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Digitalisierung: Vom gelebten Prozess bis zum Experimentiermodus

24. April 2020, 9:17 Uhr | Redaktion
© lightwise, 123rf

Ob Kultureinrichtung oder Schmuckmanufaktur – aus der Digitalen Transformation können Organisationen jeder Branche ihren Nutzen ziehen. Zwei Experten teilen ihren Erfahrungsschatz.

Wie manifestiert sich die Digitalisierung konkret in Ihrem Unternehmen/Ihrer Organisation? Inwiefern hat sich die Arbeitssituation verändert?

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Dr. Christian Gries, Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern
Christian Gries ist Projektleiter “Digitale Strategien für Museen” der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern, welche die gesetzlich festgelegte Fürsorge für die über 1.200 bayerischen Museen ausübt, die sich nicht in staatlicher Trägerschaft befinden. Ihre Fachwissenschaftler, Architekten und Restauratoren beraten die Träger – wie Kommunen, Kirchen, Vereine, Firmen und Privatleute – bei der Erstellung von Museumskonzepten, bei der Planung und Einrichtung der Museumsgebäude, Ausstellungsräume und Depots, aber auch zu digitalen Strategien oder bei der Erstellung von Websites und Apps. Außerdem kann die Landesstelle bei Erfüllung bestimmter Förderkriterien die Museen mit Investitionszuschüssen unterstützen und beratend und finanziell bei konservatorischen und restauratorischen Problemen helfen.
© BLFD

Christian Gries: Die Digitalisierung macht sich längst auch in den Kultureinrichtungen bemerkbar. Sie verändert Museen, konditioniert aber auch den Umgang einer diversen Öffentlichkeit mit Bildungsgut, Medien und Informationen. Im Blick auf die Museen sprechen wir von einem Paradigmenwechsel, der sich in allen relevanten Arbeitsbereichen bemerkbar macht: Dokumentation, Vermittlung, Kommunikation und zunehmend auch in Organisation und Management. In einzelnen Arbeitsbereichen wie etwa der Objekterfassung und Inventarisation liegen Arbeitsprozesse schon seit Jahren in digitalen Architekturen. In anderen Aufgabenbereichen wie zum Beispiel der digitalen Vermittlung oder im Change Management wird noch viel gegrübelt und experimentiert.

Henry Wegener: Ehinger Schwarz 1876 ist ein Traditionsunternehmen mit über 140 Jahren Erfahrung im Schmuckbereich. In dieser Zeit haben sich die Prozesse natürlich stark geändert. Durch unsere letzte Umstrukturierung konnten wir letztendlich unsere Prozesse vereinfachen und beschleunigen sowie die notwendige Übersichtlichkeit schaffen, um im 21. Jahrhundert am Markt erfolgreich bestehen zu können.

Braucht es Ihrer Meinung nach im digitalen Zeitalter neue Stärken beziehungsweise Fähigkeiten?

Gries: Bei den Kultureinrichtungen geht es vor allem um eine professionelle Sicht auf die wesentlichen Handlungsfelder der Digitalisierung, sowie um eine grundsätzliche Handlungsbereitschaft und um die Herstellung von individueller Handlungsfähigkeit. Das ist für viele Einrichtungen noch ein weites Feld. Nicht alle Dimensionen in diesen Aufgabenstellungen liegen zudem in der Kontrolle der Institutionen. Da müssen Politik, Gesellschaft, Träger und Stakeholder erst Rahmen und Möglichkeiten schaffen. Es fehlen vielfach Stellen und Ressourcen für eine Umsetzung. Fähigkeiten kann man zudem nur nachhaltig entwickeln, wenn es in Personal und Projektstrukturen eine Perspektive gibt. Digitalisierung wird in vielen Kultureinrichtung auf der Basis befristeter Projekte betrieben. Das kann nicht funktionieren.

Wegener: Die Digitalisierung beschäftigt uns mittlerweile überall, ob beruflich oder privat. Heutzutage haben Schüler in der Grundschule schon den ersten Kontakt mit der Technik. Dies war vor einigen Jahren noch nicht der Fall, sodass die Fähigkeiten im Umgang mit neuen Techniken für die ältere Generation oft schwer ist. Hier müssen diese Fähigkeiten in den jeweiligen Bereichen behutsam vermittelt werden.


  1. Digitalisierung: Vom gelebten Prozess bis zum Experimentiermodus
  2. Akzeptanz als Grundstein

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