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KI im Unterricht

18. September 2024, 10:55 Uhr | Sabine Narloch
© Gorodenkoff | AdobeStock

Im Unterricht spielt Künstliche Intelligenz eine größer werdende Rolle. Doch noch ist die Skepsis gegenüber dem KI-Einsatz an deutschen Schulen offenbar groß. Zudem sollte allen Beteiligten bewusst sein, dass für die Einführung solcher Tools im Unterricht nicht nur technische Aspekte relevant sind.

KI-Anwendungen im Schulunterricht kommen in immer mehr Bundesländern zum Einsatz. So hat der Verband der Internetwirtschaft e. V., kurz Eco-Verband, nachgezählt: Nach dem Ende der Sommerferien können demnach Lehrkräfte in zehn Bundesländern auf generative KI-Anwendungen wie den KI-Assistenten „KAI“ zurückgreifen. So kamen Sachsen, Brandenburg, Berlin und Schleswig-Holstein hinzu – Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Rheinland-Pfalz haben bereits landesweite Lizenzen für generative KI, in Baden-Württemberg, Niedersachsen und Bayern seien erste Pilotprojekte gestartet worden.

Skepsis gegenüber KI im Schuleinsatz

Zudem wurden für eine vom Eco-Verband beauftragte Studie 2.500 Bürger:innen gefragt, was sie vom KI-Einsatz an Schulen halten. 60,8 Prozent betrachten den Einsatz von KI als Unterstützung für Schüler:innen bei Hausaufgaben und Lernaktivitäten negativ, nur 18,3 Prozent erachten es als positiv, wenn Tools wie ChatGPT bei den Hausaufgaben helfen. Unentschieden zeigten sich 20,9 Prozent der Befragten.

Dass intelligente Lernsysteme helfen, die Bildungsqualität in Deutschland zu verbessern, davon ist Eco Geschäftsführer Alexander Rabe überzeugt. Für ihn sei eine Zukunft ohne KI „nicht mehr vorstellbar, und es ist daher unerlässlich, dass unsere Kinder jetzt umfassende IT- und Medienkompetenzen entwickeln. Sie müssen gezielt und sinnhaft an KI-Technologien herangeführt werden, unterstützt von Lehrkräften, die darin ausgebildet sind und sicher in der Vermittlung stehen.“ Dann sei KI ein wertvolles Werkzeug, um die Bildungsqualität zu steigern.

Schüler:innen und Lehrkräfte vorbereiten

Dass im Umgang mit KI vor allem überfachliche Kompetenzen gefragt sind, davon ist Diana Knodel überzeugt – sie ist CEO und Gründerin von Fobizz. Dabei handelt es sich um eine deutschsprachige Plattform für Weiterbildungen für Lehrkräfte. Nach eigenen Angaben habe die Plattform aktuell 500.000 User:innen. Genutzt werden demnach KI-gestützte Tools zur Unterrichtsvorbereitung oder solche, die zum gemeinsamen Lernen mit Schüler:innen im Unterricht verwendet werden.

Mit überfachlichen Kompetenzen sind nun Fähigkeiten wie kritisches Denken, Problemlösungsfähigkeit, Kreativität, emotionale und soziale Intelligenz gemeint. „Lehrkräfte sind die Schlüsselpersonen, die diese Kompetenzen bei den Schülerinnen und Schülern fördern und entwickeln können. Durch ihre Anleitung und Unterstützung erwerben Lernende nicht nur fachliches Wissen, sondern auch die Fähigkeit, dieses Wissen in verschiedenen Kontexten anzuwenden, kritisch zu hinterfragen und verantwortungsbewusst zu handeln”, so Knodel. Sie hat einige Tipps, wie sich Lehrkräfte und Schüler:innen auf den Umgang mit Künstlicher Intelligenz vorbereiten können.

  • Grundlagenwissen vermitteln: Um bei Schüler:innen das nötige Verständnis aufzubauen, sollten Lehrkräfte grundlegende Konzepte und Funktionsweisen von KI sowie deren Potenzial und Risiken erklären.
  • Kritisches Denken fördern: Lehrkräfte sollten Schüler:innen dazu anregen, kritische Fragen zu stellen. Dabei sollten auch ethische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Implikationen von KI-Technologien diskutiert werden.
  • Anwendungen und Projekte in der Praxis: „Learning by doing“, kann helfen KI-Technologien selbstständig zu erforschen und anzuwenden. Das könne im Zuge von praktischen Übungen und Projekten erfolgen.
  • Digitale Kompetenzen schulen: Damit Lehrkräfte ausreichend digital kompetent sind, ist deren Weiterbildung ein sehr wichtiger Aspekt.

KI-Unterstützung für die Unterrichtsplanung

Auch die KI-Bildungsplattform „to teach“ bietet Einblick in die Nutzung von KI im Unterricht und bei der Unterrichtsvorbereitung. Seit dem Start der Plattform im Jahr 2023 wurden laut eigenen Angaben 350.000 Bildungsinhalte von 60.000 Lehrkräften in Deutschland mit den Tools und Anwendungen von to teach erstellt sowie über 100.000 Unterrichtsstunden geplant und vorbereitet.

Aus den Nutzungsdaten liest to teach ab, dass KI über alle Schulformen hinweg und unabhängig von der Ausstattung der Schulen zum Einsatz komme. Für die Analyse wurde die Gesamtzahl der deutschen Lehrkräfte in den verschiedenen Schulformen ins Verhältnis zur Anzahl der Nutzenden von to teach gesetzt. Lehrkräfte an Grundschulen machen dabei den größten Anteil in der Gesamtverteilung aus (26,39 Prozent), der Anteil derer, die KI für den Unterricht nutzen, liegt bei to teach mit 17,18 Prozent deutlich niedriger. Der Anteil von Lehrkräften an Gymnasien ist bei to teach höher (25,47 Prozent) als in der Gesamtverteilung (21,86 Pro). Bei anderen Schulformen, wie Hauptschulen und Realschulen, sind die Unterschiede weniger stark; allerdings liegt die Nutzung bei Hauptschulen im unteren einstelligen Bereich, bei Berufs- und Realschulen bei knapp über zehn Prozent.

Erklärungsansätze für die unterschiedliche Nutzung nach Schulart bietet to teach ebenfalls: Vor allem wenn die Lehrer:innen mit veralteten Materialien arbeiten müssen, kann die KI aktuellere digitale Inhalte liefern oder bestehende Inhalte in einem neuen Format aufarbeiten. Das sei laut to teach vor allem für Lehrkräfte in den MINT-Fächern oder in Geschichte der Fall. Auch an berufsbildenden Schulen bietet sich der Rückgriff auf KI-Inhalte an, vor allem bei den Themen Pflege, Erziehung und Kommunikation. Nadine Reber ist Lehrerin für Englisch und Wirtschaft an einer berufsbildenden Schule in Rheinland-Pfalz und beschreibt die Situation wie folgt: „Besonders in den fachspezifischen Bereichen, zum Beispiel bei angehenden Immobilienkaufleuten, ist es oft schwer, schnell aktuelle und passende Inhalte zu finden. Hier hilft mir die KI, qualitativ hochwertige Materialien und passende Texte zu generieren.“

Für Grundschullehrkräfte wiederum seien bild- und bastellastige Inhalte im Schulalltag sehr wichtig; von der KI seien hier jedoch nur wenig gute Vorschläge für analoge Formen des Lernens gekommen.

Generell machen laut to teach über 90 Prozent der Lehrkräfte, die die Plattform nutzen, von der Möglichkeit Gebrauch, digital erstellte Inhalte im Word- oder PDF-Format herunterzuladen. Das habe auch den Grund, dass die wenigsten Schulklassen in Deutschland flächendeckend mit entsprechenden Geräten ausgestattet sind oder ausschließlich digital arbeiten.

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