Mobile-Payment

Das digitale Portemonnaie – Fluch oder Segen?

5. Mai 2011, 10:59 Uhr | Roelant Prins, Chief-Commercial-Officer, Adyen
© Motorola/funkschau

Es ist ein junges Geschäftsfeld – aber eines der vielversprechendsten im künftigen Mobilfunkmarkt. Mobile-Payment ist nicht neu. Doch während das digitale Bezahlverfahren einst an fehlenden Endgeräten und ausbleibenden Kunden scheiterte, soll der zweite Anlauf von Erfolg gekrönt werden. Die technischen Voraussetzungen sind da. Das Ringen unter den Mobilfunkbetreibern, Kreditkartenkonzernen und Netzausrüstern um die beste Ausgangsposition hat begonnen.

Die unterschiedlichsten Zahlungsmethoden haben mittlerweile Einzug in unser tägliches Leben gehalten: Bar- oder Kartenzahlung im Einzelhandel vor Ort, Überweisungen im Versandhandel oder elektronische Zahlungen beim Kauf über das Internet. Die Arten sind dabei so vielfältig wie das Angebot an Waren oder Dienstleistungen selbst. Ein bislang eher am Rande entstandenes Bindeglied all dieser Zahlungsmethoden ist das Mobile-Payment (M-Payment), welches im Fachsprachgebrauch zu den Micropayment-Systemen zählt. Immer mehr Nutzer und damit potenzielle Kunden des M-Commerce besitzen heute Smartphones, die eine schnelle und auf den ersten Blick sichere Bezahlform bieten. Laut einer Erhebung der Universität Augsburg wünscht sich mittlerweile jeder zweite deutsche Handynutzer, mit seinem Gerät nicht nur telefonieren, sondern auch bezahlen zu können.

Betrachtet man die Entwicklungsgeschichte des M-Payment, stößt man unwillkürlich auf die bescheidenen Anfänge der Onlinezugänge via Mobiltelefon und damit verbundenen Restriktionen und Problemen. Zu Beginn der Online-Ära der Mobilfunkanbieter standen Browser, die nicht größer dargestellt wurden als Briefmarken. Dazu kamen mehr als langsame Verbindungen ins Internet, die – wenngleich sie auch die Konnektivität sicherstellen konnten – in der Praxis oft versagten oder den Anwender Stunde über Stunde warten ließen, bis dieser an seinem vermeintlichen Ziel war. Das Ganze ging mit Gebühren einher, die jenseits der Schmerzgrenze der meisten Handynutzer lagen.

Sichere und schnelle Onlinezahlungen per Mobiltelefon wurden im Grunde erst mit dem Einzug der „richtigen“ Smartphones möglich. Die Displays wuchsen auf Augen- und Anwender-verträgliche Abmessungen an, und die Internetverbindungen konnten dank schnellerer Übertragungsstandards sowie günstiger Datentarife erstmals vernünftig genutzt werden. Dies nahmen viele Internetseiten-Betreiber auch zum Anlass, spezielle Mobiltelefon-freundliche Versionen ihres Internetauftritts parallel zu schalten.

Grenzenlose Möglichkeiten
Die Chance, über das Mobiltelefon zu bezahlen, machten sich im ersten Schritt Anbieter von Handy-Applikationen zu nutze. Egal ob Klingelton, Hintergrundbild, Bildschirmschoner oder Videoclip – es war nun möglich, derlei Spielereien nicht mehr durch Belastung des Providerkontos oder der Prepaid-Karte zu bezahlen (Premium-SMS), sondern „echte“ Zahlungsanweisungen zu erstellen. Dies konnte über eine Banküberweisung genauso wie über die Abwicklung alternativer Zahlungsweisen, wie beispielsweise Pay-Pal oder Click-and-Buy, geschehen. Aber auch Fluggesellschaften entdeckten die mobilen Möglichkeiten schnell für sich und boten neben der Bezahlung per Mobiltelefon auch die Abwicklung der Buchungsmodalitäten bis hin zur elektronischen Erstellung der Boardingcard, die man als Barcode-Darstellung nur noch per Handydisplay am Gate einscannen lässt.

Ein weiterer Wirtschaftszweig, der mit steigender Popularität des M-Commerce einen Aufschwung erfuhr, war die Gaming-Branche. Es gibt so gut wie kein Spiel, welches nicht für Mobiltelefone verfügbar ist. Ob klassische Casino-Spiele wie Poker, Black-Jack, Roulette und Slotmachine, oder Adaptionen bekannter Videogames wie Strategie- und Aufbauspiele, Shooter oder Jump-and-Runs – jede Zielgruppe wird mittlerweile von Seiten der Industrie adressiert und umworben.

Zur Selbstverständlichkeit zählen heute zudem Bezahlvorgänge per Mobiltelefon für Parkscheine (M-Parking) – hierbei wird die Rechnung für den Parkraum direkt vor Ort beglichen – oder die Kostenerstattung von E-Paper-Angeboten vieler (Zeitungs-)Verlage. Über das Internetportal von Stiftung Warentest beispielsweise kann man seit 2010 per Handy Einzelartikel oder ganze E-Paper abrufen. Diese umfassenden Möglichkeiten, gepaart mit einem immer weiter wachsenden Angebot an Services und Produkten, die „mobil“ bezahlt werden können, machen für viele Menschen den klassischen Geldbeutel heutzutage überflüssig und das Mobiltelefon als stetigen Begleiter unabkömmlich.

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