project (3GPP) einfließen. funkschau hatte die Möglichkeit, vorab einem Vertreter von Ericsson zu dem komplexen Thema Fragen zu stellen. Christian Hoymann, Ericsson Chef Delegate für 3GPP RAN, stand Rede und Antwort.

funkschau: Herr Hoymann, Anfang Oktober fand in München ein Workshop statt, auf der die ITU-R WP5D ihren IMT-2020 Prozess erläuterte. Sie waren ebenfalls vor Ort. Was genau macht die ITU-R WP5D?

Christian Hoymann: Die ITU-R (International Telecommunication Union, Radiocommunication Sector; Übersetzung: Internationale Fernmeldeunion, Funkkommunikation) ist ein Bereich der ITU, der internationale Angelegenheiten auf dem Gebiet der Funkkommunikation regelt. Er umfasst die internationale Koordinierung und Abstimmung für terrestrische Funksysteme. Dazu gehören im Wesentlichen die Untersuchung, Bewertung und Bearbeitung von Frequenzzuteilungen (der Frequenzverwaltungen der ITU-Mitgliedsstaaten).

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Christian Hoymann, Ericsson
Christian Hoymann, Ericsson Chef Delegate für 3GPP RAN
© Ericsson

Die Arbeitsgruppe WP5D beschäftigt sich mit Mobilfunk. Durch diese international koordinierte Frequenzzuteilung werden zum einen Interferenzen zwischen Funksystemen (über Landesgrenzen hinweg) minimiert und zum anderen (globale) Ecosysteme ermöglicht, die einen wirtschaftlichen Aufbau und Betrieb dieser Funksysteme erlauben.

funkschau: Was ist unter IMT-2020 zu verstehen?

Hoymann: IMT-2020 ist ein Prozess zur Zuweisung von Funkfrequenzen an Mobilfunksysteme. Dabei werden eine oder mehrere Mobilfunktechnologien zertifiziert, die auf eben diesen IMT-2020-Funkfrequenzen betrieben werden dürfen. In der Vergangenheit gab es bereits zwei ähnliche Prozesse: der IMT-2000-Prozess hat im Jahre 2000 das Mobilfunksystem UMTS (Universal Mobile Telecommunications System) für die IMT-2000-Funkfrequenzen zertifiziert und der IMT-Advanced-Prozess hat im Jahre 2012 LTE für die IMT-Advanced-Funkfrequenzen zertifiziert. IMT-2000 beziehungsweise IMT-Advanced zertifizierte Mobilfunksysteme werden auch als „3. Generation“ beziehungsweise „4. Generation“ bezeichnet. Daher ist der aktuelle IMT-2020-Prozess auch unter dem Schlagwort „5. Generation“ des Mobilfunks bekannt – oder eben kurz: 5G.

funkschau: Wie sieht die Roadmap der Standardisierung von IMT-2020 genau aus und auf welchem Schritt der Etappe befinden wir uns derzeit?

Hoymann: Die ITU-R WP5D startet mit einer Analyse der erwarteten Anwendungsfälle, aus der die Anforderungen der zukünftigen Mobilfunksysteme abgeleitet werden. Der Workshop in München ist der Abschluss dieser ersten Phase. Danach haben Standardisierungsorganisationen, wie zum Beispiel die 3GPP (3rd Generation Partnership Project), Zeit, Mobilfunksysteme zu standardisieren und diese in den Prozess einzuspeisen. Alle eingetroffenen Systeme werden dann von unabhängigen Stellen bewertet. Die Systeme, die erwiesenermaßen die Anforderungen erfüllen, dürfen dann auf den Funkfrequenzen betrieben werden.


  1. 5G-Standardisierung – ein sukzessiver Prozess
  2. Herausforderung: Einen flexiblen Rahmen schaffen
  3. Hintergrund zum Arbeitstreffen der ITU in München

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